Olympia-Nachrichten in Kürze:Diesmal ist Michael Phelps schneller als Ryan Lochte

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Der US-Schwimmer Michael Phelps ist schnellster über 200 Meter Lagen - und holt seine 20. olympische Medaille. Den deutschen Hockey-Frauen gelingt gegen Südafrika der zweite Turnier-Erfolg. Jasmin Schornberg verpasst eine Medaille im Kanuslalom. Die Beachvolleyballerinnen Sara Goller und Laura Ludwig stehen im Achtelfinale.

in Kürze

Hat seine 20. Medaille bei Olympia gewonnen: Michael Phelps.  (Foto: Getty Images)

Schwimmen: Diesmal hat Michael Phelps das Duell gegen Ryan Lochte gewonnen: Der US-Schwimmer gewann Gold über 200 Meter Lagen in 1:54,27 Minuten. Lochte war 63 Hundertstelsekunden langsamer, er musste allerdings wenige Minuten zuvor breits das Finale über 200 Meter Rücken absolvieren. Bronze ging an Laszlo Cseh aus Ungarn. Für Phelps war es der 16. Olympiasieg und die 20. olympische Medaille insgesamt - er schwamm sich nun noch mehr in die Ewigkeit.

Davor hatte die US-Amerikanerin Rebecca Soni die 200 Meter Brust in neuer Weltrekordzeit gewonnen: Nach 2:19,59 Minuten schlug sie an. Silber ging an Satomi Suzuki (Japan), Bronze an Julia Jefimowa (Russland). Über 200 Meter Rücken gewann ein wenig überraschend Tyler Clary (USA) in 1:53,41 Minuten. Zweiter wurde Ryosuke Irie aus Japan, Ryan Lochte wurde nur Dritter.

Das letzte Finale des Abends gewann die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo: Sie ist Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil und damit Nachfolgerin von Britta Steffen. Die WM-Dritte gewann in 53,00 Sekunden vor der Weißrussin Alexandra Herasimenia (53,38) und der Chinesin Tang Yi (53,44). Steffen war im Halbfinale ausgeschieden.

Hockey: Die deutschen Hockey-Frauen haben beim Olympia-Turnier in London ihre Chance auf den Halbfinal-Einzug gewahrt. Beim 2:0 (1:0) gegen Außenseiter Südafrika feierte die Mannschaft von Bundestrainer Michael Behrmann im dritten Gruppenspiel den zweiten Sieg. Vor 9000 Zuschauern in der Riverbank-Arena erzielten Marie Mävers (25. Minute) und Fanny Rinne (44.) die Tore für die EM-Zweiten. In den verbleibenden Gruppenspielen gegen Weltmeister Argentinien am Samstag und gegen die starken Neuseeländerinnen am Montag wird eine Leistungssteigerung nötig sein.

Kajak, Frauen: Jasmin Schornberg hat eine Medaille verpasst. Die Olympia-Debütantin aus Augsburg landete zum Abschluss der Kanuslalom-Wettbewerbe mit 110,97 Sekunden auf dem sechsten Platz und verfehlte nach der Silbermedaille für Canadier-Pilot Sideris Tasiadis am Dienstag und der Bronzemedaille für Hannes Aigner im Kajak-Einer am Mittwoch die dritte Medaille der deutschen Mannschaft. Die Goldmedaille ging im Lee Valley White Water Centre an die Französin Emilie Fer (105,90), Zweite wurde Jessica Fox aus Australien (106,51), Bronze holte die spanische Weltranglisten-Zweite Maialen Chourraut (106,87).

Beachvolleyball, Frauen: Sara Goller und Laura Ludwig haben das dritte Spiel beim olympischen Beach-Volleyball-Turnier gewonnen und sich für das Achtelfinale qualifiziert. Gegen Madelein Meppelink/Sophie van Gestel aus den Niederlanden siegte das deutsche Top-Duo am Donnerstag in London 2:0 (21:18, 21:14). Als Gruppenzweiter wird den beiden Frauen aus Hamburg in der K.o.-Runde nun ein anderer Zweiter zugelost.

