Leichtathetlik-WM in Daegu:Bumms in den Beinen

Seine Unterschenkel sind aus Karbon, sein Wille ist eisern: Oscar Pistorius hat es als erster beinamputierter Mensch bei der Leichtathletik-WM ins Halbfinale des 400-Meter-Laufs geschafft. Eine deutsche Stabhochspringerin verblüfft mit einem anderen Hilfsmittel: ein Kopfkissen brachte ihr Glück.

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Seine Unterschenkel sind aus Karbon, sein Wille ist eisern: Oscar Pistorius hat es als erster beinamputierter Mensch bei der Leichtathletik-WM ins Halbfinale des 400-Meter-Laufs geschafft. Eine deutsche Stabhochspringerin verblüfft mit einem anderen Hilfsmittel: ein Kopfkissen brachte ihr Glück. So ist das oft, wenn Oscar Pistorius bei Wettkämpfen antritt: Fotografen, Fans und Skeptiker, große Aufmerksamkeit. Der Südafrikaner ist der erste Mensch, der ohne Unterschenkel an einer Leichtathletik-WM für Menschen ohne Behinderung teilnimmt. Am Samstag gelang ihm im südkoreanischen Daegu der Einzug ins Halbfinale. "Es war phänomenal, hier zu laufen", schwärmte Pistorius. "Ich bin sehr glücklich." Die Debatte um seine Eignung für einen solchen Wettkampf dürfte mit dem Teilerfolg eine neue Dimension erreichen.

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Weil Pistorius ohne Wadenbeinknochen auf die Welt kam, entschieden sich seine Eltern zur Amputation. Im Alter von elf Monaten verlor er seine Beine und lernte fortan, auf Prothesen zu laufen. Das kann der Südafrikaner mittlerweile - im Alter von 24 Jahren - so meisterhaft, dass er schneller ist als viele andere Läufer - sehr viel schneller. Bei den Paralympics, den Olympischen Spielen für Menschen mit Behinderungen, gewann er auf allen Sprint-Strecken. Doch Pistorius wollte mehr.

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Er zog vor Gericht, um an Wettkämpfen für Menschen ohne Behinderung teilnehmen zu dürfen. Seine Hightech-Prothesen - hier beim Einlauf ins Ziel am unteren Bildrand zu erkennen - wurden daraufhin von einem deutschen Experten untersucht. Das Urteil des deutschen Biomechanik-Professors Gert-Peter Brüggemann war eindeutig: "Die Feder wird nicht müde", erläuterte er damals, 2007. Der Prothesenlauf sei mit dem Lauf auf zwei menschlichen Füßen nicht vergleichbar. Pistorius zog vor den Sportgerichtshof Cas, präsentierte ein anderslautendes Urteil von US-amerikanischen Wissenschaftlern - und bekam recht.

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"Es wäre politisch sehr unkorrekt, seine Starberechtigung in Frage zu stellen. Auch wenn das sportlich wohl richtig wäre" - so beschrieb die Neue Zürcher Zeitung den Zwiespalt, in dem die Leichtathletik dank Pistorius steckt. Dem Sportler mag das inzwischen egal sein: Pistorius sagt, es sei nicht seine Aufgabe, auf wissenschaftliche Zweifel zu reagieren. Das hätten seine Anwälte und Experten vor Gericht getan. Er selbst sehe seine Aufgabe darin, gegen die Ausgrenzung Behinderter zu kämpfen. Für den Moment hat das geklappt: Pistorius steht im WM-Halbfinale. Er hat sich einen Traum erfüllt.

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Dieser Mann hat zwei gesunde Beine, und auch er ist ungeheuer schnell: Waleri Botschin aus Russland ist der König der Geher. In Daegu verteidigte er seinen WM-Titel über 20 Kilometer mit einer halben Minute Vorsprung - und knabberte anschließend für die Fotografen an seiner Goldmedaille.

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Bortschin drehte erst in der Schlussphase des Rennens auf und verwies seinen Landsmann Wladimir Kanaykin auf den zweiten Platz. Bronze gewann der Kolumbianer Luis Fernando Lopez. Der Potsdamer Christopher Linke, deutscher Meister und Vierter der U23-Europameisterschaft, kam auf Platz 21 ins Ziel.

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Die folgenden drei Damen machen den deutschen Stabhochsprung-Fans Spaß: Martina Strutz, 29, vom Hagenower SV in Mecklenburg nimmt stets ihr Schlafkissen mit ins Stadion - nicht als Provokation der Gegnerinnen, sondern als Glücksbringer, wie sie betont. In der Qualifikation hat es funktioniert: Strutz erreichte das Finale, wo sie ...

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... Silke Spiegelburg aus Leverkusen wiedersehen wird. Die Vize-Europameisterin überquerte wie Strutz die Querlatte in 4,55 Metern Höhe - und ging anschließend frühstücken. "Ich habe so viel Bumms in den Beinen, dass ich eine Super-Quali hingekriegt habe", sagte die 25-Jährige, die im Finale ihre Bestleistung (4,75 Meter) angreifen will. Die dritte ...

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... deutsche Stabhochspringerin im Finale heißt Kristina Gadschiew und kommt aus Zweibrücken. Mit 4,50 Metern erreichte sie gerade noch die Endrunde. "Es war schwer, es war wieder knapp, aber es hat gereicht", sagte die 27-Jährige erleichtert. Bei der WM in Berlin 2009 hatte sie es auf den zehnten Platz geschafft - ein ähnlicher Wert würde Gadschiew auch diesmal gut gefallen.

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Christina Schwanitz aus Thum bei Chemnitz ist Kugelstoßerin - und neuerdings eine deutsche Medaillenhoffnung. Mit 19,20 Metern erreichte sie in der Qualifikation die drittbeste Weite. Ihre Teamkollegin Nadine Kleinert aus Magdeburg, die schon drei WM-Silbermedaillen besitzt, kam nur auf 18,75 Meter.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/sid/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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