Internationaler Fußball:"Perfekt verlaufen"

Lesezeit: 2 min

PSG-Angreifer Neymar wird in seiner Heimat Brasilien erfolgreich am Fuß operiert. Nun rangeln Klubvertreter und Verbandsverantwortliche um die richtige Reha.

Von Javier Cáceres , Belo Horizonte/Leipzig

Das Hospital Mater Dei im brasilianischen Belo Horizonte verließ der fußkranke Neymar (Paris Saint-Germain) am Sonntag um 10.03 Uhr Ortszeit, wie es sich für den teuersten Fußballer der Welt gehört: in einem schwarzen Helikopter. Und die spektakuläre Abreise passte nur zu gut zu der Geheimniskrämerei, die am Samstag die Operation des fünften Mittelfußknochens seines rechten Fußes umweht hatte. "Perfekt" sei sie verlaufen, teilten sein Arbeitgeber PSG und Brasiliens Fußballverbandes CBF am Samstag mit, nachdem Neymar während eines 75-minütigen Eingriffs eine kleine Schraube am Knochenansatz des lädierten Mittelfußknochens eingesetzt worden war; in sechs Wochen wolle man wieder über den Fortgang der Genesung informieren. Dem Patienten gehe es gut, er werde sofort, zunächst daheim im Bundesstaat Rio de Janeiro, mit der Reha beginnen. Alles in Ordnung also? Wohl nicht ganz.

Hinter den Kulissen rangen Verantwortliche von PSG, der brasilianische Verband und Vertreter Neymars heftig um die richtige Kur für den Brasilianer. Der französische Spitzenklub hatte im Sommer die Rekordablöse von 222 Millionen Euro an den FC Barcelona bezahlt und will Neymars Arbeitskraft gern und möglichst wieder rasch zur Verfügung haben. Brasilien hingegen braucht Neymars Füßlein für die WM. Dieser Konflikt dürfte auch hinter der erstaunlichen Diskrepanz stehen, die sich zwischen PSG und CBF aufgetan hatte. Nach ersten Angaben von PSG hatte sich Neymar, 26, vor einer Woche im Ligaspiel gegen Olympique Marseille "nur" einen Haarriss im Mittelfußknochen zugezogen. Der Mannschaftsarzt der brasilianischen Nationalelf, Rodrigo Lasmar, berichtete aber, dass Neymar einen Bruch erlitten habe. Die Erholung würde sich nicht zwei, sondern eher drei Monate lang hinziehen, und das heißt: bis Anfang Juni also, wenn die Saison in Europa vorbei ist und das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League am Dienstag, wenn PSG nach der 1:3-Hinspielpleite Real Madrid empfängt (20.45 Uhr), erst recht.

Wie die Zeitung L'Équipe berichtete, gingen bei PSG ob Lasmars Diagnose, die sich durch die Röntgenbilder nicht belegen lasse, die Alarmglocken an. Man habe sich hintergangen gefühlt und vermute, dass Lasmar dick auftrug, um zu bewirken, dass Neymar geschont wird - für die WM, nicht für die PSG-Investoren aus Katar. Brasilien bestreitet das erstes Spiel der Gruppe E am 17. Juni in Rostov gegen die Schweiz.

Bei einer Pressekonferenz waren keine Fragen zugelassen

Die Debatte um die Verletzung war derart eskaliert, dass eine ursprünglich angesetzte Pressekonferenz der beiden operierenden Ärzte - Lasmar und der Franzose Gérard Saillant - durch einen Auftritt der Mediziner ersetzt wurde, bei dem jedoch keine Fragen zugelassen waren. Saillant erklärte, die angeblichen Divergenzen seien eine reine Medien-Erfindung. "Alles, was seit der Sekunde nach der Verletzung bis jetzt geschrieben wurde", sei falsch, alle Entscheidungen seien "in totaler Übereinstimmung mit Neymar, seiner Familie, dem (medizinischen) Staff und dem Vorstand von PSG sowie den Vertretern der Seleção getroffen worden", beteuerte Saillant.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: