Hinrunden-Ende der Bundesliga:Zittern im Land der Turbo-Schnecken

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Abstiegskampf in Bremen und Dortmund - die früheren Meister Werder und BVB brauchen schnellstmöglich 40 Punkte. (Foto: REUTERS)

Der Abstiegskampf droht zu einem der wildesten in der Bundesliga-Historie zu werden - und zu einer harten Probe für Borussia Dortmund. Wer eine alte Punkte-Marke nicht im Auge behält, wird sich noch wundern.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Kurzes Quiz für Nostalgiker: Welchen traurigen Rekord hält die folgende Startreihe des ruhmreichen Karlsruher SC, die am letzten Spieltag der Saison 1997/98 mit 2:4 Toren bei Hansa Rostock verlor: Jentzsch - Buchwald, Ritter, Regis, Hengen, Nyarko, Keller, Schepens, Häßler, Zitelli, Gilewicz?

17. Spieltag der Bundesliga
:Später Joselu-Treffer schockt SC Freiburg

Im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde führt der SC Freiburg 2:0 - doch in der Nachspielzeit trifft Hannovers Joselu zum Ausgleich. Die Badener überwintern damit als Letzter. Hertha BSC schenkt der TSG Hoffenheim durch kapitale Fehler einen 5:0-Sieg.

Nun? Dies ist jene Auswahl des Trainers Winfried Schäfer, die trotz 38 erwirtschafteter Punkte runter in die zweite Liga musste. Niemals sonst in mehr als fünfzig Jahren Bundesliga musste ein Klub absteigen, der so viele Punkte auf dem Konto hatte. Zwar blieb Mönchengladbach damals mit derselben Punktzahl drin, weil aber die "38" so schwer zu merken ist, wurde auf "40" aufgerundet. 40 Punkte, sonst nix - das ist seitdem für alle mit dem Existenzkampf befassten Klubs das Saisonziel.

HSV ist unten Stammgast

Die "40" war jüngst ein wenig aus der Mode gekommen. Den chronischen Minderleistern des Hamburger SV genügten im Schneckenrennen der vorigen Saison 27 Punkte, um sich vor Nürnberg (26) und Braunschweig (25) als Sechzehnte ins Relegations-Duell mit dem Zweitliga-Dritten zu retten. Zwar wurde gegen Fürth der Erstliga-Status behauptet, gescheitert aber ist wieder mal der Versuch, sich mit waghalsigen Investitionen vom Tabellenende freizukaufen. Der HSV ist Stammgast dort unten. Schlecht für ihn, gut für die Liga. Trägt er doch nun dazu bei, dass sich der Kampf gegen den Abstieg zum wildesten in der Liga-Geschichte zu entwickeln droht.

Es wäre grundfalsch, die Dramaturgie allein auf den spektakulären Absturz von Borussia Dortmund zuzuspitzen, auch der HSV hat erneut viel zu bieten: Dessen jüngste Nullnummer auf Schalke passt in ein eigenwilliges Überlebens- Szenario. Mit nur neun selbst erzielten Toren gelang es dem HSV, 17 Punkte aus 17 Spielen zu holen. Bei solchen Profitmargen werden selbst hanseatische Kaufleute blass. Nur: Kommt man mit diesem Geiz bis zur rettenden "40"?

Meisterschaft ist bereits bei Halbzeit vergeben

Die Bayern haben die 40er-Marke bereits passiert. Die Meisterschaft ist bei Halbzeit vergeben, aber eine Top-Liga darf ihre Rest-Spannung nicht nur auf die Frage reduzieren, ob es gelingen wird, den Münchnern in der Rückrunde wenigstens eine einzige Niederlage beizubringen. Hilfreich war es zwar, den tapferen Mainzern am Freitagabend dabei zuzusehen, wie sie die Bayern zumindest an den Rand eines Unentschiedens brachten. Dann aber traf doch wieder Arjen Robben, und den Mainzern wurde klar, dass es ihnen geht wie allen anderen Klubs von Platz zehn an abwärts: Los geht es Ende Januar erneut bei Null.

Teams wie Paderborn (10.), Köln (11.) oder Mainz (12.) haben eine wechselhafte, doch keine schlechte Vorrunde gespielt. Weil aber alle anderen auch punkten, weil keiner abgehängt wurde, und weil jeder damit rechnet, dass Dortmund noch von unten aufsteigt, ist die "40" erste Pflicht. Sie zu erreichen wird schwer im Jahr der Turbo-Schnecken.

© SZ vom 22.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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