Pep Guardiola:Auf eine Tasse Kaffee

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Zwischen den Spielen gegen Barcelona wirbt der Bayern-Trainer für seine Entscheidungen und wehrt die Kritik an Götze ab.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Ausgerechnet in diesen aufgeregten Tagen hat Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern, verraten, wie er entspannt. Er trinkt dann "ein gutes Bier" oder "einen guten Kaffee", und womöglich manchmal sogar beides. Auch wann er wieder entspannen wird, hat Pep Guardiola am Freitag verraten: "zwei, drei Tage" nach dem letzten Bundesliga-Spiel gegen den FSV Mainz 05.

Entspannen will er also wieder zwölf, dreizehn Tage vor dem Champions-League-Finale in Berlin.

Als der Trainer über gutes Bier und guten Kaffee gesprochen hat, ging es um die Planungen für die kommende Saison, und Guardiola wollte mit seiner Antwort verdeutlichen, wie sehr er sich damit zurzeit beschäftigt: überhaupt nicht. Er hat aber auch gesagt, dass dann im Verein "alle Meinungen" zur Saison genannt werden dürfen. Und er weiß, dass diese Meinungen sehr stark davon abhängen werden, ob dem Spiel gegen Mainz noch eines in Berlin folgen wird.

Am Freitag stellte sich Guardiola den Fragen der Journalisten, weil seine Mannschaft an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg spielt. Guardiola hat artig vom "bayerischen Derby" gesprochen, aber mit dem Spiel beschäftigt sich der Trainer zurzeit ungefähr so intensiv wie mit den Planungen für die nächste Saison. Den Spielern hatte er den Freitag frei gegeben, die Partie gegen Augsburg läuft vor allem unter der Devise, keine Kräfte zu verschwenden. "Ich will rotieren", sagte Guardiola, "aber ich kann nicht."

Er weiß selbst, dass die Bundesligapartie allein aus zwei Gründen wichtig ist: weil sie drei Tage nach der 0:3-Niederlage im Hinspiel im Champions-League-Halbfinale in Barcelona stattfindet. Und weil sie drei Tage vor dem Rückspiel in München stattfindet: "Wir spielen mit einem Blick auf nächsten Dienstag", sagte der Trainer. Von den Verletzten kehre zwar niemand zurück. Aber es habe sich immerhin auch kein weiterer Spieler verletzt.

Mit einem Blick auf den nächsten Dienstag hat auch Guardiola erkannt, dass die Dichte der Debatten rund um seine Mannschaft zugenommen hat. Der Katalane hat daher am Freitag vehement für seine Maßnahmen geworben. Im Zentrum der Debatten steht eine Entscheidung aus der 79. Minute gegen Barcelona: Guardiola wechselte Thomas Müller aus, für ihn kam Mario Götze. Müller war demonstrativ mürrisch vom Platz gelaufen, schon in der Woche zuvor, bei der bitteren Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund, musste er vorzeitig raus. "Es war meine Entscheidung", sagte Guardiola, "der Trainer macht alles für das Beste der Mannschaft, nicht nur für das Beste eines Spielers."

Noch intensiver sind die Debatten um Mario Götze. Der Mittelfeldspieler wirkt manchmal so, als ob er bereits an eine Tasse guten Kaffee denkt - und dabei das Spiel um sich herum vergisst. Am Mittwoch hatte er die Fans zusätzlich erbost, weil er nach der Niederlage mit Barça-Torwart Marc-André ter Stegen scherzend das Spielfeld verlassen hatte. Am Donnerstagabend veröffentlichte Götze daher auf seiner Facebook-Seite einen Kommentar, in dem er versicherte, dass er "jederzeit alles für den Verein" gebe: "Wer jetzt denkt, dass mich die Niederlage nicht interessiert, ist total auf dem Holzweg."

Auch Guardiola hat diesen Vorwurf abgewehrt. Dass Götze mit seinem Freund gesprochen habe, "das ist sportlich. Ich habe mich gefreut". Auch Götze sei enttäuscht gewesen. Auf Nachfrage hat der Trainer seinen sensiblen Spieler verhalten gelobt, er nannte ihn einen "sensationellen Profi". Götze sei "der erste Spieler, der kommt und der letzte, der geht". Auch die Kritik an dessen bisweilen nachlässiger Körpersprache ließ Guardiola nicht zu: "Wir brauchen ihn für seine Qualitäten, nicht fürs Laufen. Dafür haben wir andere Spieler."

Allerdings: Wofür er Götze wirklich braucht, das sagte Guardiola nicht.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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