Regionalliga:Die Wege trennen sich

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Erleichterung: Markus Ziereis, Uwe Hesse und Kolja Pusch nach dem Tor für Regensburg. (Foto: imago)

Viele Jahre sind sich Unterhaching und Regensburg auf Augenhöhe begegnet. Nun, beim 0:2 in der vierten Liga, spielte da ein möglicher Absteiger gegen einen potentiellen Aufsteiger.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Nach dem Schlusspfiff sangen sie auf der spärlich besetzten Südtribüne über die Bayernliga. Dass es nach einem möglichen Abstieg dorthin auch "schon gehen wird". Im Gästeblock sangen sie gleichzeitig vom direkten Wiederaufstieg. Es hat zwischen der SpVgg Unterhaching und Jahn Regensburg in den vergangenen Jahren viele Derbys gegeben, und stets waren sich die beiden bayerischen Traditionsteams dabei auf Augenhöhe begegnet. Doch jetzt, nur ein paar Wochen nach dem gemeinsamen Abstieg aus der dritten Liga, sind die Unterschiede zwischen den an sich so ähnlichen Fußballklubs plötzlich so frappierend, dass sich die Wege tatsächlich trennen könnten.

Als Regensburg am Samstagnachmittag vor 2000 Zuschauern hochverdient mit 2:0 (1:0) gewonnen hatte, waren sie weiter Tabellenführer. Und Unterhaching mit einem Punkt aus drei Partien nur deshalb nicht Letzter, weil der FC Bayern München II noch nicht ins Spielgeschehen eingegriffen hat und deshalb noch null Punkte hat.

Als die Regionalliga in der vergangenen Woche begann, durfte Regensburg das Eröffnungsspiel in seinem neuen, für 53 Millionen Euro erbauten Stadion bestreiten, 7800 Zuschauer kamen. Dort herrschte eine Atmosphäre wie bei einem Drittligisten, und so soll es ja auch sein: "Dieses Stadion wurde nicht gebaut, um darin Amateurfußball zu spielen", hatte Sportchef Christian Keller kürzlich gesagt. Der sofortige Wiederaufstieg ist also eingeplant.

400.000 Euro Etat gegen 1,6 Millionen

In Unterhaching, wo bestenfalls der Klassenerhalt eingeplant ist, ist man sich einig: Trainer Claus Schromm wie auch Präsident Manfred Schwabl finden, dass der Regensburger Kader stärker besetzt ist als in der vergangenen Saison. Wegen Spielern, die in der dritten Liga Stammkräfte waren, wie etwa Philipp Pentke beim Chemnitzer FC. Deshalb brauche man sich mit diesem Verein momentan auch gar nicht vergleichen. Die SpVgg muss mit einem Etat von 400 000 Euro haushalten, Regensburg hat etwa 1,6 Millionen Euro zur Verfügung - und das, obwohl der Trikotsponsor für die aktuelle Saison noch gar nicht feststeht. Während sich Regensburg verstärkt hat, musste Unterhaching bis auf drei Spieler alle Akteure ziehen lassen. Der wichtigste von ihnen, Kapitän Jonas Hummels, ist obendrein seit dem Saisonstart verletzt.

Der Unterschied war auf dem Platz dann auch deutlich sichtbar. Die Oberpfälzer Profis waren zweikampfstärker und im Auftreten souveräner als die jungen Hachinger, die zwar oft gut ausgebildet sind, aber selbst für Regionalliga-Verhältnisse wenig Erfahrung mitbringen. Vor allem in der ersten Halbzeit hinkte das Unterhachinger Team gedanklich oft hinterher. Da kam es dann schon mal vor, dass man einen Freistoß ausführt, bevor der Schiedsrichter mit einem Pfiff das Spiel freigegeben hat. Oder auch, dass ein Spieler wie der Hachinger Neuling Paul Niehaus seinen Gegner Oliver Hein im Strafraum derart ungestüm angeht, dass er hernach vom Abwehrspieler Josef Welzmüller getröstet werden muss. Den fälligen Elfmeter verwandelte Kolja Pusch sicher (43.). Der 20-jährige Niehaus stand nach der Pause nicht mehr auf dem Feld.

Die Karte im Kopf? Verzicht auf die Grätsche

"In der zweiten Halbzeit war es deutlich besser", fand Unterhachings Trainer Claus Schromm. Die Nervosität hatte sich da ein wenig gelegt, die Mannschaft erspielte sich einige gute Möglichkeiten, vor allem durch die fleißigen Alexander Sieghart und Alexander Piller. "Wir sind mannschaftlich geschlossen aufgetreten. Wir versuchen, die fehlende Erfahrung läuferisch und kämpferisch zu kompensieren", sagt Kapitän Welzmüller. Er selbst hatte am zweiten Spieltag (0:2 in Rain) schon eine kurze Rotsperre absitzen müssen. Das hatte er dann gegen Regensburg noch im Hinterkopf, als es zur Spiel entscheidenden Szene kam: Regensburgs Marcel Hofrath hatte Hachings jungen Außenverteidiger Maximilian Bauer locker überspielt, Welzmüller hätte ihn mit einer Grätsche stoppen können, dabei aber wohl mindestens Gelb kassiert. So konnte Hofrath in aller Ruhe nach innen passen, wo Uwe Hesse das 2:0 erzielte.

Kein Wunder, dass Jahn-Trainer Christian Brand derzeit voller Selbstvertrauen ist. Schon vor dem dritten Spieltag hatte er eine kleine Spitze an die Säbener Straße geschickt: Er sei ein wenig "überrascht", dass die Bayern eine längere Saisonvorbereitung hätten, weil "tatsächlich drei Spieler" der U23 mit nach China gefahren seien. Die jungen Bayern gelten als Regensburgs gefährlichster Gegner im Kampf um den Aufstieg.

Und dann hatte Brand auch noch ein paar tröstende Worte für Unterhaching übrig: "Sie werden noch ihre Punkte machen. Es gibt Mannschaften in der Regionalliga, die Haching näher sind." Diese Aussage hatte dann tatsächlich nichts mehr mit Augenhöhe zu tun.

© SZ vom 26.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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