Marathon:1:22 Minuten Vorsprung

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Erster auf der Tower Bridge: Der Kenianer Geoffrey Kirui kann entspannt den Zieleinlauf im Marathon genießen. (Foto: Shaun Botterill/Getty Images)

Geoffrey Kirui gewinnt den WM-Titel im Marathon locker und schwärmt: "Das ist mit Abstand der größte Moment meiner Karriere."

Von Saskia Aleythe, London

Geoffrey Kirui hatte schon die ersten Siegerfotos von sich schießen lassen, dann ging er wieder auf die Strecke. 2:08:27 Stunden war er unterwegs gewesen zwischen Tower Bridge und Westminster Abbey, hatte vier Runden gedreht, schließlich den Marathon für sich entschieden und Kenia das erste Gold dieser Leichtathletik-WM beschert. Doch Kirui hatte noch Kräfte, er lief mit der kenianischen Flagge um die Schultern wieder auf den Kurs. Da kamen ihm die Nachfolger gerade erst entgegen. Tamirat Tola aus Äthiopien hetzte mit 1:22 Minuten Rückstand ins Ziel, plumpste entkräftet auf den Asphalt und stand auch erst mal nicht mehr auf. Er hatte sich bis zuletzt Alphonce Felix Simbu aus Tansania erwehren müssen, der zwei Sekunden hinter ihm Bronze gewann.

Kirui ist 24 Jahre alt und hatte bei dieser WM einen kniffligen Auftrag. Olympiasieger Eliud Kipchoge hatte seinen Start abgesagt, er ruht sich aus nach seinem Weltrekordversuch unter Laborbedingungen im Frühjahr. Auch Wilson Kipsang verzichtete, ebenso wie Weltrekordler Dennis Kimetto. Doch Medaillen im Marathon zu holen, bleibt in Kenia Staatsauftrag, keine andere Nation ist in der WM-Historie besser. Und so erfüllte ihn eben Kirui. "Das ist mit Abstand der größte Moment meiner Karriere", sagte er. Er war auch ganz begeistert von der Veranstaltung, erstmals fand der Marathon bei einer WM komplett außerhalb des Stadions statt: "Die Strecke und das Publikum waren das Beste, das ich je bei einem Marathon erlebt habe." Und was man in seiner Heimat auch gerne vernahm: Er ließ den Äthiopier hinter sich.

Erst auf den letzten zwölf der 42,195 Kilometer hatten sich Kirui und Tola vom Rest des Feldes abgesetzt, dann unternahm der Äthiopier einen Angriffsversuch, den Kirui aber nonchalant abwehrte. Nach 35 Kilometern lagen die beiden noch gleichauf, dann fiel Tola zurück, zwei Kilometer vor Schluss betrug der Vorsprung Kiruis dann schon 50 Sekunden. Es war ein Loch, das Tola nicht mehr zulaufen konnte, und es drohte ja noch Gefahr von hinten: Simbu kam immer näher und sicherte Tansania eine seltene WM-Medaille. Und dahinter gab es für Großbritannien dann auch etwas zu bejubeln: Der Schotte Callum Hakins lief persönliche Bestzeit (2:10,17) und wurde Vierter. Deutsche waren nicht am Start.

Am Samstagabend gewann dann die gebürtige Kenianerin Rose Chelimo, seit 2016 für Bahrain startberechtigt, den Marathon der Frauen. Die 28-Jährige setzte sich in 2:27:11 Stunden vor der zweimaligen Weltmeisterin Edna Ngeringwony Kiplagat, 37, aus Kenia durch (2:27:18). Bronze ging an die Amerikanerin Amy Cragg, die zeitgleich mit Kiplagat eintraf. Die Braunschweigerin Fate Tola wurde nach 2:33:39 Stunden 22.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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