Olympia:Gold und Silber - Reiter Jung erlöst Deutschland

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Gold und Silber an einem Tag: Vielseitigkeitsreiter Michael Jung freut sich über seine Medaillen. (Foto: AFP)

Zweiter im Team, Erster im Einzel: Dank Vielseitigkeitsreiter Michael Jung gibt es die ersten deutschen Medaillen in Rio. Den Olympiasieg hat er vor allem seiner Schnelligkeit zu verdanken.

Von Gabriele Pochhammer

Vielseitigkeitsreiter Michael Jung hat zum zweiten Mal nacheinander die olympische Goldmedaille im Einzel gewonnen. Der 34-Jährige aus Horb setzte sich am Dienstag in Rio mit Sam nach einem fehlerfreien Ritt im abschließenden Springen durch, vor dem Franzosen Nicolas Astier und dem Amerikaner Philipp Nice. Jung wiederholte damit seinen Triumph von den Sommerspielen vor vier Jahren in London. Für das deutsche Team war es die erste Goldmedaille bei den Spielen in Brasilien.

Und auch für das Team war am Ende zehrender Wettkampftage alles gut. Die deutschen Vielseitigkeitsreiter - neben Jung noch Sandra Auffarth/Ganderkesee, Ingrid Klimke/Münster und Julia Krajewski/Warendorf - haben in Rio die erste Medaille überhaupt für Deutschland geholt, Mannschaftssilber, mit 172,80 Punkten hinter Frankreich (169,0) und vor Australien (175,30). Während Krajewski am Montag im Geländeritt ausschied, absolvierten die drei verbliebenen Reiter den Springparcours ohne Fehler.

Bis dahin war es alles andere als rund gelaufen für das deutsche Team. Nach einer Dressur, die nur Ingrid Klimke ohne Fehler hinbekam, häuften sich am Geländetag die Probleme. Die erste deutsche Starterin Sandra Auffarth auf Opgun Luovo kassierte an einer Wasserkombination 20 Strafpunkte für einen "Vorbeilaufer". Es gelang ihr nicht, den stürmischen Fuchs auf der gebogenen Linie zu reiten, die für die Hindernisfolge nötig war. Auch am letzten Wasser hakte es, die Klimke zunächst angekreideten Strafpunkte wurden später aber wieder abgezogen. "Ein Steuerungsproblem", sagte Bundestrainer Hans Melzer.

"Wir mussten halt das Feld von hinten aufrollen"

Der zweite Deutsche, Jung, lieferte auf dem 16-jährigen Sam den erwarteten zeit- und hindernisfehlerfreien Ritt, vielleicht nicht ganz so leicht und locker wie gewohnt, aber immerhin rund 15 Sekunden unter der erlaubten Zeit. "Sam begann etwas übermotiviert", sagte er hinterher. "Er ist ein erfahrenes Pferd, aber ich musste überall ein bisschen kämpfen, deswegen sah es nicht so rund aus. Ich hatte aber ein sicheres Gefühl."

Ganz unglücklich lief es für die dritte deutsche Starterin, Krajewski. Sie war erst einen Tag vor ihrem Start anstelle von Andreas Ostholt ins Team rotiert, dessen Pferd So is et nach Ansicht der Trainer ein gesundheitliches Risiko darstellte. Doch nach drei Verweigerungen schied Krajewski aus. "Mein Pferd war mit dem Kopf nicht im Gelände, ich kann das nicht erklären. Ich bin unheimlich enttäuscht," sagte sie. Die Olympia-Debütantin wirkte zeitweise überfordert. Für Kritik sorgten die Kommentare von TV-Kommentator Carsten Sostmeier, der der Reiterin Angst und Nichtkönnen unterstellte und sich später dafür entschuldigte ().

Ingrid Klimke hätte es mit einer zeit- und hindernisfehlerfreien Runde noch in der Hand gehabt, die deutsche Führung zu sichern. Sie fing fantastisch an, rhythmisch zog Hale Bob seine Bahn, schnell und sicher an den Sprüngen. Dann am letzten Wasser wischte der Braune an der zweiten Bürste vorbei, großer Umweg, 20 Punkte, Zeitfehler. "Eine kleine Unachtsamkeit und schon ist der Traum vom Titel dahin," sagte Hans Melzer.

Aber die Sache war noch nicht verloren. "Wir mussten halt das Feld von hinten aufrollen", sagte Ingrid Klimke. "Gestern hatten wir ein bisschen Pech, heute dürfen wir stolz auf uns sein." Sandra Auffarthbrachte es auf den Punkt: "Es ist schöner, heute Silber zu gewinnen als Gold zu verlieren."

Und Gold haben sie dann ja doch noch gewonnen, in Person von Michael Jung.

© SZ vom 10.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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