Rücktritt von Célia Šašić:Aufhören, wenn's am schönsten ist

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Erfolgreich im Nationalteam: Célia Šašić. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Eine begabte Fußballerin geht in Frührente: Célia Šašić tritt im Alter von nur 27 Jahren ab. Sie hat das Ende selbst bestimmt - das ist ein Kunststück.

Kommentar von Joachim Mölter

Was soll man jetzt davon halten: Die Fußball-Nationalspielerin Célia Šašić beendet ihre Karriere, mit erst 27 Jahren; wenige Tage, nachdem sie bei der WM in Kanada Torschützenkönigin geworden ist; wenige Wochen, nachdem sie mit dem 1. FFC Frankfurt die Champions League gewonnen hat? Frankfurts Klubmanager Siegfried Dietrich sieht das so: "Eine außergewöhnliche Frau hat zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt eine außergewöhnliche Entscheidung getroffen."

Das kann man so stehen lassen.

Man kann davon ausgehen, dass Célia Šašić sich diesen Entschluss reiflich überlegt hat: Schon vor dem Champions-League-Finale hatte sie ihren Vertrag in Frankfurt zur allgemeinen Überraschung gekündigt und ihre Zukunft offengelassen. Damals ist spekuliert worden, zu welchem Klub sie wohl wechseln will. Nun weiß man, wo sie sich ihre Zukunft vorstellt - abseits von Fußballplätzen, außerhalb von Stadien.

Mit 27 Jahren
:Célia Šašić beendet ihre Karriere

Im WM-Halbfinale gegen die USA verschoss Célia Šašić einen wichtigen Elfmeter. Nun beendet die deutsche Fußball-Nationalspielerin mit 27 Jahren ihre Karriere. Sie will neue Wege gehen.

Erst kürzlich hat in Marcell Jansen ein Nationalspieler seine Laufbahn vor seinem 30. Geburtstag beendet; nun folgt in Célia Šašić ein weiteres Mitglied der Altersklasse U30. Einen Trend zur Frührente von begabten Fußballern, von talentierten Sportlern generell, darf man daraus trotzdem nicht ableiten, dafür sind die Beweggründe eines jeden Rücktritts zu unterschiedlich, die Voraussetzungen zu individuell. Als Fußballerin wird man jedenfalls nicht so reich, dass man sich frühzeitig zur Ruhe setzen kann, nicht einmal als zweimalige Europameisterin, zweimalige Bundesliga-Torschützenkönigin, Champions-League-Gewinnerin und Spielerin des Jahres wie Célia Šašić. Wer nicht zur äußerst überschaubaren Elite der Spitzenverdiener des Spitzensports zählt, muss sich irgendwann einmal Gedanken machen, wie er sein Leben nach dem Sport gestalten will. Und das lieber zu früh als zu spät.

Es gibt gerade viele Beispiele von älteren Sportlern, die wegen der Olympischen Spiele 2016 in Rio noch ein Jahr an ihre Karriere dranhängen. Man ahnt, dass es bei den meisten kein glückliches Ende nehmen wird. Einigen wird man nachsagen, dass sie den rechtzeitigen Absprung verpasst haben; einige werden sich auch schwer tun, in ein normales Leben zu finden. Das ist ja eine bei Athleten selten zu sehende Kunst: aufzuhören, wenn's am schönsten ist, wenn man den Spitzensportbetrieb noch mit halbwegs gesunden Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen verlassen kann.

Célia Šašić scheint dieses Kunststück zu gelingen. Sie wird jedenfalls nicht durch äußere Umstände zum Rücktritt gezwungen, sie hat das Ende ihrer Karriere selbst bestimmt, aus freien Stücken, ohne Not. Und das ist in der Tat außergewöhnlich.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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