Tennis: Sabine Lisicki (Berlin) und Christopher Kas (Trostberg) stehen überraschend im Viertelfinale des olympischen Mixed-Wettbewerbs in Wimbledon: Das deutsche Duo bezwang am Donnerstag die an Nummer 2 gesetzten Amerikaner Liezel Huber/Bob Bryan mit 7:6 (7:5), 6:7 (5:7) und 7:6 (10:5). Lisicki/Kas spielen nun am Freitag in der Runde der letzten Acht gegen Roberta Vinci/Daniele Bracciali (Italien). Der letzte Satz wurde in einem sogenannten Match-Tiebreak entschieden. Am erstmals seit 1924 wieder gespielten Mixed-Turnier nehmen nur 16 Teams teil.

Maria Scharapowa ist im Einzel ins Halbfinale eingezogen. Die French-Open-Siegerin setzte sich, nachdem sie am Mittwoch gegen Sabine Lisicki gewonnen hatte, gegen Kim Clijsters (Belgien) 6:2, 7:5 durch und spielt am Samstag gegen ihre russische Teamkollegin Maria Kirilenko um eine Medaille. Kirilenko setzte ihren Siegeszug nach dem Erfolg über Julia Görges (Bad Oldesloe) fort und bezwang Petra Kvitova (Tschechien) 7:6 (7:3), 6:3.

Bei den Männern hat Roger Federer das Halbfinale erreicht. Der Weltranglisten-Erste aus der Schweiz gewann gegen den US-Amerikaner John Isner mit 6:4, 7:6 (7:5). In der Vorschlussrunde trifft er am Freitag auf den Argentinier Juan Martin del Potro, der sich gegen den Japaner Kei Nishikori mit 6:4, 7:6 (7:4) durchsetzte. Das zweite Halbfinale bestreiten die britische Gold-Hoffnung Andy Murray und der Serbe Novak Djokovic.

Boxen, Männer bis 75 Kilo: Boxer Stefan Härtel hat überraschend das Viertelfinale der Olympischen Spiele erreicht. Der Mittelgewichtler und dreimalige deutsche Meister aus Berlin setzte sich in der Klasse bis 75 Kilogramm gegen den klar favorisierten Darren O'Neill durch. Er war gegen den mehrfachen EM-Zweiten und WM-Dritten aus Irland der deutlich aktivere Athlet und siegte klar mit 19:12. Im Viertelfinale trifft der 24-Jährige am Montag (ab 22.30 Uhr/MEZ) auf den Briten Anthony Ogogo, der sich nach einer umstrittenen Punktrichter-Wertung gegen den ukrainischen Weltmeister Lewgen Chytrow durchgesetzt hatte. Härtel ist der zweite von vier deutschen Startern, die sich im olympischen Boxturnier noch Hoffnungen auf eine Medaille machen können. Halbschwergewichtler Enrico Kölling kämpft Samstagnacht (ab 0.15 Uhr/MEZ) in der Klasse bis 81 Kilogramm im Achtelfinale gegen den Algerier Abdelhafid Benchabla. Superschwergewichtler Erik Pfeifer und Weltergewichtler Patrick Wojcicki sind bereits ausgeschieden.

Alle Olympiasieger
:Hollands Schwimm-Heldin

Drei Medaillen, zwei davon Gold: Schwimmerin Ranomi Kromowidjojo ist die erfolgreichste Athletin aus den Niederlanden. Serena Williams deklassiert ihre Gegnerin Maria Scharapowa im Tennis-Finale und gewinnt zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Wimbledon, Triathletin Nicola Spirig siegt im Fotofinish.

