Leichtathletik-EM in Zürich:Knapp an Bronze vorbeigesprungen

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Am Ende Platz vier: Lisa Ryzih (Foto: REUTERS)

Dritter Wettkampftag bei der Leichtathletik-EM: Stabhochspringerin Lisa Ryzih verpasst Bronze denkbar knapp. Die junge Siebenkämpferin Carolin Schäfer zeigt am ersten Wettkampftag eine starke Leistung.

  • Der Franzose Mahiedine Mekhissi-Benabbad gewinnt über 3000 Meter Hindernis, wird aber disqualifiziert.
  • Im Siebenkampf der Frauen zeigt Carolin Schäfer eine gute Leistung am ersten Wettkampftag.
  • Stabhochspringerin Lisa Ryzih verpasst Bronze denkbar knapp.

Franzose Mekhissi-Benabbad gewinnt - wird aber disqualifiziert

Der 3000-m-Hindernislauf bei der Leichtathletik-EM in Zürich ist in einer Farce geendet. Der französische Sieger Mahiedine Mekhissi-Benabbad wurde nachträglich disqualifiziert, weil er sich bereits auf der Zielgeraden das Trikot vom Leib gerissen hatte und mit nacktem Oberkörper jubelnd ins Ziel gelaufen war. Der Einspruch des französischen Verbands gegen die Entscheidung wurde abgelehnt.

Der zweimalige Olympia-Zweite Mekhissi-Benabbad hatte sich ursprünglich in 8:25,30 Minuten vor seinem Landsmann Yann Kowal (8:26,66) und dem Polen Krystian Zalewski (8:27,11) durchgesetzt und vermeintlich seinen dritten EM-Titel in Serie geholt. Im Gefühl des sicheren Sieges waren dann aber 50 m vor dem Ziel die Pferde mit ihm durchgegangen. Neuer Dritter ist der Spanier Ángel Mullera, dessen Verband auch Protest eingelegt hatte.

Der deutsche Meister Steffen Uliczka (Kronshagen/Kiel) und der DM-Zweite Martin Grau (Höchstadt/Aisch), die klar an den Medaillen vorbeigelaufen waren, rückten damit einen Platz vor. Uliczka kam somit in 8:32,99 Minuten auf Platz sieben, Grau auf Platz 13 (8:45,70).

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Von Johannes Knuth

Stabhochspringerin Lisa Ryzih verpasst Bronze knapp

Stabhochspringerin Lisa Ryzih hat bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich die Bronzemedaille denkbar knapp verpasst. 4,60 Meter reichten der 25 Jahre alten deutschen Meisterin vom ABC Ludwigshafen am Donnerstagabend nur zum vierten Platz. Das vierte Gold für Russlands Stabhochspringerinnen seit der EM-Premiere vor 16 Jahren holte Anshelika Sidorowa, die im letzten Versuch 4,65 Meter meisterte. Silber ging an die Griechin Ekaterini Stefanidi mit 4,60 Metern vor der höhengleichen Russin Angelina Schuk-Krasnowa. Carolin Hingst schied mit nur einem gültigen Versuch über 4,35 Meter aus. Mehr als Platz zehn war damit für die 33 alte Sportsoldatin von der TG 1847 Nieder-Ingelheim nicht drin. Katharina Bauer (Leverkusen) war in der Qualifikation ausgeschieden. Ihre Vereinskollegin Silke Spiegelburg und die WM-Zweite Martina Strutz fehlen in Zürich wegen Verletzungen.

Siebenkämpferin Carolin Schäfer stark

Siebenkämpferin Carolin Schäfer nimmt bei der Leichtathletik-EM in Zürich Kurs auf eine Medaille. Die 22 Jahre alte Frankfurterin lag nach den vier Disziplinen des ersten Tages mit 3845 Punkten auf einem hervorragenden zweiten Platz. Nur sechs Zähler besser als die Deutsche war am Donnerstag die führende Belgierin Nafissatou Thiam. Dritte war Hallenweltmeisterin Nadine Broersen aus den Niederlanden (3841). Lilli Schwarzkopf aus Hannover lag mit 3670 Punkten zunächst auf dem siebten Platz. Schäfers Vereinskollegin Claudia Rath geht als Achte mit 3669 Zählern in den zweiten Wettkampftag.

Hauchdünne Entscheidung im Hürdensprint

Der russische Sprinter Sergej Schubenkow hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich Gold über 110 m Hürden gewonnen und seinen Titel damit erfolgreich verteidigt. Der 23-Jährige siegte am Donnerstagabend in 13,19 Sekunden vor dem Briten William Sharman (13,27) und dem Franzosen Dimitri Bascou (13,28). Top-Favorit Pascal Martinot-Largarde (Frankreich) verpasste das Treppchen und wurde mit 13,29 Vierter. Das deutsche Trio um den deutschen Meister Matthias Bühler (Offenburg), Erik Balnuweit (Leipzig) und Gregor Traber (Tübingen) war zuvor im Halbfinale gescheitert. 2012 in Helsinki war der DLV noch durch Alexander John (4.) im Endlauf vertreten gewesen.

