Serie A:So jung wie einst Buffon und Maldini

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Riese zwischen den Pfosten: Gianluigi Donnarumma, 16, zählt mit seinen 196 Zentimetern bereits zu den Großen in italienischen Erstliga-Toren. (Foto: Matteo Bazzi/dpa)

Bei seinem Liga-Debüt für den AC Mailand weckt der 16 Jahre alte Torhüter Gianluigi Donnarumma Erinnerungen an frühere Größen.

Von Birgit Schönau, Rom

Ein Name wie eine Lawine. Gianluigi Donnarumma, wie das rollt. Aber sein Job ist es, den Ball zu stoppen, als Torwart beim AC Mailand. Donnarumma war die Nummer drei hinter Diego Lopez und Christian Abbiati. Bis zu seinem Einstand gegen US Sassuolo am Sonntag. "Er ist derjenige, dem ich im Moment am meisten vertraue", erklärte sein Trainer Sinisa Mihajlovic. Donnarumma ist also jetzt erst mal Milans Nummer 1. Mit 16 Jahren. Der neue Buffon, jubeln sie schon in Italien, das früher einmal das Land war, wo die Torhüter-Talente blühten. Der alte Buffon ist inzwischen 37 Jahre alt und immer noch erster Torwart und Kapitän bei Juventus und in der Nationalelf. Mit 17 hatte er einst beim AC Parma angefangen.

Den Vornamen haben sie auch gemeinsam, Gigi für Freunde und Fans. Donnarumma stammt aus Castellammare di Stabia, einem Küstenort im Schatten des Vesuvs, wenige Kilometer südlich von Pompeji. Eine Gegend, in der schon die alten Griechen siedelten, und so hat der junge Torwart ein Gesicht wie von einem Künstler der Antike gemeißelt, mit den eng aneinander liegenden, langen Augen, der markanten Nase. 196 Zentimeter ist der Junge lang, ein Riese zwischen den Pfosten. Mit 14 landete er in Mailand, auch das eine Parallele zu Gigi, dem Großen, der als 13-Jähriger aus dem Elternhaus ins Fußball-Internat zog. Der übliche Weg, aber wenige schaffen es dann in so kurzer Zeit nach ganz oben.

"Mich interessiert nicht das Alter, sondern ob einer gut ist oder nicht", sagt Mihajlovic. Abbiati ist 38, Diego Lopez wird in wenigen Tagen 34. "Donnarumma hat alles, was ein Erstligatorwart braucht", findet sein Trainer, "er ist ein Ausnahmetalent. Ich sehe nicht die Gefahr, ihn vorzeitig zu verschleißen. Hier wird doch dauernd geklagt, dass man die Jungen ranlassen soll." Der kleine Gigi wird also auch beim nächsten Match noch zwischen den Pfosten stehen, schließlich gewinnt Milan nicht mehr jeden Tag, holte aber am Sonntag gegen Sassuolo die dringend benötigten drei Punkte, um auf Platz zehn zu krabbeln. Das Spiel endete 2:1, Donnarumma kassierte den Gegentreffer, als Sassuolo die einzige Torchance in 90 Minuten nutzte. Der Schlussmann konnte wenig tun, Milan hat nun mal die zweitschlechteste Abwehr der Liga. Donnarummas Debüt entspringt natürlich nicht dem schieren Überfluss, sondern der puren Verzweiflung. Und dem großen Einfluss seines Agenten Mino Raiola, der auch Paul Pogba, Zlatan Ibrahimovic und Mario Balotelli unter Vertrag hat und seit Monaten drängt, seine Ware endlich mal auf die große Bühne zu bringen: "Denn bei Ajax Amsterdam oder Atletico Madrid würde er längst in der ersten Mannschaft spielen." Schließlich hat Donnarumma im Sommer, bei einem Testspiel gegen Real Madrid, einen Elfmeter von Toni Kroos pariert.

Donnarumma ist der zweitjüngste Torwart, der je in die Serie A startete, nach Gianluca Pacchiarotti, der 1980 ein noch jüngerer 16-Jähriger war, damals aber nur zehn Minuten für Pescara hielt und bald wieder in der Versenkung verschwand. Unter anderem bei Schalke 04, wo er es in der Saison 1986/87 auf null Einsätze brachte. Donnarumma orientiert sich da lieber an einem anderen Kollegen, der mit 16 für Milan den Erstliga-Einstand gab und 25 Jahre blieb: Paolo Maldini. Einstweilen hat er schon seinen großen Bruder Antonio überholt. Der ist schon 25 und dritter Torwart bei CFC Genua. Vor drei Jahren war Antonio Donnarumma auch mal bei Milan. Bei einem Erstligamatch im Tor zu stehen, schaffte er nie.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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