Schweden:Tränen vor dem Training

Nach der Niederlage gegen Deutschland versammelt sich das schwedische Team demonstrativ hinter dem angefeindeten Jimmy Durmaz.

Das Smartphone als Telepromter in der Hand, gibt Jimmy Durmaz eine Erklärung ab. (Foto: Joel Marklund/dpa)

Weil ihr Mittelfeldspieler Jimmy Durmaz Morddrohungen erhielt, hat die schwedische Mannschaft ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Vor dem ersten Training nach dem 1:2 gegen Deutschland versammelte sich das Team am Sonntag geschlossen hinter Durmaz, der in den sozialen Netzwerken massiv beleidigt und bedroht worden war. Alle Schweden riefen gemeinsam: "Fuck Racism" (in etwa: "Scheiß-Rassismus"). Durmaz weinte nach dem Ausruf.

In einer kurzen Ansprache hatte Nationaltrainer Janne Andersson zuvor gesagt, Reaktionen wie die jüngsten in den sozialen Netzwerken seien völlig inakzeptabel. Durmaz, 29, bezog ebenfalls Stellung. "Kritisiert zu werden ist etwas, mit dem wir leben, aber ein Selbstmordattentäter genannt zu werden, Morddrohungen gegen mich und meine Kinder zu erhalten, ist absolut inakzeptabel", sagte er: "Ich bin schwedisch, und ich trage unser Trikot und unsere Flagge mit Stolz. Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die Liebe und Wärme verteilen. Wir stehen beisammen, wir sind Schweden." Durmaz ist in Örebro aufgewachsen, als Sohn assyrischer Eltern, die aus der Türkei einwanderten. Im Gruppenspiel gegen die DFB-Elf hatte Durmaz in der Nachspielzeit Timo Werner gefoult und so jenen Freistoß verursacht, den Toni Kroos zum 2:1 verwandelte. Der schwedische Verband erstattete am Sonntag nach den Beleidigungen und Drohungen Anzeige. In einer ersten Reaktion hatte Durmaz noch gelassen reagiert und gesagt: "Das interessiert mich nicht."

© SZ vom 26.06.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: