Olympia-Grafik:Rodler, männlich, unter 30

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Wie holt man als deutscher Sportler eine Medaille? Möglichst jung, aber doch ein wenig erfahren und auf einem Schlitten - das verrät der Blick in die Statistik der Olympischen Spiele in Sotschi. Die Bilanz des deutschen Teams in Zahlen.

Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi sind beendet, die 153 deutschen Athleten wieder zu Hause. Was bleibt nach den 16 Tagen? Zu wenige Medaillen und so einige Erkenntnisse. Ein Grafikprojekt über die deutsche Olympia-Mannschaft 2014.

  • Erfolgreiche Männer

Erstmals in der Olympia-Geschichte reiste das deutsche Team mit mehr Frauen als Männern zu den Spielen. 77 Sportlerinnen und nur 76 Sportler kämpften in den vergangenen zwei Wochen in Sotschi um Medaillen. Der Grund für die höhere Frauenquote: Die deutschen Eishockey-Männer konnten sich nicht für das Olympische Turnier qualifizieren, die 21 Frauen dagegen schon. Allerdings scheiterten sie bereits in der Vorrunde.

Die deutschen Medaillengewinner waren in der Mehrzahl männlich. 22 Mal stand ein Athlet aus Deutschland auf dem Siegerpodest, lediglich 14 Mal eine Athletin.

Die erfolgreichsten Frauen der Spiele waren die Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch und Rodlerin Natalie Geisenberger, sie holten jeweils zwei Medaillen. Geisenberger sogar zweimal Gold. Bei den Männern baumelten auf dem Heimweg bei sechs Athleten jeweils zwei Medaillen um den Hals - und zwar: bei den Kombinierern Eric Frenzel und Fabian Rießle, bei Biathlet Erik Lesser sowie den Rodlern Felix Loch, Tobias Arlt und Tobias Wendl.

  • Kombinierer lauern den Rodlern auf

Fünf Medaillen, davon vier aus Gold: Am erfolgreichsten waren die deutschen Sportler in Sotschi im Rodeln. Einmal mehr. Denn Natalie Geisenberger, Felix Loch & Co. feierten ihre Siege in der Sportart, in der deutsche Athleten bei den Winterspielen oft die meisten Medaillen holten. Seit Rodeln im Jahr 1964 zur olympischen Disziplin wurde, fuhren die Deutschen auf dem Schlitten insgesamt 31 Medaillen heraus. So viele wie in keiner anderen Sportart. Weitere erfolgreiche Disziplinen der Deutschen sind Eisschnelllauf (25 Medaillen), Biathlon (20 Medaillen) und Bob (16 Medaillen). In Sotschi schnitten die 153 Deutschen jedoch in diesen Sportarten alles andere als gut ab. Im Biathlon gab es lediglich zwei Medaillen, im Eisschnelllauf und Bob überhaupt keine.

Noch effektiver als die Rodler waren in Sotschi allerdings die Nordischen Kombinierer. Die zehn angetretenen Rodler holten fünf Medaillen in vier Wettbewerben, die fünf Nordischen Kombinierer dagegen erbeuteten drei Medaillen in drei Wettbewerben. Und es hätten noch mehr werden können, hätten sich Björn Kircheisen, Johannes Rydzek und Fabian Rießle nicht auf den letzten Metern über den Haufen gefahren beim Einzel-Wettbewerb von der Großschanze.

Im Vergleich zu den niederländischen Eisschnellläufern sind aber die Rodler und Kombinierer noch Anfänger: Oranje triumphierte in dieser Disziplin mit 23 der 36 vergebenen Medaillen.

  • Im richtigen Olympia-Alter

Hat die Erfahrung gefehlt? Waren sie bei ihren ersten Olympischen Spielen womöglich zu nervös? Elf Mitglieder des deutschen Olympiateams waren jünger als 20 Jahre, eine Medaille hat nur einer von ihnen geholt: Andreas Wellinger. Der Ruhpoldinger wurde Olympiasieger beim Mannschaftsspringen.