Franzose Compaoré gewinnt Dreisprung

Der Franzose Benjamin Compaoré hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich Gold im Dreisprung gewonnen. Im Finale am Donnerstagabend setzte sich der 27-Jährige mit der europäischen Bestleistung von 17,46 m vor den beiden Russen Ljukman Adams (17,09 m) und Alexej Fjodorow (17,04 m) durch. Titelverteidiger Fabrizio Donato (Italien/16,66 m) musste sich an seinem 38. Geburtstag mit Rang sieben zufrieden geben. Frankreichs Weltmeister Teddy Tamgho war zuletzt von seinem Verband wegen eines Verstoßes gegen die Dopingrichtlinien für ein Jahr gesperrt worden und fehlte in Zürich. Deutsche Athleten waren nicht am Start.

Osteuropäerinnen beim Gehen stark

Die Russin Elmira Alembekowa hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich die Goldmedaille im Gehen über 20 Kilometer gewonnen. Bei der ersten Donnerstag-Entscheidung kam die 24-Jährige in 1:27:56 Stunden als Erste ins Ziel. Silber holte die Ukrainerin Ljudmila Oljanowska in 1:28:07 Stunden - eine Sekunde vor der drittplatzierten Tschechin Anezka Drahotova. Alembekowa erkämpfte bei den 22. Europameisterschaften die erste Goldmedaille für Russlands Leichtathleten. Deutsche Geherinnen waren in Zürich nicht am Start.

Zwei DLV-Speerwerfer im Finale

Der deutsche Speerwurf-Meister Thomas Röhler (Jena) und Team-Europameister Andreas Hofmann (Mannheim) haben bei der Leichtathletik-EM in Zürich das Finale am Sonntag (16.11 Uhr) erreicht. Röhler meisterte mit 81,24 m gleich im ersten Versuch die geforderten 81,00 m zur direkten Qualifikation für den Kampf um die Medaillen, Hofmann reichten mäßige 79,59 m, um als Achter über die Weitenregelung den Sprung ins Finale zu schaffen. Weltmeister und Titelverteidiger Viteszlav Vesely (80,00/Tschechien) hinterließ ebenfalls nicht den besten Eindruck, steht aber ebenso im Finale wie Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki (81,48/Finnland). Dessen Landsmann Antti Ruuskanen erzielte mit 83,76 m die beste Weite. Der 22 Jahre alte Student Röhler hatte sich in diesem Jahr auf 86,99 m gesteigert und träumt am Sonntag von einer Medaille. Als bisher letzter Deutscher gewann Matthias de Zordo mit Silber 2010 in Göteborg eine EM-Medaille. Der letzte Titel liegt sogar schon 28 Jahre zurück: 1986 holte Klaus Tafelmeier in Stuttgart Gold. Doppel-Olympiasieger Andreas Thorkildsen (Norwegen) musste die Saison wegen Hüftproblemen bereits abbrechen. Auch Ex-Weltmeister de Zordo (Saarbrücken) ist nach seinem 2013 erlittenen Achillessehnenriss noch nicht wieder ins Wettkampfgeschehen eingestiegen.

Christiane Klopsch verpasst Finale über 400 Meter Hürden

Christiane Klopsch von der LG Friedberg-Fauerbach hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich das Finale über 400 Meter Hürden verpasst. Die zweimalige deutsche Meisterin wurde am Donnerstag Vierte des ersten Halbfinal-Laufs in 56,28 Sekunden und kam als Gesamtneunte nicht weiter. "Ich bin mit dem falschen Bein in die erste Hürde, und da waren noch ein paar andere Fehlerchen drin", erklärte Klopsch in der ARD.

Stabhochsprung: Enttäuschter Scherbarth

Für den deutschen Stabhochsprung-Meister Tobias Scherbarth ist der Medaillentraum bereits in der Qualifikation geplatzt. Der Leverkusener, der mit der viertbesten europäischen Höhe von 5,73 Meter angereist war, scheiterte am Donnerstag mit einem Salto nullo bei seiner Einstiegshöhe von 5,50 Meter.

Hochspringerin Vlasic sagt Start ab

Die zweimalige kroatische Hochsprung-Weltmeisterin Blanka Vlasic hat wegen einer Knieverletzung ihren Start bei der Leichtathletik-EM in Zürich abgesagt. "Ein Band im Knie ist entzündet", sagte ihr Trainer und Vater Josko Vlasic und sprach von einer Trainingspause von etwa vier Wochen. Die Europameisterin von 2010 hatte 2007 und 2009 WM-Gold gewonnen, ihre Bestleistung steht bei einer Höhe von 2,08 m. Sowohl die Olympischen Spiele 2012 als auch die Weltmeisterschaften im Vorjahr hatte sie verletzungsbedingt verpasst.

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