Olympia:Zwei Sprinterinnen unter Beobachtung

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Elaine Thompson und Dafne Schippers (l.) im Finale über 200 Meter. (Foto: Yoan Valat/dpa)

Dafne Schippers sorgte mit großen Leistungssprüngen über 200 Meter für Staunen und Zweifel. In Rio holt sie Silber. Was sagt das über die Siegerin Elaine Thompson aus?

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro, und Carsten Scheele

Nach knapp 22 Sekunden lagen beide am Boden. Dafne Schippers und Elaine Thompson waren über die Ziellinie im Olympiastadion von Rio de Janeiro gesaust, dann fiel Schippers bäuchlings nach vorne, Thompson legte sich freiwillig hin. Diese 200 Meter der Frauen standen ja unter besonderer Beobachtung: Würde die Niederländerin Schippers als erste weiße Sprinterin seit 36 Jahren bei Olympia das 200-Meter-Finale gewinnen?

Sie gewann nicht, Schippers wurde nach schwachem Start Zweite und Thompson gewann in Weltjahresbestzeit von 21,78 Sekunden. Sie wusste erst gar nicht wohin mit sich, sie lag auf dem Rücken, die Arme über dem Kopf geschlagen. "Ich musste erst mal tief durchatmen, als ich im Ziel war - so oft laufe ich die 200 ja nicht", sagte sie. Die 100 Meter sind ihre Spezialdisziplin, da hatte sie ja schon Gold in Rio geholt, sie war nun Doppel-Olympiasiegerin geworden. Das war zuletzt Florence Griffith-Joyner im Jahr 1988 gelungen. Ein Name, der mit unsauberen Methoden verbunden ist. Und dieser Name verbindet nun auch Thompson mit Schippers.

Die Niederländerin war ja als Favoritin nach Rio gereist, im vergangenen Jahr ist sie Weltmeisterin geworden. Doch die Zweifel daran, wie die 24-Jährige ihre Zeiten erreicht, gibt es schon lange. Geht bei ihr alles mit rechten Dingen zu? Diese Frage beschäftigt die Leichtathletik, und sie kränkt Schippers, wie sie selbst sagt. Über die 200 Meter - hier liegt ihr Europarekord bei 21,63 Sekunden - waren nur zwei Frauen jemals schneller: Eben jene Florence Griffith-Joyner, um die es zu Lebzeiten fortlaufend Betrugsgerüchte gab, sowie Marion Jones, die geständige Doperin. "Wenn Du ein sauberer Athlet bist, weißt du auch, dass du nichts falsch gemacht hast", sagt Schippers dann.

Nachgewiesen wurde Schippers bislang kein einziges Vergehen, aber der Verdacht schwingt mit. Ihre rasanten Zeiten sind das eine, aber auch ihre körperliche Entwicklung ist bemerkenswert. Als sie vor wenigen Jahren wegen Knieproblemen vom Siebenkampf (hier wurde sie 2013 EM-Dritte) auf die Sprintdisziplinen umstieg, habe sie einiges an Muskeln zugelegt, bemerken Kritiker. Auch ihre Haut sei unreiner geworden. Anzeichen auf Doping? "Man kann doch einfach nur Talent haben", hat Schippers geklagt. Alle Zweifel wegwischen kann sie mit solchen Aussagen nicht.

Die Bestzeit von Elaine Thompson liegt mit 21,66 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden über der von Schippers, die Jamaikanerin steht damit auf Rang fünf der ewigen Bestenliste. Auch sie hat eine erstaunliche Entwicklung gehabt in den letzten Jahren. 2011 hat sie überhaupt erst begonnen, auch die 100 Meter zu trainieren. 2014 lief sie noch eine Zeit von 23,23 Sekunden, innerhalb von einem Jahr verbesserte sie sich um fast 0,6 Sekunden. Das ist in der Leichtathletik ein großer Sprung. Ob sie vor zwei Jahren geglaubt habe, sie würde eine Olympiasiegerin in Rio werden? "Ich denke, ich habe viele überrascht", sagte Thompson nun und dankte ihrem Trainer: "Er hat einen tollen Job gemacht."

Es ist eine Beobachtung, die untergegangen ist in der Aufregung um die Niederländerin in den vergangenen Jahren. Wohl auch, weil eine schnelle weiße Läuferin mehr Aufsehen erregt, in Finalläufen sieht man sie selten. Und dass die Diskussion um Thompson nun aufkommt, liegt ja auch an der Gemengelage um leistungssteigernde Substanzen in den vergangenen Jahren. Es ist zu viel passiert, um derartige Sprünge nicht zu hinterfragen.

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