Ingolstadt:Im Kopf runterfahren

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Hatte einigen Anteil daran, dass der Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg mit Julian Draxler (l.) gegen den Aufsteiger torlos blieb: Ramazan Özcan (Foto: Armin Weigel/AP)

Beim Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg demonstriert der FC Ingolstadt in der Defensive eine neue Reife.

Von Markus Schäflein

Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl hatte auf die beliebte Torwart-Rotation diesmal verzichtet. Ramazan Özcan, soeben von der österreichischen Nationalmannschaft zurückgekehrt, kam am Samstagmittag zum Einsatz, womit dieselbe Startelf auf dem Platz stand wie zuletzt beim 1:0 in Augsburg. Und Torwart Özcan hatte einigen Anteil daran, dass die Partie gegen den Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg mit einem für den Aufsteiger sehr erfreulichen 0:0 endete. Nach dem Abpfiff gab es entsprechend auch vom prominenten Kollegen im Tor des VfL Wolfsburg ein Kompliment: "Diego Benaglio hat gesagt, er hätte sich gewünscht, dass ich länger gefeiert hätte", berichtete Özcan mit Blick auf Österreichs erfolgreiche EM-Qualifikation, die er als Ersatztorwart in der vergangenen Woche miterlebte. In der kommenden Woche wolle der Torwart nach aufregenden Tagen "jetzt endlich mal im Kopf runterfahren".

Im Kopf runterzufahren, das ist derzeit ja nicht so einfach beim FC Ingolstadt, hinter jeder Ecke wartet in der Bundesliga schließlich eine neue Herausforderung. Sieben Punkte aus den ersten vier Spielen sind da eine hervorragende Ausbeute, das torlose Remis gegen Wolfsburg wurde vom Publikum angemessen beklatscht. Schließlich hatte sich beim 0:4 gegen Borussia Dortmund im ersten Heimspiel gezeigt, wie es einem Aufsteiger gegen die Spitzenmannschaften durchaus auch ergehen kann. "Wir wollen von Spiel zu Spiel lernen. Und ich glaube, wir haben aus dem Dortmund-Spiel gelernt", sagte Özcan. "Wir sind reifer geworden in der Hinsicht, die ich auch persönlich angesprochen habe: Wir dürfen uns nicht hinten reindrücken lassen. Heute waren wir frech und haben vorne attackiert."

Als Wolfsburg drückt, sorgt Trainer Hasenhüttl mit einem neuen System für Entlastung

Mit laufintensivem Pressing über den ganzen Platz zwangen die Ingolstädter den am Samstag pomadigen VfL immer wieder zu Rückpässen und weiten Schlägen. Diese aufwändige Spielweise kostet allerdings Kraft - diese holt sich der FCI auf eine Weise, die Özcan so beschrieb: "Wir ziehen uns an jedem Zweikampf und jedem gewonnen Ball hoch, das ist die Moral, die in uns steckt." Moral hin oder her, "dass dieses Tempo nicht 90 Minuten durchzuhalten ist, ist klar", stellte auch Trainer Hasenhüttl fest. In der zweiten Halbzeit kam Wolfsburg daher auch besser ins Spiel, mit einer taktischen Umstellung auf eine 4-2-2-Formation und zwei Wechseln sorgte Ingolstadts Trainer zwischenzeitlich noch einmal für Entlastung: "Da hat es nochmal zehn Minuten gedauert, bis sich Wolfsburg darauf eingestellt hatte." Gegen Ende musste der FCI zwar noch kurzzeitig um den Punktgewinn bangen, "aber die ganz riesigen Chancen haben wir nicht zugelassen", stellte Hasenhüttl zufrieden fest. "Es war ein tolles Spiel meiner Truppe, ich bin sehr stolz. Das war wirklich eine reife Leistung."

Vier Gegentore in vier Begegnungen sind ein annehmbarer Schnitt - der sogar zu einem hervorragenden Wert wird, wenn man berücksichtigt, dass alle vier Gegentore aus der Heimniederlage gegen Dortmund stammen. "Drei Mal zu Null in den ersten vier Spielen", sagte Hasenhüttl grinsend, "das haben so viele Aufsteiger auch nicht geschafft, glaube ich." Und Ramazan Özcans persönliche Bilanz sieht sogar noch besser aus: drei Einsätze, null Gegentreffer.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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