Köln - Freiburg (13.30 Uhr):Geteiltes Leid ist multipliziertes Leid

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Nicht zum Hinschauen: Yuya Osako und Köln haben große Probleme in der Offensive. (Foto: Darko Vojinovic/AP)

Für den Tabellenletzten aus Köln steht das nächste Endspiel an. Aber wer soll die Chancen herausspielen?

Von Philipp Selldorf, Köln

Viele Anhänger des 1. FC Köln sind am Donnerstagabend in Köln in die Kneipe gegangen, um den Auftritt ihrer Mannschaft bei Roter Stern Belgrad zu verfolgen. Sie taten dies aus zwei guten Gründen: Weil man ohnehin gern in die Kneipe geht, und weil man weiß, dass geteiltes Leid halbes Leid ist. Allerdings ließ die Hilflosigkeit der FC-Profis beim Versuch, den 0:1-Rückstand aufzuholen, die Gemeinden im Laufe des Abends zunehmend verstummen. Selbst geteilt war das Leid immer noch sehr groß - manche behaupteten sogar, es sei multipliziert worden. Das letzte Aufgebot des FC mühte sich redlich, aber minderbemittelt. Die Torgefahr der Kölner Offensive war so verschwindend gering, dass sie mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar war. Sein Team habe "ein wenig" den Glauben vermissen lassen, beschönigte der neue Trainer Stefan Ruthenbeck mit Rücksicht auf den Patienten.

Die Partie in Belgrad war als feuriges Endspiel angekündigt worden, umso unglücklicher gingen die Leute nach Hause, denn dieser Auftritt gab kein Versprechen ab für das nächste Endspiel, das schon am Sonntagmittag ansteht. Um 13.30 Uhr, gleich nach dem Frühstückskölsch, beginnt die Begegnung mit dem SC Freiburg. Die Rechnung ist aus Kölner Sicht relativ einfach: Gewinnt man gegen die Leidensgenossen aus dem Süden, dann findet man ein bisschen Anschluss an den möglicherweise rettenden Platz 16, auf dem zurzeit der badische Sportclub mit neun Punkten Vorsprung rangiert. Verpasst man es aber auch diesmal, drei Punkte zu holen, dann droht in Köln totale Hoffnungslosigkeit.

Anfang wird weiterhin als Stöger-Nachfolger gehandelt

Das Treffen mit Freiburg ist somit für die Planung der nahen und fernen Zukunft von richtungweisender Bedeutung. Stefan Ruthenbeck hat den Posten von Peter Stöger im Rang eines Übergangstrainers übernommen; er hat den Auftrag erhalten, die Spiele gegen Freiburg, in München und gegen Wolfsburg sowie die Pokalpartie auf Schalke zu coachen und sich danach wieder der Betreuung der U-19-Junioren anzunehmen. Im Winter, so hatten es die Kluboberen vorgesehen, sollte dann eine Dauerlösung auf der Cheftrainer-Position installiert werden. Favorit ist der Trainer des Zweitligatabellenführers Holstein Kiel, Markus Anfang, 43. Diesem wird ein hoher Nagelsmann-Faktor nachgesagt, außerdem stammt er aus Köln.

Allerdings wäre es wahrscheinlich nicht schlau, Anfang aus seinem laufenden Vertrag mit Kiel kostspielig herauszukaufen, um ihn dann eine Mannschaft trainieren zu lassen, die bereits so gut wie abgestiegen ist. Dies würde niemandem nutzen, weder den beteiligten Klubs noch Anfangs gerade erst begonnener Trainerkarriere. Womöglich wäre es daher die klügere Lösung, eine geordnete Übergabe zur nächsten Saison zu vereinbaren. Anfang könnte sein Werk in Kiel vollenden, der FC die zweite Liga vorbereiten.

Verliert Köln, könnte Ruthenbeck sogar bis Saisonende bleiben

Das könnte zu der kuriosen Konstellation führen, dass Ruthenbeck, 43, im Falle einer Niederlage gegen Freiburg gebeten wird, den Job als Trainer der Profis bis zum Saisonende fortzusetzen. Dies könnte man einerseits als Beförderung bezeichnen, andererseits als Bestrafung für das verlorene Endspiel ansehen: Es ist für jeden jungen Trainer eine Ehre, in der ersten Liga zu arbeiten. Aber es ist vermutlich kein Vergnügen, eine Mannschaft durch die immer noch lange Saison zu führen, die sich zum Scheitern verdammt fühlt.

Sollte die Partie am Sonntag nicht den ersten Sieg in der Liga bringen, wäre auch ein Kraftakt auf dem Winter-Transfermarkt nicht mehr sinnvoll. Die Kölner hatten vor, mindestens zwei neue Spieler zu holen, um die Mannschaft für die Rückrunde zu verstärken. Eine solche Anstrengung würde sich wohl ebenfalls erübrigen. Zwar wird es ab Montag einen neuen Entscheidungsträger beim 1. FC Köln geben, wenn Armin Veh den Dienst als Sportchef aufnimmt. Der Tag der Entscheidung aber ist am Sonntag. Der Abpfiff der Partie gegen Freiburg um kurz vor halb vier beendet vielleicht am 15. Spieltag die komplette Saison. Oder gibt das Signal zum späten Neustart.

© SZ vom 10.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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