Olympia:Sattel verloren, Gold gewonnen

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Sie hat Gold: Bahnradsprinterin Kristina Vogel. (Foto: dpa)
  • Kristina Vogel wird Olympiasiegerin im Bahnrad-Einzelsprint - obwohl ihr auf ihrer Gold-Fahrt ein seltenes Missgeschick passiert.
  • Kurz vor dem Ziel verliert sie ihren Sattel.
  • Trotzdem besiegt sie die Britin Rebecca James.

Kristina Vogel verlor auf den letzten Metern zu Gold ihren Sattel und schlug, nachdem das Ergebnis des zweiten Sprints auf der Anzeigetafel aufleuchtete, ungläubig die Hände vors Gesicht. Die 25-Jährige hat sich nach zwei Läufen auf dem Holzoval zur Sprint-Königin gekrönt und damit auch die britische Dominanz bei den Bahnrad-Wettkämpfen in Rio de Janeiro gebrochen.

Vogel besiegte im Finale Rebecca James mit der Winzigkeit von einer Tausendstelsekunde Vorsprung im zweiten Lauf. Mit ihren zwei Medaillen bewahrte Vogel den deutschen Bahnradsport vor der schlechtesten Bilanz seit Jahren. Ursprünglich hatte der Bund Deutscher Radfahrer sechs Medaillen als Ziel ausgegeben. Seit 1960 fuhren die deutschen Bahnradfahrer überhaupt nur zwei Mal ohne Olympia-Gold nach Hause. Kristina Vogel immerhin hatte bereits mit Miriam Welte aus Kaiserslautern Bronze im Teamsprint gewonnen.

Das Beste aber kam zum Schluss. Im Halbfinale im Einzelsprint schaltete die siebenmalige Weltmeisterin zunächst Marchant aus, dann knöpfte sie sich deren Teamkollegen James in zwei Läufen vor. Und diesmal präsentierte sich Vogel hellwach, nachdem ihr beim enttäuschenden sechsten Platz im Keirin noch ein taktischer Fehler unterlaufen war.

Nach einem Trainingssturz lag Vogel 2009 zwei Tage im Koma

An fünf Wettkampftagen war es für Vogel ein Auf und Ab. Erst die Bronzemedaille im Teamsprint, dann die bittere Schlappe im Keirin, ehe sie schließlich im Sprint wieder in Angriffslaune war. Höhen und Tiefen hat Kristina Vogel in ihrer noch jungen Karriere schon zur Genüge kennengelernt. 2009 schien ihre Karriere bereits beendet, bevor sie so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Nach einem schlimmen Trainingssturz im Jahr 2009 lag sie zwei Tage im Koma. Der damals 18-Jährigen hatte ein Kleinbus die Vorfahrt genommen.

Vogel flog mit Tempo 50 durch die Heckscheibe, erlitt zahlreiche Brüche am Brustwirbel, an der Hand, am Arm, am Kiefer und verlor fast alle Zähne. Es folgten unzählige Operationen und Reha-Maßnahmen, noch heute sind die Narben in ihrem Gesicht sichtbar.

Eilers radelt an Medaille vorbei

Dagegen ist Keirin-Weltmeister Joachim Eilers nur knapp an einer Medaille vorbeigesaust. Der Chemnitzer musste sich im Finale mit dem vierten Platz begnügen. Gold gewann der Brite Jason Kenny vor dem Niederländer Matthijs Buchli und Azizulhasni Awang aus Malaysia. Kenny zog mit seinem sechsten Olympiasieg mit der britischen Bahnrad-Legende Chris Hoy gleich.

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