Regionalliga:Lederhosen in den Bäumen

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Pflicht erfüllt: Nico Karger (links) trifft gegen den FC Unterföhring in der 50. Minute, entscheidend war dieses 3:0 aber schon gar nicht mehr. (Foto: imago/Oryk Haist)

Der TSV 1860 München gewinnt 3:0 gegen den FC Unterföhring - am kommenden Samstag kommt der Tabellenzweite ins Grünwalder Stadion.

Von Christoph Leischwitz

Der ganz normale Auswärts-Andrang: Auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion schimpfen Fans auf Autofahrer, die sich darüber beschweren, dass die Fans auf der Straße laufen; einige hängen aus unerfindlichen Gründen über Gartenzäunen. Das Spiel beginnt eine Viertelstunde später, wegen des enormen Andrangs, hinter dem Maschendrahtzaun sitzen Zuschauer mit Lederhose im Baum. Als dann die Mannschaftsaufstellung der, nun ja, Heimmannschaft, dem FC Unterföhring, vorgelesen wird, ist sie kaum herauszuhören hinter den Gesängen der Fans.

Keine besonderen Vorkommnisse also bei einem Regionalliga-Auswärtsspiel des TSV 1860 München: alles ein bisschen enger als sonst. Das gilt auch für das Endergebnis von 3:0 (2:0): Es hätte ein bisschen höher ausfallen können. Aber Hauptsache, es hat sich niemand verletzt.

György Hursan gibt ein unaufgeregtes Debüt

Obwohl den Sechzigern fünf Stammspieler fehlten (drei verletzt, zwei gesperrt), stellte sich die Frage nach der Augenhöhe zwischen dem Ersten und dem Letzten nicht. Es war für den Favoriten eine Mischung aus Pflichterfüllung und Generalprobe, und ja, ein kleines bisschen Arbeit war auch nötig gewesen. Denn es hatte lange gedauert, ehe die Sechziger trotz Feldüberlegenheit einmal in Führung gehen konnten. "Da haben wir schon ein Weitschusstor gebraucht. Ein sehr schönes", sagte Kapitän Jan Mauersberger, der seinen eigenen Arbeitsaufwand in der Defensivzentrale diesmal "überschaubar" fand. Im Spiel nach vorne wirkte vieles zunächst recht festgefahren, Unterföhring wurde permanent bearbeitet, ohne dass sich Lücken auftaten. "Sie haben mit einer Fünferkette gespielt, da wird das Spiel enger, da musst du das Spiel in die Breite ziehen", sagte Trainer Daniel Bierofka. Doch die Offensivkräfte der Sechziger in Schach zu halten, das hinterließ Lücken für Abwehrspieler. Eric Weeger sucht diese Räume normalerweise nicht, diesmal wurden sie ihm geradezu aufgedrängt. Er zog nach innen, nahm noch mehr Tempo auf, dann zog er mit dem rechten Fuß ab - und traf aus gut 20 Metern ins Kreuzeck (29.).

Das genügte aber auch schon, um den Widerstand zu brechen. Danach erzielte Stürmer Markus Ziereis sein erstes Ligator seit seiner Rückkehr von Jahn Regensburg. Das Spiel war nach dem Treffer in der 36. Minute entschieden. Fortan ging es im Grunde genommen nur noch um das nächste Spiel. "Dass sich keiner verletzt hat", das sei das Wichtigste gewesen, sagte Nico Karger später, der in der zweiten Halbzeit auch noch seine Räume fand und nach einem Sprint das 3:0 erzielte (50.). Negativ formuliert verwaltete die Mannschaft nur noch, was Bierofka dann auch kurz kritisierte.

Am kommenden Samstag wollen und sollen alle bereit sein, wenn es im Grünwalder Stadion gegen den Tabellenzweiten Schweinfurt geht. Die gesperrten Sascha Mölders und Aaron Berzel werden dann wieder dabei sein, ebenso Daniel Wein. Man habe aber auch diesmal gesehen, "dass ich mich auf meine Jungs von der U21 verlassen kann", sagte der ehemalige U-21-Trainer Bierofka. György Hursan gab für Wein sein unaufgeregtes Debüt im defensiven Mittelfeld. Die Sechziger sind seit sechs Ligaspielen ohne Gegentor. Doch jetzt warnt Bierofka vor Schweinfurt, einem Profiklub, den er gut kenne und der stark aufspiele. Die Zeit der Spiele mit überschaubarem Aufwand sind nun erst einmal vorbei.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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