Jürgen Klopp:Ein letztes Mal im Lastwagen

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Dortmunds Trainer äußert sich über die Gründe für seinen Rücktritt beim BVB - und seine Pläne nach dem Ende dieser Saison.

Jürgen Klopp hat eine genaue Vorstellung davon, wo seine Reise mit Borussia Dortmund enden soll: "Noch einmal mit gutem Grund auf dem Lastwagen um den Borsigplatz fahren", wünscht sich der Fußball-Trainer, "das wäre ziemlich lässig." Im dortigen Kreisverkehr feiert der Klub seine Triumphe. Den einzigen Titel, den er in dieser Saison noch holen kann, ist der DFB-Pokal. Am 28. April trifft er im Halbfinale auf den FC Bayern, am 30. Mai steht das Finale in Berlin an.

Der sportliche BVB-Abschwung - nach 28 Spieltagen belegt der Meisterschafts-Zweite der beiden vergangenen Jahre in der Bundesliga-Tabelle lediglich Rang zehn - war der Auslöser dafür, dass bei Klopp Abschiedsgedanken reiften. Dies räumte er am Mittwoch vor der Presse ein. Er habe stets gesagt, dass er Dortmund sofort wissen lasse, wenn er Zweifel daran habe, noch der richtige Trainer für den Klub zu sein: "In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich festgestellt, dass ich zwar nicht sicher bin, ob ich's nicht mehr bin. Ich konnte diese Frage aber auch nicht mit ,Ja' beantworten." Er habe es deshalb als seine Pflicht empfunden, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportchef Michael Zorc zu informieren.

Der Schnitt soll, so Klopp, 47, auch ein Befreiungsschlag sein für den Verein: Künftig könne es wieder glücken, "das großartige Potenzial, das da ist, zu nutzen - ohne von der ständigen Erinnerung an die großartigen Erfolge blockiert zu werden". Klopp weiter: "Dafür muss ein großer Kopf weg. Und das ist in diesem Fall meiner."

Sollte Borussia die Qualifikation zu einem Europacup-Wettbewerb für kommende Saison verpassen, entgehen dem Klub hohe Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich. Um die Zukunft der Mannschaft, die der Trainer vor der Pressekonferenz noch nicht über seinen baldigen Abschied informiert hatte, ist es Klopp jedoch nicht bange. "Da kommen junge, hoch talentierte Burschen nach. Ich könnte jetzt schon heulen, dass ich sie nicht trainieren werde", sagte er. Und weiter: "Es werden andere Einflüsse auf die Mannschaft treffen. Das wird allen guttun."

Auf die Frage, warum er seinen Rücktritt zum Saisonende jetzt ankündige, führte Klopp ebenfalls die Interessen des Klubs an: "Weil wir in der Vergangenheit darunter gelitten haben, dass viele Entscheidungen recht spät gefallen sind, und wir nicht mehr reagieren konnten. Diesen Zeitdruck wollte ich jetzt nicht aufkommen lassen." Die Wechsel von Mario Götze (2013) und Robert Lewandowski (2014), die beide zum FC Bayern gingen, trafen Borussia hart und rissen Lücken in den Kader.

Er selbst habe aktuell keinen anderen Klub im Auge, gab Klopp an: "Da ist nichts geplant, nichts kalkuliert, nichts strukturiert." Ein baldiges Engagement andernorts schloss er aber nicht aus - im Gegenteil, der Trainer warb fast um Angebote: "Es ist nicht geplant, ein Sabbatical zu machen. Und wie ein halbes freies Jahr heißt, weiß ich nicht." Mit Blick auf die kommenden Wochen kündigte Klopp an: "Wir haben jetzt noch ganz viel zu tun." Einen Riss zwischen ihm und der Mannschaft habe es "nie gegeben - und den wird es auch nicht geben".

Ab Donnerstag will Klopp nur noch über das Sportliche sprechen; die nächste Partie steht am Samstag in Dortmund gegen Paderborn an. Langfristig hat er sich drei Dauerkarten beim BVB gesichert.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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