Olympia:Mit nur einem Lungenflügel zu Gold

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Segler Lange: Der Messi der Meere (Foto: AP)

54 Jahre alt, die sechsten Spiele, die ersten nach einer Krebserkrankung - das erste Gold: Der Segler Santiago Lange findet am Ende eines sehr langen Weges die Erfüllung.

Für Santiago Lange war die Sache mit Olympia schon früh eine sehr wichtige Angelegenheit. Vielleicht lag es daran, dass sein Vater bereits 1952 als Segler zu den Olympischen Spielen nach Helsinki reiste. In jedem Fall hat der Argentinier Lange, ältester Segler in Rio mit 54 Jahren, einen sehr langen Atem, wenn es um olympische Ziele geht, was seit vergangenem Jahr ein vielleicht nicht ganz passender Ausdruck ist.

Santiago Lange segelte in Rio mit nur einem Lungenflügel, nachdem ihm aufgrund einer Lungenkrebserkrankung ein Flügel hatte entfernt werden müssen. Es sollten seine sechsten Spiele werden. Lange, vierfacher Weltmeister, Bronzemedaillengewinner 2004 und 2008, war nun ein Außenseiter im neuen Mixed-Wettbewerb, auch wenn seine Vorschoterin Cecilia Carranza Saroli davon sprach, dass Segeln mit Lange wie "Fußball mit Lionel Messi" sei. Der letzte WM-Titel ist zwölf Jahre her - doch fertig war Santiago Lange noch nicht.

Gänzlich überraschend gewann er in der Nacht auf Mittwoch Gold in der neuen Mixed-Katamaran-Klasse Narca 17. Es ist das vorläufige Ende eines sehr langen Weges. "Ich habe von dieser Medaille seit den Spielen 1980 in Moskau geträumt", bekannte Lange. Im November bereits war er nach Rio gezogen, das sei wichtig gewesen, erklärte er mit der Goldmedaille um den Hals. Sie baumelte vor der Brust und Lange sagte: "Die Krankheit hat Trainingszeit gekostet." Es reichte dennoch: "Irgendjemand da oben hat gesagt 'Du verdienst das'".

"Das ist zu viel für mich"

Für Lange ist der Sport verantwortlich dafür, dass er heute gesund ist. "Wenn ich mich durch das viele Reisen nicht so müde gefühlt hätte - man hätte den Krebs nicht gefunden." Rückblickend würde er von einer guten Erfahrung sprechen, "schwierig, aber ich habe viel gelernt". Nach seiner Operation in Barcelona hielt er fünf Tage still. Dann stieg er aufs Rad, einen Monat später segelte er wieder. "Vielleicht gibt diese Geschichte manchen Menschen Kraft. Aber für mich war sie nicht mehr als ein Stein auf dem Weg. Ich war besessen davon, perfekt vorbereitet nach Rio zu kommen. Und das haben wir geschafft."

Mit nur einem Punkt Abstand gewannen die Argentinier nun vor Australien und Österreich. Als der Erfolg perfekt war, schwammen seine Söhne zum Boot des Vaters und feierten mit dem neuen Olympiasieger. Beide, Yago and Klaus, waren ebenfalls als Segler nach Rio gekommen, hatten eine Medaille aufgrund einer "falschen Disqualifikation" (Santiago Lange) verpasst. Nun vollendete der Vater, was dem Opa in Helsinki auf Rang vier und seinen Söhnen - bislang - verwehrt blieb. Er gewann Gold, als bislang ältester Athlet in Rio.

Sein wahres Alter trage man im Herzen, sagte Lange dann noch. "Es waren so emotionale Spiele. Meinen Söhnen zuzuschauen und heute mit ihnen zu feiern. Das ist zu viel für mich." Aber genug, um an eine Fortsetzung zu denken. 2020 in Tokio will er wieder dabei sein, meint er. Aber nur, wenn seine Knie mitmachen.

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