Premier League:Einer trifft, einer redet

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Kurioser Spieltag in England: Agüero glücken fünf Tore, Mourinho liefert einen bizarren Monolog.

Wer je an Selbstzweifeln gelitten hat, und seien sie noch so klein, sollte sich einem Ego-Training bei José Mourinho, 52, unterziehen. Den notorisch selbstgewissen Chelsea-Trainer wirft nämlich nichts um. Gar nichts. Am Samstag unterlag Mourinhos Team auch gegen den mittelprächtigen FC Southampton 1:3 und rutschte in der Premier-League auf Platz 16 ab. Der Rückstand des Meisters auf Tabellenführer Manchester City beträgt zehn Punkte, schlechter war der FC Chelsea vor mehr als einer Generation in eine Saison gestartet. Nach der Partie wurde Mourinho von einem TV-Reporter mit exakt einer Frage konfrontiert - Mourinho antwortete mit einem mehr als siebenminütigen Monolog, der in einer sogar für seine Begriffe beispiellosen Exaltiertheit gipfelte: "Dies ist ein entscheidender Moment in der Geschichte des Klubs. Denn wenn der Verein mich entlässt, entlassen sie den besten Trainer, den sie je hatten", behauptete er.

Was Klubeigner Roman Abramowitsch über Mourinhos Selbstbeweihräucherung denkt, ist nicht bekannt. Doch amüsiert wirkte er nicht, als er grußlos das Stadion verließ. Kein Wunder, immerhin hat der Russe gut eine halbe Milliarde Euro in die Mannschaft gepumpt, und einen Platz fern jeder Titeloptionen kann man auch in England bedeutend billiger haben. Unklar ist auch, ob Abramowitsch die Einschätzung Mourinhos teilt, dass die Schiedsrichter "Angst haben, für Chelsea zu pfeifen".

Beim Stand von 1:1 hatte Southamptons Torwart Chelsea-Stürmer Falcao zu Fall gebracht, der Elfmeterpfiff blieb aus. Das lieferte Mourinho die Vorlage für eines seiner Lieblingsspiele, es heißt: Schuld-sind-immer-die-anderen. "Jetzt noch Meister zu werden, ist natürlich schwierig", konzedierte Mourinho. Andererseits: "Ich bin überzeugt, dass wir noch unter die Top vier kommen. Und das wäre immer noch eine gute Saison."

Mit seinem bizarren Laberanfall stellte Mourinho sogar den Argentinier Sergio Agüero in den Schatten, der einen lupenreinen "Lewandowski" fabrizierte: Er erzielte beim 6:1 von Tabellenführer ManCity gegen Newcastle fünf Tore, nachdem der Gegner zunächst in Führung gelegen hatte - auch das eine Parallele zum Fünferpack, den der polnische Stürmer der Bayern jüngst gegen Wolfsburg fabrizierte. Unterschied: Agüero benötigte 20 Minuten und damit mehr als doppelt so lange wie Lewandowski, der seine fünf Tore in neun Minuten erzielte - zudem unterbracht Teamkollege Kevin De Bruyne mit dem 4:1 Agüeros Reigen: "Es ist immer wundervoll zu sehen, wie ein Stürmer fünf Tore in einer Partie gelingen", sagte der chilenische Trainer von City, Manuel Pellegrini. Und auch über die Rückeroberung von Platz eins kann sich City freuen: Stadtrivale United verlor am Sonntagabend das Topspiel beim FC Arsenal nach drei Gegentoren in den ersten 19 Minuten 0:3 - auch Weltmeister Mesut Özil traf für die Londoner (2:0/7.). Damit liegt City nun jeweils zwei Punkte vor Arsenal und ManUnited. Gut läuft es auch nicht für den FC Liverpool. Der 18-malige Meister entließ nach dem 1:1 (1:1) beim Stadtrivalen FC Everton seinen Teammanager Brendan Rodgers. Die Suche nach einem Nachfolger soll zügig zum Abschluss kommen, Favorit bei den Fans an der Anfield Road ist der ehemalige Dortmunder Erfolgstrainer Jürgen Klopp. Unter anderem ein Patzer des deutschen Nationalspielers Emre Can kostete Rodgers, der 2012 aus Swansea nach Liverpool gekommen war, seinen Job. Can unterlief vor Evertons Ausgleich durch Romelu Lukaku (45.+2) ein Querschläger im eigenen Strafraum, der belgische Nationalspieler nutzte diesen sofort. Die Führung für Liverpool hatte Danny Ings erst kurz zuvor erzielt. Can kam auf der rechten Seite einer Dreier-Abwehrkette über die volle Spielzeit zum Einsatz und stand mehrmals im Mittelpunkt. Unter anderem, als er in der ersten Hälfte mit Ross Barkley aneinander geriet.

© SZ vom 05.10.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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