Junioren in Wimbledon:Große Gefühle vor 30 Zuschauern

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Ein Name zum Merken: Taylor Fritz aus den USA. (Foto: Getty Images)

Sie wollen emotionales Tennis erleben? Dann ab zu den Junioren. Hier werden Schläger geworfen und Tränen vergossen. Sogar ein Angela-Merkel-Double spielt mit.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Taylor Fritz aus den USA hat einen Namen, den man sich leicht merken kann - und es auch sollte. Der 17-Jährige mit Justin-Bieber-Frisur führt derzeit die Junioren-Weltrangliste an. Mit seinem starken Aufschlag und einer erbarmungslosen Vorhand spielte er sich in Wimbledon bis ins Halbfinale, dann war Schluss - für dieses Jahr.

Im Doppelwettbewerb ist Fritz aber noch dabei. In einer dramatischen Partie gewann er am Donnerstagnachmittag mit seinem Partner Michael Mmoh 9:7 im dritten Satz gegen den Ungarn Mate Valkusz und Tim Sandkaulen aus Mönchengladbach. Namen, die sich weniger leicht merken lassen - und bei denen noch unklar ist, ob sich das lohnt.

"Es war das verrückteste, das intensivste Doppelmatch meiner Karriere", schrieb Fritz danach auf Twitter. Es wurden Schläger geworfen, es wurde sich gegenseitig Mut gemacht, gekämpft, geflucht und gejubelt. So emotional geht es bei den gestandenen Profis nicht zu. Obwohl die um ein paar Millionen Euro spielen.

Ähnliche Szenen auf Court elf. Als der junge Norweger Viktor Durasovic das Spiel gegen den Koreaner Yunseong Chung aus der Hand gab, schleiften seine Schultern fast auf dem heiligen Rasen. Sein Gesichtsausdruck glich dem von Angela Merkel nach einem ergebnislosen Griechenland-Krisentreffen, die Mundwinkel hingen weit herunter. Tränen stiegen ihm in die Augen. So traurig schaute Sabine Lisicki nach ihrem frühen Wimbledon-Aus bei weitem nicht.

Der glückliche Gewinner Chung dagegen verbeugte sich artig vor dem Publikum. Er reckte die Hände in den Himmel, hüpfte, winkte. Dann streifte er das Schweißband von seinem Handgelenk, holte weit aus. Es segelte in hohem Bogen in Richtung Publikum. Es waren allerdings kaum 30 Zuschauer da, nur ein einziger kleiner Junge streckte sich, um es aufzufangen. Doch das spielte keine Rolle: Der 17-Jährige beherrschte das Ritual souverän wie der Weltranglistenerste Novak Djokovic.

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