Olympia:Deutsche Handballer stürmen zu Bronze

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Deutschlands Hanballer feiern ihren Bronze-Gewinn. (Foto: Lukas Schulze/dpa)
  • Die deutschen Handballer haben Bronze bei den Olympischen Spielen gewonnen.
  • Der Europameister gewann das kleine Finale nach schwächerem Start am Ende souverän gegen Polen mit 31:25 (17:14).
  • Für Deutschland ist es die erste olympische Medaille seit dem zweiten Platz bei den Sommerspielen 2004 in Athen.

Glänzender Abschluss, Medaillen-Traum erfüllt: Die deutschen Handballer sind zu Bronze gestürmt. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bezwang den WM-Dritten Polen im Spiel um Platz drei souverän mit 31:25 (17:13) und krönte ein überragendes Jahr mit der ersten Olympia-Medaille für Deutschland seit Silber 2004 in Athen.

Frühem Rückstand folgt deutliche Leistungssteigerung

Mut, Wille, Leidenschaft: Das deutsche Team überzeugte mit jenen Tugenden, die es schon über das gesamte Turnier gezeigt hatte. Vor den Augen des früheren Weltmeister-Coaches Heiner Brand ließ sich die DHB-Auswahl selbst von einem frühen Rückstand nicht beeindrucken und gewann dank einer deutlichen Leistungssteigerung im Angriff hoch verdient.

Beste Werfer beim Europameister waren Tobias Reichmann mit sieben Treffern und Kapitän Uwe Gensheimer (6 Tore). Zudem sorgten die beiden Torhüter Andreas Wolff und Silvio Heinevetter mit ihren Paraden immer wieder für Jubelausbrüche bei DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf der Tribüne. Die Bronzemedaille bereitete der gesamten deutschen Olympia-Mannschaft einen glänzenden Abschluss.

Die Partie gegen Polen begann allerdings alles andere als verheißungsvoll. Durch einige Fehlwürfe und technische Fehler vor allem im Angriff lag die DHB-Auswahl nach einer Viertelstunde mit 5:8 zurück.Erst ein gehaltener Siebenmeter von Heinevetter leitete die Wende ein. Dank fünf Toren in Folge übernahm Deutschland das Kommando und baute die Führung kontinuierlich aus. Ein Traumtor von Rechtsaußen Reichmann unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff zum 17:13 bejubelte Sigurdsson mit Siegerfaust und lautem Gebrüll.Auch im zweiten Abschnitt blieben die Deutschen, die schon das Vorrundenduell gegen die Polen (32:29) gewonnen hatten, am Drücker. Sie trafen aber auch weiter auf entschlossene Gegenwehr der Polen, die immer wieder von Trainerfuchs Talant Duschebajew angetrieben wurden.Als aber der bärenstarke Reichmann mit einem Doppelschlag in der 38. Minute auf 21:15 erhöhte, litt die Körpersprache der Polen doch sichtbar. Ihnen waren auch die Strapazen des Halbfinal-Krimis gegen Dänemark (28:29 nach Verlängerung) mit zunehmender Spieldauer deutlich anzumerken. Die DHB-Auswahl blieb dagegen hochkonzentriert und ließ keine unnötige Spannung mehr aufkommen.

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Nach dem Halbfinale fühlen sich die deutschen Spieler zunächst als Opfer einer höheren Ungerechtigkeit. Jetzt gilt es, sich schnell zu sammeln, um wenigstens Bronze zu gewinnen.

Von Boris Herrmann

Olympiagold 2020? "Absolut realistisch"

Sieben Monate nach dem überraschenden EM-Triumph spielten Sigurdssons Olympia-Debütanten in Rio ein bärenstarkes Turnier und vollzogen mit sechs Siegen in acht Spielen endgültig ihre Rückkehr in die Weltspitze. Dem souveränen Gruppensieg folgten imponierende Auftritte in der K.o.-Phase. Im Gedächtnis bleibt vor allem der 34:22-Kantersieg im Viertelfinale gegen Vize-Weltmeister Katar und die famose Aufholjagd im Halbfinale gegen Frankreich, als Deutschland in der Schlussviertelstunde einen Sechs-Tore-Rückstand wettmachte und erst in letzter Sekunde den entscheidenden Gegentreffer kassierte. Torhüter Andreas Wolff sagte: "Wir haben ein großartiges Turnier gespielt. Wir sind zurück in der Weltspitze, darauf können wir sehr stolz sein. Wir haben die richtige Reaktion gezeigt. Ich hoffe und denke, dass wir in vier Jahren die beste Mannschaft der Welt sind. Gold ist 2020 realistisch."

DHB-Vizepräsident Bob Hanning bescheinigte dem Team "noch eine ganze Menge Luft nach oben. Das große Ziel heißt nach wie vor ganz klar Olympiagold 2020 in Tokio und nichts anderes. Das ist absolut realistisch."

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