Premier League:"Es gibt keine langweiligen Spiele in England"

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Ralph Krueger ist der einzige deutsche Vorstandschef eines Premier-League-Klubs. Im SZ-Interview spricht er über die Attraktivität des Wettbewerbs und die deutsche Angst vor dem Ausverkauf.

Von Sven Haist und Klaus Hoeltzenbein

Ralph Krueger, Vorstandschef des Premier-League-Klubs FC Southampton, hält die Sorgen deutscher Vereine vor dem Verlust eigener Talente angesichts der Finanzkraft der englischen Konkurrenz durchaus für berechtigt. "Die Angst kann ich verstehen", sagt Krueger im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Krueger, 56, ehemaliger Nationalspieler, ist der einzige deutsche Vorstandschef eines englischen Erstligisten. Er selbst versucht mit Southampton der Finanzkraft der Großklubs zu trotzen.

Auch weil dem Klub das gerade sehr erfolgreich gelingt, schätzt Krueger den Unterhaltungswert der Premier League höher ein als den der Bundesliga. "Es gibt keine langweiligen Spiele in England, jeder spielt offensiv, und jeder glaubt jeden Tag, dass er, egal gegen wen, drei Punkte holen kann", erklärt er: "Nirgendwo sonst in Europa kann man zehn Spiele an einem Wochenende sehen, und man weiß nicht, ob die Großen als Sieger nach Hause spazieren."

Dass Außenseiter Leicester City sieben Spieltage vor Saisonende souverän die Tabelle anführt, sieht er als Indiz einer Entwicklung, die das Vermarktungspotenzial der Liga in Zukunft weiter erhöhen werde. "Auch die Großen wissen, dass sie von der Ausgeglichenheit profitieren. Die Weltmarktführerposition der Premier League scheint nur noch zu wachsen", sagt Krueger. Selbst Aufsteiger AFC Bournemouth werde in der kommenden Saison dank eines neuen Fernsehvertrags unter den 30 umsatzstärksten Klubs der Welt rangieren. Chancengleichheit, so Krueger, sei ein "Businessmodell, das für Entertainment funktioniert".

Southampton sieht sich als Ausbildungverein

Der FC Southampton will sich in der Liga vor allem als Ausbildungsverein platzieren. Im Sommer 2014 sorgte der Klub für Aufsehen, als plötzlich die halbe Mannschaft begehrt war und von der Premier-League-Konkurrenz abgeworben wurde. Das ergab einen Transferrekord von mehr als 90 Millionen Pfund. Zurzeit ist Southampton Siebter, mit Chancen auf die Qualifikation zur Europa League, aus der die vom Holländer Ronald Koeman trainierte Mannschaft in dieser Saison in der ersten Runde ausschied.

Dass die Premier League im internationalen Vergleich sportlich an Ansehen verliert, scheint Krueger nicht zu stören. "Es interessiert mich als Chairman von Southampton nicht, wie die Außenwelt uns fußballtechnisch bewertet. Ich bin hier hauptsächlich ein Geschäftsmann, der das Eigentum der Besitzerin in eine gute Zukunft überführen muss", sagt er. Außerdem kommen die besten Spieler und Trainer aus den vermeintlich erfolgreicheren Ligen ja in Scharen auf die Insel. Dass in der kommenden Saison Pep Guardiola in Manchester trainiert? "Ist für uns hier als Marketing-Produkt sicher gut."

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