Schwimmen bei Olympia:Das ist die jüngste Olympia-Teilnehmerin

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Und eine Medaille hat sie auch schon: Gaurika Singh zeigt stolz ihre silberne Beute von den diesjährigen Südasienspielen in Indien. (Foto: Vikramjit Kakati/dpa)

Mit 13 Jahren durch alle Schlupflöcher: Eigentlich hat sich die nepalesische Schwimmerin Gaurika Singh gar nicht qualifiziert - starten darf sie trotzdem.

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro

Ihre Idole hat Gaurika Singh längst kennengelernt. Katinka Hosszu aus Ungarn schnappte sie sich für ein Foto, mit Chinas Sun Yang war sie sogar essen, im vergangenen Jahr bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in der russischen Stadt Kasan. Das muss die Nepalesin nun also nicht mehr erledigen, was doch ganz praktisch ist bei Olympischen Spielen: Da gibt es schließlich auch so genügend Rummel, vor allem wenn man von den mehr als 10 000 Athleten auch noch die jüngste ist.

13 Jahre und 255 Tage wird Singh alt sein, wenn sie am Sonntag ihren Vorlauf über 100 Meter Rücken bestreitet. "Das ist ziemlich cool, aber es fühlt sich auch unwirklich an", sagt sie. Die Organisatoren der Spiele verbreiten ihre Geschichte gerne, sie steht ja für das Symbol der vereinten Sportlerwelt: In Rio finden die Nationen zusammen.

Das ist wichtiger als die Tatsache, dass Singh keine Zeit geschwommen ist, die sie qualifiziert hätte oder dass man in der Regel 16 Jahre alt sein muss, um zu Olympischen Spielen zu reisen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) macht da gerne mal Ausnahmen.

Singh ist im Grunde keine nepalesische Schwimmerin, sondern eine britische

Wer an Olympia teilnehmen will, muss dafür nicht zwingend eine geforderte Zeit schwimmen. Das IOC hat zusammen mit dem Schwimmweltverband Fina ein System entwickelt, von dem auch Sportlerinnen wie Gaurika Singh profitieren können. Wer weder die strenge A-Norm, noch die weniger strenge B-Norm erfüllt hat und auch kein Teil einer qualifizierten Staffel ist, kann über ein Schlupfloch den olympischen Traum erleben.

Nationen, die keinen Normerfüller aufweisen, wird gestattet, jeweils einen Mann und eine Frau zu Olympia zu schicken. Voraussetzung ist, dass sie bei der vorausgegangenen WM angetreten sind. Und das ist Singh ja. Gut, damals war sie ebenfalls ohne erfüllte Norm gestartet, ebenfalls über ein Schlupfloch nach Russland gekommen - doch wer will schon so kleinlich sein, vor allem bei einer 13-Jährigen. Hervorragend schwimmen kann der Teenager allemal, ihre Bestzeit liegt bei 1:07,31 Minuten, aufgestellt bei ebenjener WM in Kasan.

Ihre Zeit war damals nepalesischer Rekord und wer sich mit ihr vergleichen will, muss nur mal die 100 Meter Rücken im Schwimmbad probieren. Doch nepalesischer Rekord ist bei einer WM auch nur Platz 81, und im Vergleich zur Olympia-A-Norm sechs Sekunden zu langsam.

Singh ist im Grunde keine nepalesische Schwimmerin, sondern eine britische. Sie lebt mit ihren Eltern in London, trainiert beim Barnet Copthall Schwimmklub, der seit 1980 stets Schwimmer für Olympia gestellt hat. Als sie zwei Jahre alt war, kam ihre Familie nach England, die Heimat besuchen die Singhs aber regelmäßig. Im April 2015 wurde ihnen das beinahe zum Verhängnis: Beim Erdbeben mit 9000 Toten waren sie gerade in Kathmandu. "Das war schrecklich", sagt Singh, "zum Glück waren wir in einem neuen Gebäude, das nicht zusammengestürzt ist."

Die Familie guckt von zu Hause aus zu

Zusammen mit ihrem Vater ist sie nach Rio gekommen, zu Hause guckt der Rest der Familie zu, wie die Schülerin mit Zahnspange gerade die größte Aufmerksamkeit ihres Lebens bekommt. In Kasan hatte sie vor ein paar Monaten noch kaum jemand bemerkt, da war sie fast schon ein Oldie im Vergleich zur Jüngsten. Das war nämlich Alzain Tareq aus Bahrain, gerade mal zehn Jahre alt. Sie fehlt in Rio de Janeiro. Ihr Verband hat dann doch noch zwei andere Schwimmer mit besseren Leistungen gefunden.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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