Jahn Regensburg:"Ess-Ess-Vau"

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Marvin Knoll wurde von den Jahn-Fans zum Spieler des Jahres gewählt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Aus der Einheit zwischen Fußballern und Fans erwuchs in dieser Saison die Stärke des Drittliga-Aufsteigers Regensburg.

Von Johannes Kirchmeier

Die Uhr zeigte 17.38 an, als die Regensburger sich vom Heimpublikum verabschiedeten. So ein Abschied kann sich ziehen. Allerdings hatte der SSV Jahn Regensburg gerade noch 3:0 verloren gegen den SV Darmstadt 98. Trotzdem drehten sich die ersten Spieler am Sonntag erst nach 20 Minuten Jubeln, Klatschen und Schreien um und marschierten zur Kabine. Es war allerdings das letzte Heimspiel der ersten Saison in der eingleisigen zweiten Bundesliga, in der der Jahn den Klassenverbleib schaffte. Mit dem Banner "Gemeinsam Historisches geleistet" wanderte die Mannschaft durchs Stadion, später stand Abwehrchef Marvin Knoll im Fanblock.

Es war der Dank der Spieler an dieses Band, das den überraschend starken Aufsteiger vor dem Abschlussspiel auf Rang fünf katapultierte. Die Regensburger, die früher ihrem Jahn immer skeptisch gegenüberstanden, haben den Klub entdeckt. Es ist etwas gewachsen, 13 Spieler machten den Weg aus der vierten in die zweite Liga mit. Im "Stimmungsblock", wie der Verein die Hans-Jakob-Tribüne auf Wegweisern im Stadion mit Anführungsstrichen bezeichnet, kennt man sich - und die Spieler.

Die Anführungsstriche braucht es übrigens nicht. Dieses unaufhörliche "Ess-Ess-Vau, Ess-Ess-Vau" prägt sich bei jeder Mannschaft ein. Damit kann auch kein anderes Team gemeint sein. Anders ist es etwa bei "Ess-Zeh-Peh" (SC Paderborn), das sich im Stadion, das viele Konsonanten verfälscht und verschluckt, anhören kann wie des Meisters "Eff-Zeh-Beh" (FC Bayern).

Man kann die Wichtigkeit von Fan-Unterstützung nie qualitativ messen. Allerdings sahen Spieler und Trainer immer wieder dort droben, von woher die "SSV"-Rufe kamen, den Ursprung starker Leistungen. Als der Jahn 0:2 gegen Ingolstadt und 0:3 gegen Düsseldorf zurücklag und am Ende noch siegte, bedankten sich alle zuerst "bei unseren unglaublichen Fans, die uns nie aufgeben". Was schon auch für sie unten auf dem Rasen galt.

Selbst nach dem 2:5 im DFB-Pokal gegen Heidenheim gingen die Jahn-Kicker auf die Tribüne zu, erwarteten Vorwürfe - und bekamen Zuspruch. Die Fans hätten das Team "geflutet mit hundertprozentiger Unterstützung", sagte Trainer Achim Beierlorzer. Für Kapitän Marco Grüttner war das die Szene des Jahres. "Wir wollten unbedingt gewinnen daheim für unsere Fans. Das hätten sie nach dieser Saison verdient gehabt", sagte Grüttner am Sonntag.

Er weiß: Auch in der nächsten Saison wird es auf den Zusammenhalt ankommen, der nun auf die Probe gestellt werden könnte. Denn der Erfolg des kleinen Klubs weckt Begehrlichkeiten. Der von den Anhängern zum Spieler des Jahres gewählte Knoll hat mehrere Anfragen, womit er sicher nicht der einzige ist. Und Beierlorzer ist zwar bis 2019 gebunden, dürfte aber nach dieser Saison wie schon seine Vorgänger Markus Weinzierl und Heiko Herrlich beim Jahn zum gefragten Fußballtrainer geworden sein. Wie Knoll weiß er aber auch, was er am Jahn hat. Noch hoffen die Fans also auf den Verbleib der beiden.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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