Premier League:Verfolgerfeuerwerk

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In einem hochklassigen North London Derby trennen sich der FC Arsenal und Tottenham 2:2-Unentschieden und nehmen sich gegenseitig die Punkte weg. Profiteur ist Tabellenführer Leicester City.

Von Filippo Cataldo, London/München

Das 2:2 zwischen Tottenham Hotspur und dem FC Arsenal hat vor allem Leicester City geholfen. Die Überraschungsmannschaft der Premier League aus den Midlands kann nach dem 1:0 in Watford und nunmehr fünf Punkten Vorsprung auf Tottenham langsam wirklich die Räumlichkeiten für die Meisterfeier reservieren.

Ansonsten aber war das Unentschieden im North London Derby zwischen Tottenham und Arsenal, dem Zweiten und Dritten, beste Werbung für die Premier League. Eine atemlose Partie mit vielen Wendungen, insgesamt 36 Torschüssen, vier Toren und Spannung bis zur letzten Sekunde. Ein Spiel, das alles hielt, was es versprochen hatte. Außer einem Wunschergebnis für eines der beteiligten Teams.

Mesut Özil ist nicht öfter am Ball als die Torhüter

"Ich habe schon wichtigere und unwichtigere North London Derbys erlebt. Dieses ist eines der wichtigsten", hatte Arsenals Trainer Arsène Wenger, immerhin schon seit 1996 im Norden Londons tätig, unmittelbar vor dem Anpfiff des schon seit 1909 ausgetragenen Derbys gesagt. Mit einem Sieg hätten die Gunners mit dem ärgsten Rivalen Tottenham gleichziehen können in der Tabelle, Tottenham hätte zumindest für drei Stunden Leicester überholen können.

Dafür, dass Arsenal in der Bringschuld war, geriet die Anfangsphase der Gunners recht uninspiriert. Die ersten 20 Spielminuten gehörten den von Trainer Mauricio Pochettino gewohnt aggressiv und kompakt eingestellten Gastgebern. Wirklich überraschend war das nicht, zu viele Protagonisten Arsenals laufen bereits seit Wochen ihrer Form hinterher, die vergangenen drei Spiele hatten die Gunners verloren. Zu allem Überfluss hatte sich auch noch Torwart Petr Cech kurz vor Spielbeginn verletzt abgemeldet, Ersatzmann David Ospina vertrat ihn ordentlich. An Nationalspieler Mesut Özil lief das Spiel aber zunächst weitgehend vorbei, bis zur Mitte der ersten Halbzeit war der Spielgestalter nicht viel öfter am Ball gewesen als die beiden Torhüter.

Aaron Ramsey trifft mit der Hacke

Tottenham, am Donnerstag Gegner Borussia Dortmunds in der Europa League, drängte dagegen von Beginn an auf den Führungstreffer, Harry Kane gab in der sechsten Minute den ersten Warnschuss ab, der aber zu hoch geriet. In der 27. Minute konnte dann Ospina mit einem schier unglaublichen Reflex Erik Lamela am 1:0 hindern. Nationalspieler Per Mertesacker hatte Lamelas Schuss nicht verhindert.

Doch als es in die Pause ging, führte Arsenal, das mit dem ersten strukturierten Angriff das 1:0 erzielte. Danny Welbeck passte den Ball quer im Strafraum von links nach rechts, Hector Bellerin kam herangestürmt und flankte völlig alleingelassen von der Verteidigung scharf in die Mitte, wo Aaron Ramsey den Ball mit der Hacke ins Tor beförderte.

Arsène Wenger schimpft über den Schiedsrichter

In der zweiten Halbzeit spielten beide Mannschaften offensiver: Tottenham musste angreifen, Arsenal wollte. Was folgte, waren ein Platzverweis für Arsenals Francois Coquelin (55.) und drei Tore, eines spektakulärer als das vorherige. Nach einer Ecke brachte Lamela den Ball zu Verteidiger Toby Alderweireld, dessen trockener Flachschuss im Fünfmeterraum mit hoher Geschwindigkeit ins Tor rauschte (60.). Zwei Minuten später ließ sich Mertesacker kurz vor der eigenen Eckfahne von Dele Alli narren, Alli passte zu Kane, der den Ball spektakulär an den Innenpfosten schlenzte, von dort prallte er ins Tor. In der 76. Minute sorgte der Chilene Alexis Sanchez für den Ausgleich.

"Trotz des Unentschiedens bin ich zufrieden", sagte Pochettino, noch berauscht vom Spiel. "Wir sind weiter Zweiter und konzentrieren uns jetzt auf das Europa-League-Spiel gegen Borussia Dortmund am Donnerstag. Das wird ein sehr hartes Match."

Eher schlechter war die Laune Wengers, der sich nach Abpfiff seiner zweitliebsten Beschäftigung widmete: Der Schiedsrichterbeschimpfung. "Wenn Coquelin für diese Aktion Gelb-Rot bekommt, hätten weit mehr Spieler einen Platzverweis bekommen müssen. Sollten wir am Ende den Titel gewinnen, wird der Verband unser größter Gegner gewesen sein", so Wenger.

© SZ vom 06.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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