Ingolstadt - Darmstadt (17.30 Uhr):Wieder mit Puls

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Haben wieder Grund zum Jubel: FCI-Kapitän Marvin Matip (oben) und Außenverteidiger Florent Hadergjonaj. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Der FCI betrachtet das Spiel gegen den Tabellenletzten als kniffligste Herausforderung der Aufholjagd. Die Oberbayern könnten mit einem dritten Sieg in Folge außerdem einen neuen Vereinsrekord aufstellen.

Von Maik Rosner, Ingolstadt/München

Schweißperlen standen Marvin Matip noch auf der Stirn, als er bereits an Sonntag dachte. Am Mittwoch war das, direkt nach dem zweiten Sieg hintereinander, dem 3:2 beim FC Augsburg, nach dem der FC Ingolstadt nun auch realistisch betrachtet wieder auf den Ligaverbleib hoffen darf. Eine neue Situation für den Tabellen-17., und ebenso, dass dieser ausnahmsweise als Favorit in das Heimspiel gegen den abgeschlagenen Letzten SV Darmstadt 98 geht. Das meinte der Ingolstädter Kapitän Matip wohl auch, als er die Linie vorgab für die nächste Partie mit Finalcharakter. "Wir werden im schwersten Spiel der Woche nicht einen Schritt weniger machen. Wir werden weiter rein feuern", sagte der Innenverteidiger.

Zuletzt hatte die Mannschaft von Trainer Maik Walpurgis mit den beiden Siegen in den direkten Vergleichen binnen vier Tagen sechs Punkte auf den FC Augsburg und den FSV Mainz 05 aufgeholt. Gegen Mainz gelang ein 2:1 im Sportpark, beim FCA folgte der ebenso verdiente 3:2-Erfolg, der deutlicher hätte ausfallen können. Zwei Auftritte und Leistungen also, nach denen sich die Ingolstädter bestärkt fühlen dürfen in ihrem trotzigen Optimismus, etwas vollbringen zu können, was noch keinem Verein seit Gründung der Bundesliga nach einer derart aussichtslos erscheinenden Lage gelungen ist, wie sie sich jüngst mit zehn Punkten Rückstand nach 25 Spielen für den FCI noch darstellte.

"Noch sieben große Schritte"

Dass sie den Vergleich mit den darbenden Lilien als kniffligste Aufgabe in ihrer gestarteten Aufholjagd betrachten, erscheint allenfalls auf den ersten Blick kurios. Das heimschwächste Team der Bundesliga stellt Ingolstadt ja noch immer. Gerade einmal drei Dreier haben die Oberbayern im kleinen Sportpark erwirtschaftet, hinzu kamen drei Unentschieden. Auch weil es ihnen schwer fällt, das Spiel zu gestalten, wie es in Heimspielen oft nötig ist. Hinzu kommt gegen Darmstadt die psychologische Hürde, nun nicht mehr quasi druckfrei gegen die scheinbar aussichtslose Lage ankämpfen zu können. Sondern wieder etwas verlieren zu haben, da die Versetzung plötzlich wirklich wieder in Aussicht steht.

Vier Punkte Rückstand waren es ja nur noch vor dem 28. Spieltag auf den 16. Augsburg und den 15. Mainz. Sogar die direkte Rettung und nicht nur die Relegation liegt wieder in Sichtweite. "Ingolstadt hat wieder Puls", befand Matip, aber ähnlich wie er sieht es sein Abwehrkollege Romain Brégerie. "Es wäre fatal zu glauben, dass es gegen Darmstadt einfacher als zuletzt wird", sagte der Franzose und sprach ganz nach Vorgabe seines Trainers von einem positiven Druck: "Es gibt noch sieben große Schritte, der erste ist am Sonntag."

Drei Bundesliga-Siege in Serie sind Ingolstadt noch nicht gelungen

Die Frage ist nun, ob der zurückgekehrte Puls stabil bleibt und hilft oder wegen der neuen Chance in ein hemmendes Herzrasen umschlägt. Trainer Walpurgis würde Letzteres unbedingt verneinen. Allein schon deshalb, weil er dem psychologischen Teil des Spiels große Bedeutung beimisst. "Wir dürfen nicht glauben, dass wir schon etwas erreicht haben", sagte er deshalb, "wir sind der Jäger." Walpurgis versteht sich nicht nur als Fußballlehrer, der Laufwege, Passfolgen und die Systematik vorgibt. Sondern auch als mentale Stütze. Vor der Dienstreise nach Augsburg hatte er beispielsweise abgestritten, dass es sich dort um ein Endspiel handele. Wohlwissend, wie unwahrscheinlich die erhoffte Rettung durch eine Niederlage geworden wäre. Und auch die Verabredung mit den Darmstädtern, für die nach 13 Gastspielen in dieser Saison noch kein Auswärtspunkt und die deprimierende Tordifferenz von 4:31 notiert ist, versucht er möglichst druckfrei anzugehen. "Wir wollen die englische Woche erfolgreich beenden - mit einem Heimsieg", sagte der 43 Jahre alte Ostwestfale, mahnte aber auch: "Wir müssen hellwach sein. Die Schwierigkeit gegen Darmstadt liegt darin, dass die Leute glauben, dass die drei Punkte schon im Sack sind. Davor kann ich nur warnen." Drei Ligasiege in Serie wären in Ingolstadts fast zwei Jahren Bundesliga ein Novum.

Ein bisschen Hilfestellung für dieses Vorhaben leistet Walpurgis auch im übertragenen Sinne, fernab seiner inhaltlichen Dienste als Trainer und Motivator. Am elften Spieltag saß er nach der Beurlaubung seines Vorgängers Markus Kauczinski erstmals auf der Bank des FCI. Heraus kam damals jener 1:0-Sieg, der nicht nur der erste der Saison war, sondern auch die Richtung andeutete, in die sich die Ingolstädter entwickelt haben. Nach nur zwei Punkten aus zehn Auftritten unter Kauczinski folgten dem Erweckungserlebnis in Darmstadt sechs weitere Siege sowie zwei Unentschieden in 16 Spielen mit Walpurgis. Also 20 Punkte, exakt die Hälfte jener 40 Zähler, die nach handelsüblicher Rechenart für den Ligaverbleib nötig sind. Die erste Verabredung mit Darmstadt einbezogen, sind es sogar 23 Punkte aus 17 Spielen mit Walpurgis. Nun geht es darum, die Zähler 24 bis 26 zu sammeln.

© SZ vom 09.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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