Manuel Neuer:"Nicht so viele Aktionen"

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Der Nationaltorhüter gibt in Bremen ein ruhiges Comeback. Doch er grummelt, weil sich seine Rückkehr ins Tor der Nationalelf verzögert.

Von Benedikt Warmbrunn, Bremen

Die erste Regel in der Welt des Torhüters Manuel Neuer lautet: Ein Fußballspiel ist dazu da, um Fußball zu spielen. Das Fußballspiel am Samstag in Bremen passte daher gut in die Welt von Neuer, er durfte 90 Minuten lang spielen, er schlug ein paar kurze und ein paar lange Pässe, nur einen davon nicht ganz so präzise. Außerdem verhinderte er mit einer Grätsche einen Eckball, und einmal durfte er den Ball sogar in die Hand nehmen - nach einem Kopfball seines Mitspielers Niklas Süle. Ach, ja: Einmal fing er sogar eine Bremer Flanke ab. Ein bisschen mangelte es Neuer also an Beschäftigung, aber egal, es war ein Fußballspiel, in dem er spielte.

Ausnahmen von dieser ersten Regel sind in der Welt des Fußballtorwarts Manuel Neuer schließlich nicht vorgesehen.

Nach dem 2:0 in Bremen erzählte Neuer ein bisschen von dieser Selbstverständlichkeit, die zumindest an diesem Nachmittag nicht ganz so selbstverständlich war; vier Monate lang war er nach einem Mittelfußbruch ausgefallen, gegen Bremen kehrte er zurück. Gespürt habe er nichts, sagte Neuer, "war alles in Ordnung"; er habe aber auch "nicht so viele Aktionen" gehabt. Er referierte dann noch über den Wert von Spielen, nach einer Pause "helfen Spiele am meisten" sagte Neuer, aber da erzählte er nichts Überraschendes, die ganze Welt weiß, dass er immer spielen will. Niemand auf der Welt würde auf die Idee kommen, Neuer am Fußballspielen zu hindern.

Außer Joachim Löw.

Der Bundestrainer hatte am Freitag seinen Kader für die Länderspiele am Freitag in Prag gegen Tschechien sowie drei Tage später in Stuttgart gegen Norwegen nominiert, als Torhüter waren dabei: Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp, Bernd Leno. Nicht dabei also: Manuel Neuer, der Kapitän der DFB-Elf. Am Freitag war die ganze Welt davon ausgegangen, dass das in Neuers Sinne gewesen sein müsse, er ist jetzt ja auch schon 31, er war verletzt, er hat geheiratet, wahrscheinlich wollte er einfach noch etwas Ruhe, so ungefähr musste es bestimmt gekommen sein, damit ein gesunder Neuer auf ein Spiel verzichtet.

Der Torwart verpasst die Spiele gegen Tschechien und Norwegen

Der gesunde Neuer versuchte jedoch am frühen Samstagabend erst gar nicht, den Eindruck zu erwecken, dass es genauso gekommen war. Ja, er habe mit Löw telefoniert, auch mit Torwarttrainer Andreas Köpke, irgendwann sprach Neuer auch davon, dass "kein Risiko" eingegangen werden solle. Wirklich überzeugend klang das nicht. Neuer ist zu lange dabei, um wegen so einer Entscheidung ernsthaft böse zu sein, er weiß ja, dass keiner an ihm zweifelt. "Ich weiß nicht, was hinter mir passiert", sagte er einmal, er meinte die Frage, wer Torhüter Nummer zwei und wer Torhüter Nummer drei in der Nationalmannschaft ist. Er werde nun eben professionell trainieren, so weit das in der Länderspielpause möglich sei; fünf Profis bleiben seiner Zählung nach in München. Drei Torhüter, dazu Franck Ribéry und Rafinha. Dass er sich darauf freue, sagte Neuer nicht.

Er ist schließlich auch lange genug dabei, um zu wissen, dass die Spiele gegen Tschechien und Norwegen zwei gute Gelegenheiten gewesen wären, die eigene Form zu überprüfen. In der Liga spielt der FC Bayern als Nächstes in Hoffenheim, und Neuer geht davon aus, dass er dann mehr aufs Tor bekommt als eine Flanke.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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