Schalke 04 - RB Leipzig:Immerhin mehr Sicherheitsabstand

Lesezeit: 3 min

Tor für Schalke: Stürmer Klaas-Jan Huntelaar trifft per Kopf zum 1:1-Ausgleich gegen Leipzig. (Foto: Team 2/Imago)

Das mäßig inspirierte 1:1 gegen Leipzig verschafft Schalke ein Polster auf Platz 16, aber keine Annäherung an die Europacup-Plätze. RB kann trotz eines frühen Tores von Werner den Rückstand auf Bayern nicht verkürzen.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Die finale Partie des 30. Spieltags am Sonntagabend berührte alle relevanten Entscheidungen, die die Bundesliga zu bieten hat: Für Schalke 04 ging es gleichermaßen gegen den Abstieg wie um einen Europacup-Platz, für RB Leipzig um die Sicherung eines direkten Champions-League-Qualifikationsplatzes und - sogar das noch - um die Meisterjagd auf Bayern München. Doch die Begegnung erschloss keine klaren Perspektiven: Das 1:1, Ergebnis eines von beiden Seiten wenig inspirierten Spiels, verschafft Schalke mehr Sicherheitsabstand nach unten, aber keinen Fortschritt nach oben - und die Leipziger bleiben den Bayern genauso fern wie vorher.

Schalkes Trainer Markus Weinzierl war jedoch gewillt, das Gute zu sehen, er hielt mit Verweis auf die strapaziösen Erfahrungen vom Europacup-Einsatz am Donnerstagabend "riesigen Applaus für die Mannschaft" für angebracht. "Es war sehr, sehr schwer, die Niederlage gegen Ajax Amsterdam zu verarbeiten. Heute sind alle über die Schmerzgrenze gegangen", sagte der Trainer und unterschied: "Wir haben 15 englische Wochen mehr hinter uns als Red Bull Leipzig."

Erwartungsgemäß pfiffen die Schalker Anhänger nach besten Kräften, als der Stadionsprecher die Aufstellungen verlas und Timo Werner beim Namen nannte. Auch während des Spiels fehlte es nicht an konzertierten Beleidigungen gegen den RB-Nationalstürmer, der sich beim Hinspiel als Falschspieler im Strafraum betätigt hatte. Aber die Schmähungen waren nicht von Leidenschaft getragen und hatten eher den Charakter einer Pflichtübung. Ohnehin machte das heimische Publikum einen ähnlich ermatteten Eindruck wie die Mannschaft, zu der es hält. Die Folgen des 120- Minuten-Knockouts gegen Ajax Amsterdam äußerten sich zudem in der Schalker Besetzung. Verteidiger Nastasic pausierte wegen Wadenproblemen, Mittelfeldchef Goretzka kurierte seine am Donnerstagabend erlittene Gehirnerschütterung.

Dafür gehörte der muskelgeplagte Vorkämpfer Kolasinac überraschend zur Startelf, zu der - auch eine Überraschung - erstmals seit langem der im Sommer vom Klub scheidende Torjäger Huntelaar zählte. Leipzig hingegen reiste fast vollzählig an, das Verhältnis der personellen Ausfälle ergab ein 7:1 für Schalke.

Träge kam die Partie in Gang, Lust auf Fußball war den Hausherren nicht auf Anhieb anzumerken, auch die ambitionierten Leipziger hielten sich zunächst zurück. Ein Kopfball von Burgstaller nach Flanke von Coke stellte in der elften Minute die erste Torchance dar, der erste Treffer fiel aber auf der Gegenseite: Bernardo flankte ungestört von links, ausgerechnet Werner war mit dem Kopf schneller als Höwedes - 0:1 (15.). Die Arena versank in Schweigen, offenbar befürchtete man Schlimmeres.

Vier Minuten später sollte sich die Ahnung bestätigen. Forsberg marschierte allein auf Schalke-Torwart Fährmann zu, niemand machte sich mehr Mühe, ihn zu verfolgen. Doch der Schwede schoss am langen Eck vorbei - offenbar war die Aufgabe zu einfach. Danach brachten die Leipziger ihre Gastgeber wieder besser ins Spiel, indem sie auf ihre schnellen Konter über Werner, Poulsen und Forsberg vertrauten und sich ansonsten aufs Nötigste beschränkten. In der 36. Minute hätte das fast Erfolg gehabt, doch Fährmann klärte in Manuel-Neuer-Manier als Libero an der Mittellinie vor Werner, der im Angesicht des heranstürmenden Riesen eingeschüchtert zurückgezogen hatte.

Die zweite Halbzeit hatte kaum begonnen, da revanchierte sich Huntelaar bei seinem Trainer für den Platz in der ersten Elf: Eine Flanke von Caligiuri brachte er mit dem Kopf zum 1:1 unter, die Leipziger Deckung ließ ihn großzügig gewähren. Schalke entwickelte etwas mehr Schwung, der ballsichere Bentaleb und der fleißige Meyer organisierten die Offensivaktionen - während sich Leipzig im Vorwärtsdrang immer noch erstaunlich mäßigte. Das Spiel zerfiel in Zweikämpfe jenseits der Strafräume, beide Teams schienen vor allem das Resultat wahren zu wollen. "In der zweiten Halbzeit haben wir uns den Punkt hart erarbeitet und alles investiert, was nach dem Donnerstag möglich war", drückte Weinzierl seine Zufriedenheit aus.

RB-Trainer Ralph Hasenhüttl rekapitulierte, dass seine Elf zwar "losgelegt hat wie die Feuerwehr", aber nach der Pause vorübergehend "nicht auf dem Platz" gewesen sei. Insgesamt "war es nicht das, was wir uns vorgenommen haben". Zumal: "Der Zeitpunkt, da wir auf Bayern geguckt haben, der liegt schon lange zurück."

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: