Playoffs in der Basketball-Bundesliga:Bamberg schlägt Bayern und führt erstmals

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Im dritten Spiel ist die Bamberger Verteidigung zu stark für die Basketballer des FC Bayern. (Foto: dpa)

Im Halbfinale um die Basketball-Meisterschaft gewinnt Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg 98:79 gegen den FC Bayern und geht mit 2:1 in Führung. Münchens Trainer Pesic lobt nach dem Spiel die starke Defensive der Franken.

Von Joachim Mölter

Beim Abschied für diesen Tag schaute Svetislav Pesic seinen Kollegen Chris Fleming lächelnd an, er fragte und gab die Antwort gleich selbst im gleichen Satz: "Wollen wir noch zweimal spielen, ja, oder?" Der immer höfliche Fleming tat sich schwer, das Angebot abzulehnen, er wand sich ein wenig, aber er rang sich dann doch dazu durch: "Einmal reicht."

Man sah es Fleming an, dass das Aufeinandertreffen am Donnerstagnachmittag Schwerstarbeit gewesen war: Er hatte sein Sakko frühzeitig abgelegt, später noch die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt, und das war am Ende gut durchgeschwitzt. Die Partie zwischen den von Fleming betreuten Bamberger Basketballern und den von Pesic gecoachten Profis des FC Bayern München war jedenfalls höchst intensiv gewesen und heftiger umkämpft als es das Ergebnis von 98:79 (52:52) vermuten lässt.

Die Brose Baskets Bamberg, die Titelverteidiger, sind mit diesem Erfolg in der Halbfinalserie um die deutsche Meisterschaft mit 2:1 Siegen in Führung gegangen, die ersten beiden Partien hatten jeweils die Gäste gewonnen: erst die Münchner 98:85 in Bamberg und die Bamberger dann 93:83 in München.

Dank ihres Heimsieges könnten die Franken nun im vierten Spiel der Best-of-five-Serie am kommenden Sonntag (18.30 Uhr/Sport1) den abermaligen Finaleinzug sichern. Bei einem Münchner Sieg haben sie noch die Chance, am kommenden Donnerstag auf heimischem Parkett alles klar zu machen. Das wären dann die zwei Spiele, die sich Pesic wünscht.

Der Chefcoach des FC Bayern musste am Donnerstag auf seinen Spielmacher Steffen Hamann verzichten, der sich im Training eine Verletzung am rechten Sprunggelenk zugezogen hatte. Das war durchaus eine Schwächung, denn der Guard gibt ja für gewöhnlich den Ton in der Münchner Defensive an. Es war aber so, dass die ganze Münchner Mannschaft diesmal aggressiver ans Abwehr-Werk ging als am vorigen Sonntag bei der Heimniederlage. Weil die Bamberger dem jedoch nicht im geringsten nachstanden, entwickelte sich ein höchst intensives Spiel, in dem sich lange Zeit kein Team einen Vorteil verschaffen konnte.

Erst zu Beginn des zweiten Viertels gelang es den Münchnern, sich überhaupt mal ein Pölsterchen zuzulegen - beim 28:20 (12.) und beim 35:28 (14.). Das war aber ebenso schnell wieder weg wie das der Bamberger, die Casey Jacobsen wenig später erstmals mit mehr als einem Zähler nach vorne brachte (47:43/17.). Der Amerikaner war bei einem Drei-Punkte-Treffer gefoult worden und verwandelte auch den fälligen Freiwurf. Er war mit 24 Punkten auch Topscorer seines Teams, in dem auch Anton Gavel (21), Sharrod Ford (19, dazu sieben Rebounds) und Bostjan Nachbar (18) zweistellig punkteten. "Es geht nicht um den Erfolg eines einzelnen Spielers", beschwichtigte Jacobsen, "wir haben unsere Erfolge immer als Gruppe errungen. Heute war es eben mein Tag."

Wie umkämpft jeder Ball war, sah man zum Beispiel auch daran, dass die Bamberger im zweiten Viertel bereits nach drei Minuten fünf Mannschaftsfouls angehäuft hatten und die Münchner ihnen nur wenig später folgten: Die meisten Punkte fielen in diesem Abschnitt folglich von der Freiwurflinie, wo beide Team bis zur Pause die gleiche Erfolgsquote zustande brachten: 14 Treffer bei 17 Versuchen.

Derart ausgeglichen ging es nach der Pause weiter, bin hinein ins letzte Viertel, in dem Bamberg die Intensität in der Abwehr dann noch einmal erhöhte - und den FC Bayern damit zu Fehlern zwang. Fast sechs Minuten lang blieben die Münchner ohne Korberfolg, mehrmals ging ihnen die Zeit aus, die für einen Angriff zur Verfügung steht, weil sie nicht innerhalb der gestatteten 24 Sekunden zum Wurf kamen. Und selbst Freiwürfe (Jared Homann/37.) oder einen vermeintlich einfachen Korbleger nach einem Gegenstoß (Yotam Halperin/33.) brachten sie nicht im Korb unter.

Die Brose Baskets nutzten das für einen wegweisenden Zehn-Punkte-Vorsprung (83:73/36.), ehe Tyrese Rice (mit 15 Punkten zweitbester Werfer seines Teams hinter Lawrence Roberts/16) mit einem Dreier die Flaute beendete. Es reichte allerdings nicht mehr. "Wir waren sicher, dass die Mannschaft gewinnt, der es gelingt, den Hahn zuzudrehen", sagte Bambergs Coach Fleming. Selbst Pesic machte diesbezüglich ein Kompliment: "Das war eine sehr gute Defense von Bamberg, keine Frage."

Aber er haderte am Schluss vor allem mit Hamanns Ausfall: "Wenn er gespielt hätte, hätte ich Tyrese Rice mehr Pausen geben können." So aber fehlte dem Regisseur am Ende offenbar die Ruhe, um die Spielzüge zu orchestrieren. "Wir haben zu überhastet gespielt, zu viel erzwungen", pflichtete Robin Benzing seinem Coach bei. Der stellte zum Abschluss eine Frage - und beantwortete sie wieder selbst: "Sind wir eine Spitzenmannschaft? Nein, sind wir nicht. Denn eine Spitzenmannschaft verliert in so einer Situation nicht die Geduld." Und damit, das wollte der 63-Jährige ausdrücken, auch nicht das Spiel.

© SZ vom 31.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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