Olympia:"Herz und Seele tun mehr weh als das Knie"

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Hatte eine schwere Nacht in Rio: der deutsche Turner Andreas Toba. (Foto: REUTERS)

Nach seiner olympischen Heldentat erzählt Turner Andreas Toba, warum er trotz Kreuzbandriss ans Pferd ging - und wie es ihm jetzt geht.

Am Tag nach seinem heldenhaften Einsatz beim Turnen in Rio den Janeiro ist Andreas Toba immer noch sehr aufgewühlt. Im Olympischen Dorf erzählt der 25-jährige vom TK Hannover der Deutschen Presse-Agentur über sein Weitermachen nach dem Kreuzbandriss, seine schwierige Nacht in Rio - und was er sich nun als Zuschauer wünscht.

Dpa: Wie geht es Ihnen nach so einer bitteren und schmerzvollen Erfahrung?

Toba: Ich hab' mich ein bisschen beruhigt. Gestern und heute Morgen war es schon schlimm, alles so Revue passieren zu lassen. Immer wieder diese Sachen im Kopf zu haben. Dass Olympia nach dem zweiten Gerät, also eigentlich nach dem dritten, vorbei ist, ist echt bitter. Ich kann's aber nicht ändern, das ist jetzt so. Ich versuche nun, mich langsam damit abzufinden.

Was macht das Knie? Haben Sie schlimme Schmerzen?

Mit dem Knie geht es so weit, es ist halt kaputt. Ich habe nicht zu große Schmerzen. Das hält sich in Grenzen. Was viel mehr weh tut, sind Herz und Seele. Die ganze Sache war schon bitter. Aber wie gesagt: Man realisiert so langsam, dass es vorbei ist.

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Wie war die Nacht?

Wir haben einen Druckverband um das Knie gemacht, damit es nicht so sehr anschwillt. Hat schon bisschen gepocht, egal, wie ich mich hingelegt habe. Es war halt immer ungemütlich.

Wie haben Sie es geschafft, mit so einer schweren Verletzung weiter zu turnen?

Für die meisten ist es unvorstellbar, aber für mich war das schnell klar: Ich konnte mein Knie noch bewegen und noch gehen. Für mich stand definitiv fest, dass ich ans Pferd gehe. Da konnte mich auch niemand davon abhalten.

Und jetzt ist ihr Handy voll mit Gute-Besserungs-Wünschen und staunenden Kommentaren?

Ja, das war schon krass, wieviel Anteilnahme ich bekommen habe. Die Leute waren anscheinend erstaunt darüber, wie weit ich es noch gebracht habe (lacht).

Wie geht es mit Ihnen hier weiter in Rio?

"Morgen ist das Teamfinale, da will ich mich auf jeden Fall blicken lassen. Turnen werde ich da leider nicht, es geht einfach nicht. Ich werde meinen Kollegen zujubeln, sie anfeuern. Ich will, dass meine Kollegen morgen einen richtig geilen Wettkampf turnen. Und mein größter Wunsch ist, dass alle gesund bleiben. Es wäre schön, wenn ich im Innenraum dabei sein könnte und nicht unter den Zuschauern sitzen muss. Ich muss das aber noch mit dem Trainer klären, ob er das überhaupt will. Und auch mit den Jungs. Ich will da auch nicht stören.

Wann fliegen Sie nach Hause und wie sind die Operationspläne?

Das weiß ich noch nicht. Wie das alles weitergeht, wird noch genau besprochen in den nächsten Tagen. Ich weiß noch nicht, was auf mich zukommt.

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