Sandro Wagner:"Ich fahre mit! Da bin ich sicher!"

Lesezeit: 2 min

Der Stürmer trifft beim 5:1 und plant fest mit einer Reise zur Weltmeisterschaft. Derzeit ist er der fünftbeste deutsche Torschütze.

Von Christopher Gerards, München

Die 70. Minute lief, da stand direkt hinter der Ersatzbank ein Pulk von Zuschauern auf. Sie zückten ihre Handys, sie wussten: Aus solcher Nähe können sie den Mann, der nun eingewechselt wird, selten fotografieren: Robert Lewandowski machte sich bereit, mit einem blauen Auge als Erinnerung ans Spiel gegen Sevilla. Die Fans machten ihre Fotos, doch auf einmal standen noch mehr Leute auf, fast das ganze Stadion - um jenen Mann zu beklatschen, der zwei Tore geschossen hatte und nun ausgewechselt wurde: Sandro Wagner.

Das 5:1 gegen Gladbach führte vor, wie der FC Bayern diesen Frühling bestreitet. Wie Jupp Heynckes von Spiel zu Spiel durchrotiert, und wie diese Taktik bislang aufgeht. Auf sieben Positionen gab es diesmal Wechsel. So war es der Ersatz-Mittelstürmer Wagner, der in kurzer Folge zum 1:1 (37.) und 2:1 (41.) traf - und damit zwei weitere Argumente für eine WM-Nominierung schuf. Ob er auf Russland-Kurs sei, fragte ein Reporter nach dem Spiel. Antwort Wagner: "Ja, auf jeden Fall!"

So ist das bei Wagner, 30, dem Winterzugang aus Hoffenheim: Sobald er trifft, kommen die WM-Fragen: "Irgendwie nervt's langsam", knurrte Wagner, "ihr fragt den Müller und den Hummels auch nicht jede Woche, ob sie mitfahren. Genauso sehe ich das bei mir auch." Er verwies auf die Tore, die er seit Wochen/Monaten/Jahren schieße. Daher rechne er fest mit der WM: "Ich hab's verdient, da mitzufahren. Ich fahre da auch mit. Da bin ich mir sicher!"

Wagner hat nicht die schlechtesten Argumente: Er hat elf Ligatore geschossen in dieser Saison, er ist - gemeinsam mit Timo Werner - der fünftbeste deutsche Torschütze nach Kevin Volland, Nils Petersen, Niclas Füllkrug und Mark Uth (wobei Wagner mindestens sechs Spiele weniger gemacht hat als jeder von denen). Und er liegt vor DFB-Konkurrent Mario Gomez (sieben Tore). Natürlich macht Jogi Löw seine Nominierung nicht von der Bundesliga-Schützenliste abhängig. Aber diese Liste deutet schon an, wie gut ein Stürmer in Form ist. Wagner sagte: "Ich kann's selbst nicht entscheiden, ich kann nur meine Leistungen bringen, die habe ich gebracht."

Wagner profitiert von der Rotationsliebe des Trainers. Sieben Tore gelangen ihm schon bei Bayern, und es wird ihm egal sein, dass die beiden gegen Gladbach nichts für Kunstseminare waren: Beim 1:1 stand er, bedient von Müller, frei vor dem Tor, traf den Ball aber unglücklich, sodass nicht viel Platz zum Pfosten blieb. Beim 2:1, ebenfalls von Müller vorbereitet, zeigte er einen soliden Kopfball, den Borussia-Keeper Yann Sommer aber an einem guten Tag gehalten hätte - Tore von Thiago (51.), David Alaba (67.) und Lewandowski (82.) folgten. Wagner lobte Heynckes: "Es ist ein großer Vorteil, dass wir heute viele Spieler schonen konnten. Die sind jetzt total fit im Pokal gegen Leverkusen." Der Rotationsvorteil für Wagner ist: Er kann spielen. Und Tore schießen.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: