SC Freiburg:In aller Freundschaft

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Während der SC Freiburg das Spiel gestaltet, verwandelt der FSV Mainz seine wenigen Chancen in Tore - und gewinnt die Partie. Freiburgs Trainer Christian Streich zeigt sich anschließend ein wenig neidisch auf den Gegner.

Von Christoph Ruf, Mainz

Christian Streich zeigte sich nach dem 2:3 gegen Mainz ein wenig neidisch auf den Gegner. Zu gerne würde er auch einmal ein Spiel gewinnen, bei dem man "aus drei Chancen drei Tore macht", wie es Mainz durch die Tore von Shinji Okazaki (39./45.) und Yunnus Malli (83.) gelungen sei. "Wer das schafft, der hat ein Spiel auch verdient gewonnen." Tatsächlich konnte man die unterhaltsamen 90 Minuten durchaus so zusammenfassen, als Sieg der Effizienz über die brotlose Kunst. Doch das wäre zu lapidar, zu fatalistisch.

Mit Schicksalhaftigkeit hatte es nämlich nichts zu tun, dass der SC mal wieder ein Spiel nicht gewinnen konnte, in dem er spielerisch und vom Engagement her das klar überlegene Team war. Und in dem er gut 15 zum Teil sehr gute Möglichkeiten hatte, aber nur zwei Tore erzielte. Das lenkt den Blick auf die möglicherweise einzige, aber umso entscheidendere Kategorie im SC-Spiel, in der der Verein fast schon traditionell kaum bundesligatauglich ist: den Torabschluss. Hochgewachsene, torgefährliche Stürmer sucht die halbe Liga, auch der SC dürfte im Sommer fahnden, denn ihm fehlt dieser Typus seit Jahren.

Was den aktuellen Kader angeht, weiß Streich natürlich, dass er sich Fragen einhandelt, wenn er den treffsichersten Freiburger Stürmer Nils Petersen gut eine Stunde auf der Bank lässt und stattdessen Mittelfeldmann Mike Frantz in die Sturmmitte beordert. Frantz machte seine Sache nicht schlecht, Admir Mehmedi, der eher eine schwache Saison spielt, zeigt aufsteigende Form und rechtfertigte seine Aufstellung mit einem schönen Treffer. Und Petersen, auch das erklärte Streich, sei in die Entscheidung eingebunden gewesen.

Was die Freiburger Verantwortlichen an dem fleißigen Karim Guédé schätzen, der nun schon das dritte Mal in Folge in der Startelf war, ist ebenfalls bekannt. Zumindest in Heimspielen, wo die Räume größer sind, scheint es aber gewagt zu sein, einen Spieler einzusetzen, bei dem das "Spiel gegen den Ball" durchaus zwei Bedeutungen hat. Auch am Samstag raunte die Tribüne bei einigen Aktionen ungläubig. Man kann das durchaus verstehen.

34 Zähler haben die Mainzer nun auf dem Konto, das sollte zum Klassenerhalt genügen. So sah es auch 05-Präsident Harald Strutz, der mit seiner Band "The rockin' Stags" am Freitag bei einer vom SC organisierten Veranstaltung zum Thema Stadion-Neubau aufgetreten war und Klassiker wie "Satisfaction" oder "I love Rock'n'Roll" aufgeführt hatte. Und da man sich Freitagnacht so gut amüsiert hatte, betonte Strutz tags drauf noch einmal, wie sehr man sich mag. "Wir sind mit den Freiburgern freundschaftlich verbunden und wünschen ihnen alles Gute zum Klassenerhalt." Mainz und Freiburg seien die "Underdogs der Liga", das schweiße zusammen.

Das mit den Gemeinsamkeiten sehen sie in Freiburg ähnlich. Augsburg und Mainz sind seit Jahren die Vereine, mit denen man sich als Solidargemeinschaft wähnt: solide geführt, mit unverrückbarem sportlichem Konzept - und dennoch stets in Gefahr, von den Neureichen dauerhaft verdrängt zu werden.

Beim SC Freiburg will man nun versuchen, in Stuttgart jene Zähler zu holen, die man gegen Mainz liegen ließ. Es ist das erste von vier Spielen gegen alle vier Teams, die in der Tabelle unter den Freiburgern stehen.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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