Die drei anderen Springer des deutschen Gold-Teams dagegen waren bereits 25 Jahre (Severin Freund und Andreas Wank) sowie immerhin 23 Jahre alt (Marinus Kraus) - und sind damit im besten Olympiaalter. Denn die meisten Medaillen gewinnen Athleten, die zwischen 21 und 30 Jahren alt sind. Durchschnittlich fast jeder dritte Olympiateilnehmer darf in der Altersklasse "21-25" sowie "26-30" einmal aufs Podest. Haben Athleten die 30 Jahre überschritten, sinkt die Medaillenwahrscheinlichkeit - zumindest im deutschen Team 2014.

Der älteste deutsche Teilnehmer bei den Spielen war übrigens der Curler John Jahr, 47. Skispringerin Gianina Ernst war nicht nur die jüngste Olympionikin Deutschlands, sondern sogar die jüngste aller 2861 Teilnehmer. Wäre die 15-jährige Zahnspangenträgerin einen Tag später auf die Welt gekommen, hätte sie wegen der IOC-Regularien nicht antreten dürfen. Medien aus aller Welt berichteten über das Olympia-Küken. Ernst wurde berühmt - ganz ohne Medaille.

  • Wiederkommen lohnt sich

Gute Sportler fahren ein Mal zu Olympia, herausragende schaffen das mehrmals. Für 78 deutsche Athleten war die Sause in Sotschi die Olympiapremiere, 14 konnten dabei einen Podestplatz feiern. Die erfahrenste Teilnehmerin war mit ihrer sechsten Olympischen Spielen Claudia Pechstein - zum ersten Mal musste sie ohne Medaille wieder abreisen. In Sotschi hätte sie sich mit einer zehnten Medaille in den Bestenlisten verewigen können, doch ein vierter, fünfter und 19. Rang verhinderten das deutlich. Sie sei mit dem Eis nicht klargekommen, erklärte die mittlerweile 42-Jährige.

Am erfolgreichsten waren die Sportler, die in Sotschi ihre zweiten Olympischen Spiele erlebten. Auf 53 Athleten und Athletinnen traf das zu, 16 davon durften über Edelmetall jubeln.

  • Teilnehmen ist alles

153 Athleten fuhren nach Sotschi, 106 davon mussten die Heimreise antreten, ohne zu wissen, wie es sich anfühlt, eine Medaille zu gewinnen. Teilnehmen ist also tatsächlich alles. Lediglich 47 Sotschi-Teilnehmer haben in ihrer Karriere schon einmal eine Medaille gewonnen - also in Sotschi oder bei den Spielen zuvor. Die "Erfolglosen" blickten wahrscheinlich ziemlich neidisch auf den Biathleten Ole Einar Bjørndalen, der in Sotschi die siebte und achte Goldmedaille seiner Karriere gewann und nun mit 13 olympischen Medaillen die ewige Bestenliste anführt.

Die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin ist trotz Nullnummer in Sotschi Eisschnellläuferin Pechstein. Langläuferin Claudia Nystad arbeitete erfolgreicher an ihrer olympischen Bilanz, sie gewann Bronze mit der Langlauf-Staffel und kann nun eine fünfte Medaille bei sich daheim in die Vitrine legen.

Auch Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch tat in Sotschi etwas für ihre Statistik: Nach Gold in der Super-Kombination und Silber im Super-G hat sie nun vier Olympia-Medaillen. Was sie allerdings ein wenig wurmen wird: Hätte sie einen Podestplatz mehr geholt, hätte sie Katja Seizinger als Deutschlands erfolgreichste Skirennfahrerin bei Olympia abgelöst. Damit wird nun jedoch nichts mehr: Es waren die letzten Olympischen Spiele von Maria Höfl-Riesch. In Pyeongchang 2018 müssen andere die Medaillen holen.

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