- In der demnächst beginnenden Saison wird es bei Fußballspielen weniger Polizisten geben. Das Land Nordrhein-Westfalen verringert die Präsenz.
- NRW-Innenminister Ralf Jäger betonte bei einer Pressekonferenz am Montag jedoch, dies gelte nur für Spiele, bei denen keine Krawalle zu erwarten sind.
- In den vergangenen Tagen war viel über die Kostenbeteiligung der Deutschen Fußball Liga an den Polizeieinsätzen diskutiert worden. Bremen machte einen Vorstoß, daraufhin entzog der DFB der Hansestadt ein Länderspiel.
Weniger Polizeipräsenz bei Fußballspielen in NRW
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen startet ein Pilotprojekt und will ihre Präsenz bei Fußballspielen deutlich verringern. Einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung bestätigte NRW-Innenminister Ralf Jäger am Montag. "Es geht uns allein um die Spiele, die in den vergangenen drei Jahren ohne Krawalle geblieben sind. Hier wollen wir den Kräfteeinsatz der Bereitschaftspolizei lageangepasst runterfahren", sagte Jäger.
An den ersten vier Spieltagen der Fußball-Bundesliga zieht sich die Polizei aus den Stadien zurück und verzichtet zunächst auch auf die Begleitung der Zuschauer vom Bahnhof zum Stadion.
So begründet der Landesinnenminister den Entschluss
"Ich sage es ganz deutlich: Einsätze bei Risikospielen bleiben unangetastet. Gleiches gilt für das konsequente Vorgehen gegen Gewalttäter", erklärte Jäger und begründete den Entschluss mit Kostendruck: "Bereits jetzt verwendet die Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit bei Fußballspielen. Machten wir weiter wie bisher, würde sich das nochmal deutlich erhöhen. Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln."
Gespräche mit Fans hätten gezeigt, "dass sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das können sie jetzt unter Beweis stellen", sagte Jäger: "Es ist unser Ziel, gemeinsam für ein friedliches Fußballerlebnis zu sorgen. Nach Ablauf des Pilotprojekts werden wir sehen, ob uns dies gelungen ist." Das Projekt soll bis zum 27. September laufen.
In NRW stehen in der neuen Saison 231 Spiele der ersten drei Ligen auf dem Programm - 2013/14 waren es 210. Die Notwendigkeit, Kräfte zu optimieren, ergebe sich besonders auch aus den Aufstiegen des SC Paderborn und des 1. FC Köln in die Bundesliga.
Das sagt die Polizeigewerkschaft dazu
Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), begrüßt den Entschluss des NRW-Innenministeriums. "Ich halte den Vorstoß für mutig und richtig", sagte Wendt dem Sport-Informations-Dienst: "Wir müssen von den hohen Einsatzstunden der Polizei runterkommen. Das Modell überträgt einen Teil der Verantwortung an die Vereine, die Fans und die Fanvertreter."
Wendt sieht die Maßnahme des Landes Nordrhein-Westfalen als "konkreten Beitrag" zur Diskussion um die Kostenbeteiligung der Vereine an den Polizeieinsätzen. "Wenn es in NRW gelingt, die hohe Stundenzahl zu verringern, dann können das Konzept auch andere Länder übernehmen", sagte Wendt: "Die derzeitige Kostendiskussion würde dadurch entbehrlich werden."
Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) reagierte zurückhaltend. "Wir waren im Vorfeld nicht über entsprechende Konzepte informiert. Die Überlegungen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums sind aber im Grundsatz durchaus nachvollziehbar", sagte Rauball. "Man wird sehen, zu welchen Ergebnissen der Pilot-Versuch kommt."
Debatte um Beteiligung der DFL an Kosten
Das Pilotprojekt stößt in die Debatte um die Beteiligung der DFL an den Kosten für Polizeieinsätze rund um die Spiele der Bundesliga. Bisher hat Bremen als einziges Bundesland die DFL und die Vereine aufgefordert, sich an den Ausgaben für die Polizeieinsätze bei Fußballspielen zu beteiligen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte Bremen daraufhin die Ausrichtung des Länderspiels gegen Gibraltar entzogen.
Linktipps:
- "An Populismus hat man sich ja gewöhnt": Ligapräsident Reinhard Rauball über die Bremer Idee
- DFB foult seine Fans: Ein Kommentar zum Boykott des DFB gegen Bremen