Leverkusen:Bailey, wer sonst?

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Aufbruch zur Jubelrunde: Leverkusens Torschütze Bailey. (Foto: Marius Becker/dpa)

Der Jamaikaner sichert der Werkself den 1:0-Sieg in Mönchengladbach. Er fiel bereits in den Wochen zuvor als entscheidender Spieler auf.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Rudi Völler favorisiert fußballerische Lösungen, aber am Mittwochabend zeigte er sich auch mit einem Triumph der Leidenschaft zufrieden. "Heute war Kampf angesagt", beschied der Sportdirektor von Bayer Leverkusen nach einem 1:0 (0:0)-Sieg seines Teams im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach. Passend zu dieser Analyse nahmen die Gladbacher die konträre Position ein. Torwart Yann Sommer lobte "ein richtig gutes Spiel" der Borussia, die aber versäumt hatte, aus ihren Chancen Kapital zu schlagen. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte Sommer. "Das ist ärgerlich", klagte sein Kollege Matthias Ginter. "Das ist hart für uns", erklärte der Kapitän Lars Stindl.

Während die Gladbacher zum dritten Mal nacheinander im eigenen Stadion aus dem Pokal ausschieden, zogen die Leverkusener zum vierten Mal binnen fünf Spielzeiten ins Viertelfinale ein und blieben im 14. Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage.

Kuriose Einlage durch Leverkusens Trainer Herrlich

Kuriosum am Rand: In der 75. Minute ging Bayer-Trainer Heiko Herrlich auffallend leicht zu Boden, nachdem der Gladbacher Denis Zakaria ihn beim Ballholen sanft berührt hatte. Die Aktion sorgte für Tumulte, blieb klugerweise aber ungesühnt. "Mit meinen 46 Jahren hätte ich es schaffen müssen, stehen zu bleiben", witzelte Herrlich später und gestand, im Affekt ein bisschen zu leicht zu Boden gegangen zu sein. "Das sah sicher blöd aus, und dafür möchte ich mich entschuldigen." Der Schiedsrichter Manuel Gräfe hielt die emotionale Partie cool im Rahmen. Er versäumte aber, Leverkusens Kai Havertz des Feldes zu verweisen und ersparte Zakaria nach einem brutalen Foul an Henrichs in der Schlussszene eine Karte.

Die Duelle der rheinischen Rivalen sind fast immer spektakulär, das jüngste 1:5 in der Liga mit fünf Bayer-Toren in 33 Minuten war dafür ebenso ein Beweis gewesen wie das vorangegangene Pokalduell, das die Gladbacher 2010 in der zweiten Runde im Elfmeterschießen gewonnen hatten.

Auch dieses Spiel ging direkt schwungvoll los. Einen Bender-Schuss holte Stindl von der Linie, nach einem missratenen Julian-Brandt-Kopfball brauchte sich Torwart Sommer nicht zu strecken, wohl aber nach einem Leon-Bailey-Schuss. Gladbachs Mittelfeld-Triangel mit Zakaria, 21, Reece Oxford, 19, und Michael Cuisance, 18, ließ wegen ihres Alters aufhorchen, brachte die Fans aber nicht in den höchsten Tönen zum Klingen.

Dass das flotte Spiel 70 Minuten torlos blieb, war erstaunlich und vielleicht dem Umstand geschuldet, dass auch die Leverkusener viele junge Leute im Team hatten: Jonathan Tah und Brandt, 21, Bailey, 20, Panagiotis Retsos, 19, und Havertz, 18, sogar fünf ganz junge. Havertz hatte in der 35. Minute Glück, dass er nicht vom Platz musste, obwohl er Ginter mit Gelb-Vorstrafe im Luftduell seinen Ellbogen ins Gesicht drückte. In der Pause ersetzte ihn Herrlich vorsichtshalber durch Admir Mehmedi.

Bayer-Torwart Bend Leno hielt sein Team entscheidend im Spiel, als er kurz nach der Pause ein Thorgan-Hazard-Solo (nach Tah-Ballverlust) entschärfte. Gleichwertige B-Noten gab es zwischenzeitlich fürs wiederholte Rudelbilden, das Gräfe aber routiniert moderierte. Fußballerisch verflachte der Abend dann ein bisschen, und es bedurfte eines kapitalen Ballverlusts von Oxford, um den Leverkusenern zur Führung in der 70. Minute zu verhelfen. Kevin Volland wurde des Balls im Mittelfeld habhaft und schickte blitzschnell Bailey gen Gladbacher Tor, in dem der seit Wochen überragende Jamaikaner das Spielgerät dann auch versiert unterbrachte. Ihre besten Chancen hatten die Gladbacher da bereits vergeben.

Nach einer Achtelfinal-Niederlage in der vorletzten Saison gegen Werder Bremen und einem Halbfinal-Aus gegen Eintracht Frankfurt in der vergangenen Spielzeit schieden die Borussen wieder vor eigenem Publikum aus. Ihre bislang letzte Finalteilnahme ist schon 22 Jahre her. "Die klar bessere Mannschaft hat heute verloren", grantelte Gladbachs Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel, "unser Manko in einem guten Spiel war einzig die Chancenverwertung." Herrlich sah es ähnlich: "Ein Konter, eine Balleroberung hat gereicht, um zu gewinnen - das war ein glücklicher Sieg für uns."

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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