Gold-Gewinner

Tennis, Frauen: Angelique Kerber ist im Olympia-Turnier von Wimbledon im Viertelfinale gescheitert: Die 24-jährige Kielerin verlor ihre Centre-Court-Partie gegen die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka aus Weißrussland in 1:45 Stunden mit 4:6, 5:7 und musste damit ihre Medaillenträume im All England Club begraben. Kerber hatte als erste Deutsche seit Steffi Graf und Anke Huber 1992 in Barcelona die Runde der letzten Acht erreicht. Letzte deutsche Hoffnungen ruhten bei den Tennis-Wettbewerben noch auf dem Mixed Sabine Lisicki/Christopher Kas (Berlin/Trostberg), das später am Donnerstag gegen das amerikanische Paar Liezel Huber/Bob Bryan anzutreten hatte.

Silber für Marcel Nguyen
:Feld von hinten aufgerollt

Marcel Nguyen gewinnt in der North Greenwich Arena von London die erste deutsche Mehrkampf-Medaille seit 1936. Als Letzter nach dem ersten Gerät turnt er am Ende zu Silber. Der Wettkampf in Bildern.

Bahnradfahren: Großbritannien hat bei den olympischen Bahnradwettbewerben einen Weltrekord in der 4.000-Meter-Mannschaftsverfolgung aufgestellt. Edward Clancy, Geraint Thomas, Steven Burke und Peter Kennaugh lagen in 3:52,499 Minuten in der Qualifikation rund sieben Zehntelsekunden unter ihrer alten Bestmarke vom 4. April 2012 in Melbourne (3:53,295 Minuten).

Schwimmen, Britta Steffen: Franziska van Almsick hat kein Verständnis für die Aussagen von Britta Steffen nach deren olympischem Halbfinal-Aus. "Es ist überhaupt kein Problem in meinen Augen, dass sie das Finale nicht geschafft hat. Das ist Sport. Aber sich dann hinzustellen, und es runterzuspielen, und zu sagen, ich freu mich für die anderen und darauf, dass ich das Rennen gucken kann, das finde ich irgendwie unpassend", sagte die ARD-Expertin der Nachrichtenagentur dpa. Stattdessen hätte Steffen besser ihrer Enttäuschung und Unzufriedenheit Ausdruck verleihen sollen, meint die Weltmeisterin über 200 Meter Freistil von 1994. "Das hätte mir besser gefallen, als die Freude darüber, dass man die Erkenntnis gewonnen hat, dass man zu alt ist und die anderen schneller schwimmen und den anderen das alles gönnt. Das fand ich nicht unbedingt so gut."

Das Scheitern der Doppel-Olympiasiegerin von 2008 über 100 Meter Freistil am Mittwoch kritisierte van Almsick an sich nicht. "Ich finde das Abschneiden überhaupt nicht dramatisch. Ich habe das selber erlebt." Bei vier Olympischen Spielen war sie zwischen 1992 und 2004 an der ersehnten Goldmedaille vorbeigeschwommen. Über die 50 Meter Freistil hat van Almsick Steffen noch nicht abgeschrieben. "Britta ist immer für eine Überraschung gut. Ich hoffe, dass sie das abhaken kann."

Reiten, Dressur: Das deutsche Dressurteam hat bei den Olympischen Spielen dank Dorothee Schneider einen sehr guten Start erwischt. Die 43 Jahre alte Debütantin aus Framersheim ritt mit Diva Royal am Donnerstag in London zu 76,277 Prozentpunkten. "Das war große Klasse", kommentierte Bundestrainer Jonny Hilberath. "Das Pferd war in Topform, die Runde war nahezu perfekt." Für die deutsche Mannschaft reiten am Freitag Kristina Sprehe aus Dinklage mit Desperados, Helen Langehanenberg aus Havixbeck mit Damon Hill. Anabel Balkenhol aus Rosendahl, die in London als Einzelstarterin reitet, zeigte hingegen eine enttäuschende Vorstellung. Sie erhielt für ihren Ritt mit Dablino 70,973 Prozentpunkte. Eine Mannschaft besteht in London nur aus drei Paaren.

