Karriereende von Markus Deibler:Eisdiele statt Weltrekord

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Markus Deibler, noch unter Wasser. (Foto: AFP)

Rücktritt mit 24 Jahren: Mit Weltmeister Markus Deibler verliert das deutsche Schwimmen einen Ausnahmeathleten. Doch er hat genug von der Selbstkasteiung im Leistungssport.

Kommentar von Claudio Catuogno

Die berühmteste Eisdiele des deutschen Schwimmsports steht im Hamburger Stadtteil St. Pauli, und wer jetzt glaubt, Eis sei doch nur was für den heißen Sommer, der irrt. Die neuesten Meldungen von "Luicella's - eine Kugel Lebensfreude" stammen vom dritten Adventswochenende und klingen nach einem süßen Versprechen: "Haselnuss-Butterscotch, Milchkaffee mit karamellisierten Keksen, Cheesecake-Feige-Schoko, Schoko-Sorbet (vegan) & Milchreis-Zimt".

Die neuesten Meldungen vom deutschen Schwimmsport stammen vom Montag. Sie klingen wie ein geplatztes Versprechen: Markus Deibler beendet seine Karriere. Mit gerade mal 24 Jahren.

Markus Deibler ist Mit-Gründer und Mit-Besitzer des Luicella's, und er war bisher einer derjenigen, auf dessen Schultern die Medaillenhoffnungen des Deutschen Schwimm-Verbands für die Olympischen Spiele 2016 lagen. Erst vor gut einer Woche schwamm Deibler bei der Kurzbahn-WM in Doha einen Weltrekord über 100 Meter Lagen. Weltmeister, Weltrekordler - seine Trainerin Petra Wolfram hoffte damals noch, diese Titel würden Markus Deibler nun fast wie von selbst bis nach Rio tragen. Stattdessen hört Deibler auf, "wenn es am Schönsten ist". Nach "reiflicher Überlegung", wie er mitteilt - daran besteht im Fall von Markus Deibler kein Zweifel.

Diese Geschichte einer aus Sicht vieler Wegbegleiter viel zu kurzen Karriere handelt auch von den Entbehrungen des olympischen Nischensports, die oft verschwinden hinter dem Goldglanz der Medaillen: täglich früh aufstehen, Kacheln zählen, alles irgendwie unter einen Hut kriegen, Training, Wettkampf, Studium, Privatleben, dazu die Erwartungen des Verbandes, der dringend Erfolge braucht, aber kaum noch Erfolgstypen hat. Und: bloß irgendwie gesund bleiben - sonst waren am Ende noch vier Jahre Training umsonst.

"Schwimmen ist ein toller Sport, ich mache es, seit ich denken kann", hat Markus Deibler zum Abschied mitgeteilt. Aber jetzt will er lieber sein eigener Chef sein. Diese Geschichte handelt auch davon, welches Leben einer führen will. Immer nur Chlor? Oder auch mal Feige-Schoko?

© SZ vom 17.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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