Neuer Bericht über Wettbetrug:Gefährliche Spiele in Freundschaft

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Die Fifa hatte früh Kenntnis von bestochenen Referees aus Afrika und Bosnien (Foto: Getty Images)

Verdächtige Eigentore, geschmierte Schiedsrichter: Die "New York Times" liefert neue Details zum Betrugssystem der asiatischen Wettmafia. Besonders anfällig sind demnach Freundschaftsspiele unmittelbar vor einer WM.

Von Benjamin Best und Christopher Keil, München

Knapp zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM in São Paulo am 12. Juni hat ein Bericht der New York Times erneut die Gefahren des Wettbetruges auch für das Turnier in Brasilien beschrieben. Auf 44 Seiten dokumentiert ein interner Bericht des Weltverbandes Fifa offenbar, wie Mitglieder eines aus Singapur tätigen Syndikates unmittelbar vor der WM 2010 in Südafrika sieben so genannte Vorbereitungsspiele, überwiegend unter Beteiligung der südafrikanischen Mannschaft, entweder manipuliert haben oder manipulieren wollten. Bisher nicht bekannt war, dass auch die Vergleiche Südafrika gegen Dänemark und USA gegen Australien aus dem Juni 2010 bei der Fifa unter Betrugsverdacht standen.

Freundschaftsspiele besonders unmittelbar vor einer WM sind besonders anfällig. Sie dienen den Teams lediglich als erweitertes Training, zählen nicht zum offiziellen internationalen Wettkampfkalender und werden von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert - nicht aber vom illegalen asiatischen Wettmarkt.

In der vergangenen Woche geriet der laue Kick zwischen WM-Teilnehmer Nigeria und Schottland, ausgetragen in London, ins Visier der National Crime Agency (NCA). Das Match fiel Experten der Betrugsprävention vor dem Anpfiff auf. Nach einer ungewöhnlichen Eigentor-Aktion des nigerianischen Schlussmannes Austin Ejide ermittelt die NCA, die sich in Großbritannien mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt.

Auf der Suche nach großen Wettbörsen

Vor zwei Wochen hatte Ralf Mutschke, der Fifa-Sicherheitsbeauftragte, in einer Video-Botschaft auf der Fifa-Homepage orakelt: "Die Betrüger gehen auf Spiele, die ein großes Wettvolumen generieren. Offensichtlich generieren internationale Fußball-Veranstaltungen wie eine WM derart große Wettbörsen." Noch fehlen Beweise, dass WM-Spiele verschoben wurden.

Auf Grundlage des Fifa-Reports, den die New York Times auswertet, wird noch einmal das System der Singapur-Bande beschrieben, das im Wesentlichen das System des erneut in Finnland festgenommenen Wilson Raj Perumal zu sein scheint. Vieles ist bekannt. Das meiste wurde von Perumal, Singapuri indischer Abstammung, selbst protokolliert. Im April hat er seine "Memoiren" veröffentlicht, in denen studiert werden kann, wie er Bestechungsgelder einsetzte, gezielt Schiedsrichter "anwarb" und Millionen-Wettgewinne einstrich. 2011 war Perumal erstmals in Finnland verhaftet worden, anschließend hatte er sich zum Kronzeugen aufgeschwungen.

Auch deutsche Ermittler der Bochumer Staatsanwaltschaft und Polizei trugen wie Sonderkommissionen Europols Erkenntnisse über die kriminelle internationale Wettszene zusammen. Im Februar 2013 informierte Europol mit Interpol über weltweit 680 verschobene Spiele, darunter Champions-League-Qualifikation, WM-Qualifikation, nationale Spitzenligen.

Belastendes Wissen

Dass die Fifa früh Kenntnis hatte von bestochenen Referees aus Afrika und Bosnien, die Perumal über geschmierte Funktionäre des südafrikanischen Fußball-Verbandes (Safa) einsetzen konnte, wirkt nun nicht nur aufklärerisch, sondern auch belastend. Bis heute hat die Fifa keinen Offiziellen der Safa angeklagt. Doch Puma kündigte im Oktober 2013 seinen Sponsorvertrag mit der Safa, dem Sportartikelhersteller reichten die Manipulationsvorwürfe.

Das Match Dänemark - Südafrika blieb im Juni 2010 sauber. Perumals Mann, ein Schiedsrichter aus dem Niger, war im Stadion in seiner Kabine eingeschlossen worden. Nicht jeder Safa-Funktionär war also damals bestechlich.

© SZ vom 02.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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