Badminton, Manipulation: Nach der Disqualifikation ihres Damendoppels in London hat die indonesische Badminton-Vereinigung den Weltverband (BWF) aufgefordert, das Turnierformat bei den Olympischen Spielen zu prüfen. "Indonesien hat immer den olympischen Geist und die olympischen Werte hochgehalten. Aber wir fordern vom BWF eine Überprüfung des Formats", sagte der Sport- und Jugendminister Andi Mallarangeng auf der Homepage des nationalen Verbandes. Der Weltverband hatte die Indonesierinnen Greysia Polii und Meiliana Jauhari sowie sechs weitere Spitzenspielerinnen aus China und Südkorea von der Doppel-Konkurrenz ausgeschlossen und verweigerten ihnen die Teilnahme am Viertelfinale. Die Funktionäre hatten damit auf die skandalösen Manipulationsversuche in der Gruppenphase reagiert. Anders als bei sonstigen Turnieren gibt es bei Olympia Vorrunden-Gruppen. Erst danach folgt die Ko-Runde. Diese Änderung wurde gemacht, um den olympischen Regeln zu entsprechen. Chinas disqualifizierte Spielerin Yu Yang hat indes angekündigt, nach dem Skandal bei Olympia ihre Karriere zu beenden. "Das ist mein letzter Wettbewerb. Goodbye Badminton-Weltverband, goodbye mein geliebtes Badminton", verbreitete sie im Netz. "Wir haben nur die Regeln benutzt, um ein Match abzutreten." Man habe herzlos ihre Träume zerschmettert. "Das ist unverzeihlich."

Schwimmen: Markus Deibler hat mit Verspätung doch noch das olympische Finale über 200 Meter Lagen erreicht. Der Hamburger schlug am Mittwoch in den Halbfinals nach 1:58,88 Minuten zwar nur in der neuntbesten Zeit an, profitierte später aber vom Startverzicht des achtplatzierten Südafrikaners Chad le Clos für den Endlauf an diesem Donnerstag. "Verdammte Scheiße!", hatte Deibler nach seinem Halbfinale noch getwittert, kurz nach der für ihn glücklichen Entscheidung schrieb er dann: "Omg und jetzt bin ich doch dabei! Chad hat abgemeldet! Morgen Abend 200 Lagen Finale MIT mir :-)))". Als Favorit geht nach 1:56,13 Minuten der Amerikaner Ryan Lochte in das Finale. Er will nach dem Sieg über 400 Meter Lagen auch auf der halb so langen Strecke als Erster anschlagen. Landsmann Michael Phelps strebt nach 1:57,11 im Halbfinale und Rang drei seine 20. olympische Medaille an.

Hockey: Die deutschen Hockey-Herren haben auch ihr zweites Gruppenspiel beim Olympia-Turnier in London gewonnen. Nach dem 2:1 zum Auftakt gegen Belgien besiegte die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise am Mittwochabend Südkorea wiederum knapp mit 1:0 (1:0). Damit zog das deutsche Team in der Tabelle mit den ebenfalls verlustpunktfreien Niederländern gleich. Vor 10 000 Zuschauern in der Riverbank-Arena erzielte Christopher Zeller in der 33. Spielminute das Tor für den Olympiasieger von 2008, der auch in London wieder zum Favoritenkreis zählt. In seiner dritten Partie trifft der Europameister am Freitag (14.45 Uhr) auf Indien. Die Asiaten verloren am Mittwoch mit dem 1:3 gegen Neuseeland auch ihr zweites Spiel in der Olympia-Metropole.

Reiten: Einen Tag nach seinem zweifachen Olympiasieg ist Vielseitigkeitsreiter Michael Jung mit großem Jubel in seiner Heimat empfangen worden. Familie und Freunde begrüßten den Erfolgsreiter am späten Mittwochabend in der väterlichen Reitschule in Horb nahe Reutlingen in Baden-Württemberg. Dabei konnten die Gratulanten Jung gleich zweimal hochleben lassen: Neben dem zweifachen Goldmedaillen-Gewinn in London sollte auch auf den 30. Geburtstag des gelernten Pferdewirts am Tag zuvor angestoßen werden. Jung hatte am Dienstag Sportgeschichte geschrieben: Er ist der erste Vielseitigkeitsreiter, der zur selben Zeit Welt- und Europameister sowie Olympiasieger ist.

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