Leichtathletik:Harting sagt WM-Start ab

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Robert Harting: Fokus auf Olympia (Foto: dpa)
  • Robert Harting, der vierfache Diskus-Weltmeister, sagt seinen WM-Start in Peking ab.
  • Er setzt nach seinem Kreuzbandriss andere Prioritäten.

Deshalb sagt Harting seinen WM-Start ab

Diskus-Olympiasieger Robert Harting hat seinen Start bei den Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Peking (22. bis 30. August) abgesagt. Das gab der 30 Jahre alte Berliner am Dienstag in Kienbaum bekannt.

"Das ist leider absolut nicht möglich. Ich kann da für mich persönlich nicht antreten. Ich müsste da ein Risiko eingehen, das ich nicht eingehen kann", erklärte Harting seinen WM-Verzicht.

"Mischung aus Risiko, Bauchgefühl, Leistungsgefühl"

Um seinen Traum vom Olympiagold in Rio nicht zu gefährden, entschied sich der Titelverteidiger gegen einen Start: "Wenn ich mir noch einmal das Kreuzband reiße, könnte ich 2016 in Rio nicht starten. So ist diese Entscheidung eine Mischung aus Risiko, Bauchgefühl und Leistungsgefühl."

Der dreimalige Weltmeister hatte im September 2014 einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie erlitten und arbeitet seitdem an seinem Comeback.

Am Ende habe die Form trotz aller Schinderei in der Reha und im Training noch nicht ausgereicht, um den eigenen höchsten Ansprüchen zu genügen. "Ich verlange von mir einfach ein höheres Niveau", sagte der Berliner, der im Diskusring zuletzt fünf große Titel in Serie abgeräumt hatte. Letztmals musste sich "Mr. Unbesiegbar" bei der EM 2010 geschlagen geben.

"Die Hardware ist gar nicht so das Problem", sagte Harting, der sogar "viele körperliche Defizite abgearbeitet" hat. Aber die letzten Prozent auf dem Weg zu Weiten von über 68 m fehlten noch - gerade beim Erreichen der Abwurfgeschwindigkeit.

Deutschlands Sportler des Jahres leitet sogar Positives aus seinem Ausfall ab: "Ich verstehe jetzt, warum man sagt, dass man nach einer Verletzung stärker zurückkommt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich wieder 69 m werfen kann. Ich will auch nicht von einer Verletzung gestoppt werden."

Seinem Bruder traut er den Titel nicht zu

Nach seinem WM-Aus wird erstmals seit 2007 der neue Diskus-Weltmeister nicht Robert Harting heißen. Als Top-Favorit gelte nun seine Dauerrivale Piotr Malachowski aus Polen. "Er ist eigentlich nicht zu schlagen", sagte Harting. Seinem kleinen Bruder Christoph (25) traut er den ganz großen Coup noch nicht zu: "Er ist noch zu jung, zu unerfahren - auch wenn er physisch beneidenswert stark ist. Aber er muss noch viel lernen." Ohne ihn selbst werde der Kampf um Gold insgesamt "spannender als sonst", sagte Harting, der in diesem Jahr noch beim Istaf in Berlin (6. September) starten will.

Nach der Absage muss Triple-Champion Harting zudem seine Hoffnungen auf den WM-Rekord begraben. Sein Vorgänger Lars Riedel hatte zwischen 1991 und 1997 vier Titel in Serie gewonnen - und 2001 sein fünftes Gold nachgelegt. Der Zwickauer holte in seiner Karriere "nur" einmal Olympiagold (1996), Harting will mit aller Macht seinen Triumph von London wiederholen. Und geht für seinen Traum von Rio kein unnötiges Risiko ein.

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