Interview mit Daniel Brühl:"Barcelona gewinnt drei-null!"

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Der Deutsch-Spanier Daniel Brühl erzählt im SZ-Sportgespräch von seiner Bewunderung für Barça, seinem Leben in Berlin und seiner Familie in Barcelona.

Kurt Röttgen und Ludger Schulze

Das Treffen mit Daniel Brühl ist das zehnte SZ-Gespräch einer Reihe von Interviews mit Persönlichkeiten des gesellschaftlich-kulturellen Lebens, die einen engen Bezug zum Sport haben. Das gesamte Gespräch lesen Sie in der SZ vom 7.04.2009.

"Fußball habe ich nur in der Schule gespielt, nicht im Verein. Ich war immer zu schmächtig, nicht robust genug.": Schauspieler Daniel Brühl. (Foto: Foto: Getty)

Vor dem Champions-League-Viertelfinalspiel des FC Barcelona gegen den FC Bayern München spricht Daniel Brühl über...

...den FC Barcelona

Brühl: Ich habe durch meine Mutter früh mitbekommen, was Siege über das verhasste Madrid für die Katalanen bedeuten. Real war ja immer erfolgreicher, vor allem international mit seinen neun Triumphen in Landesmeisterpokal oder Champions League gegenüber zwei von Barcelona. Doch schon als kleiner Junge war ich stolz auf mein Barça, wo in den achtziger Jahren Weltstars wie Schuster, Maradona oder Lineker spielten. Erst recht dann in den Neunzigern, als die Mannschaft unter Johan Cruyff mitunter Fußball in Vollendung bot.

...Stars von Barcelona

Brühl: Samuel Eto'o hat mich einmal in seinem Learjet von Nizza nach Berlin mitgenommen. Ich kam vom Filmfest in Cannes und er besuchte eine Charityveranstaltung für afrikanische Schulen. Ein interessanter Typ, sehr ehrgeizig. Meine erste Begegnung mit Cruyff war ziemlich überraschend. Vor drei Jahren wollte ich mit dem Taxi zum Champions-League-Spiel gegen Chelsea ins Camp Nou fahren, da rief mich ein befreundeter Produzent an und sagte: Warte, wir holen dich ab! In der Limousine saßen Cruyff und Marco van Basten, damals Hollands Nationaltrainer.

...Messi

Brühl: Dessen Wahnsinnsentwicklung fasziniert mich stets aufs Neue. Als kleinwüchsiger Junge kam er mit 13 Jahren nach Barcelona, weil in Argentinien kein Verein 900 Dollar im Monat für die dringend benötigten Wachstumshormone bezahlen wollte. Jetzt ist er knapp 22 und wird mit Diego Maradona verglichen. Allein wegen Messi lohnt sich jeder Besuch im Camp Nou.

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...den Stil von Barça

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SZ: Was beeindruckt Sie am Spiel Ihrer Mannschaft?

Brühl: Die Passgenauigkeit, die Perfektion am Ball. In der Bundesliga sehe ich das nur bei Ribéry. 85 Tore hat Barcelona in den bisher 29 Ligaspielen dieser Saison erzielt, die drei Stürmer Eto'o, Messi und Henry trafen zusammen sechzigmal. Ich finde, das ist eine unglaubliche Qualität. Eine derartige Angriffspower hat keine andere europäische Mannschaft. Barça bietet ein Spektakel, deshalb lieben Menschen den Fußball.

...sein Leben am Prenzlauer Berg in Berlin

Brühl: Ich verstecke mich nicht unter einer Baseballkappe oder hinter einer Riesensonnenbrille. Die das tun, wollen doch erst recht erkannt werden. Außerdem werde ich von Frauen ganz gerne angesprochen, meistens jedenfalls. Bei Männern gibt es schon mal Probleme, besonders wenn Alkohol im Spiel ist. Sie trennen nicht zwischen mir und der ihnen sympathischen Filmfigur, umarmen mich wie einen Freund und erzählen mir ihr Leben, auch wenn wir uns nie zuvor gesehen haben. Wenn ich dann sage, ich bin mit Bekannten hier, mit denen ich erzählen möchte, heißt es schnell: Du bist dir wohl zu fein dafür, dich mit mir zu unterhalten. Ich musste erst lernen, damit umzugehen.

...über seine Familie in Barcelona

SZ: Während der Diktatur, so der Katalane Carreras, "mussten wir unsere Identität gegen die Repression von General Franco verteidigen. Nur im Camp Nou, bei den Spielen des FC Barcelona, konnten wir unseren Selbstwert und unsere wahren Gefühle offen zeigen". Deshalb habe Barça bis heute diese unglaubliche soziale Stärke und Bedeutung. Empfindet das Ihre Generation auch so? Als mit Francos Tod im November 1975 die Diktatur 36 Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges abgeschafft wurde, waren Sie noch nicht geboren.

Brühl: Auch wenn es nicht mehr diese Brisanz hat und junge Menschen das entspannter sehen: Das Bewusstsein, ein eigenes Volk zu sein, wird über die Generationen weitergegeben. Meine ganzen Vettern und Cousinen leben in Barcelona, sprechen catalán. Ich kenne viele Geschichten über den Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur, über die Feindschaften zwischen Republikanern und Franquisten. Der Fußball spielt darin oft eine Rolle. Auch im "Salvador"-Film, in dem ich den Anarchisten Puig Antich darstelle, geht es in einer Szene um Fußball. Der junge Katalane wartet im Gefängnis auf seine Exekution und erlebt durch einen hohen Sieg von Barça über Real noch einmal einen Moment der Freude.

Lesen Sie das gesamte Gespräch in der SZ vom 7.04.2009

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