Handballer gewinnen Achtelfinale:Start-Ziel-Sieg gegen müde Mazedonier

Handball WM 2013 - Deutschland - Mazedonien

Mit Macht: Linksaußen Stefan Kneer setzt sich durch, mit fünf Treffern war er bester deutscher Torschütze.

(Foto: dpa)

Mit einem souveränen 28:23 gegen Mazedonien erreichen die deutschen Handballer das Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Erneut spielt die Ausgeglichenheit der Auswahl von Bundestrainer Martin Heuberger eine wichtige Rolle. Die Mazedonier beklagen eine stundenlange Anreise.

Von Joachim Mölter, Barcelona

Die Handball-Weltmeisterschaft der Männer kommt nun in ihre entscheidende Phase, aber eins ist schon sicher: Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) schneidet besser ab als zuletzt. 2011 in Schweden wurde sie Elfte, ein Tiefpunkt in der DHB-Historie, nun in Spanien gehört das verjüngte Team zumindest schon mal zu den besten Acht.

Am Sonntagnachmittag setzte es sich in einem einseitigen Achtelfinale 28:23 (13:9) gegen Mazedonien durch, es trifft damit im Viertelfinale am Mittwoch auf den Sieger der Partie Spanien gegen Serbien, der am Montag ermittelt wird.

Die schwierigste Aufgabe von Bundestrainer Martin Heuberger bis dahin wird sein, die hochschießenden Erwartungen zu dämpfen. "Wir sind noch nicht zurück in der Weltspitze", beschwichtigte er nach dem Sieg vor rund 8000 Zuschauern im halbvollen Palau Sant Jordi von Barcelona: "Das ist noch ein weiter Weg, und dafür müssen wir noch viel arbeiten." Dass seine Mannschaft gut vorankommt bei diesem Turnier, streitet er freilich nicht ab: "Sie hat sich kontinuierlich gesteigert, und das war heute wieder ein Entwicklungsschritt."

Bereits am Freitagabend hatte das DHB-Team eine bemerkenswerte Zwischenprüfung abgelegt, als es im letzten Vorrundenspiel den Titelverteidiger und Olympiasieger Frankreich 32:30 (16:16) bezwang und damit als Gruppensieger in das Achtelfinale einzog. Als solcher genießt man bei großen Turnieren für gewöhnlich gewisse Privilegien, in diesem Fall war es eine kürzere Anreise zum Achtelfinal-Spielort.

Für den Umzug vom Vorrunden-Quartier in Barcelonas Vorort Granollers in die Innenstadt der katalanischen Metropole benötigte die DHB-Auswahl am Samstagvormittag eine knappe halbe Stunde mit dem Bus, sie hatte anschließend reichlich Zeit, um ein bisschen zu trainieren, sich auf den Gegner vorzubereiten und ansonsten auszuruhen. Die Mazedonier hingegen waren fast den ganzen Tag unterwegs gewesen, um von Sevilla nach Barcelona zu gelangen.

Weil ein Blitzeinschlag die Schnellzugstrecke blockiert hatte, mussten sie erst mit dem Bus nach Cordoba fahren und dort nach mehrstündiger Wartezeit in den Zug umsteigen - am Samstagabend um acht trafen sie dann endlich im Hotel in Barcelona ein. "Das war zu anstrengend für uns", sagte ihr Trainer Zvonko Shundovski, "alle Spieler waren müde."

Die deutschen Handballer zogen jedenfalls schnell auf 4:0 davon (7. Minute) und wahrten diesen Abstand bis auf eine kurze Schwächephase bis zum Schluss. Mitte der zweiten Halbzeit verkürzten die Mazedonier von 13:18 (40.) auf 16:18 (43.), "da haben wir kurz den Faden verloren", sagte Rückraumspieler Adrian Pfahl (Gummersbach), "aber wir haben ihn ziemlich schnell wiedergefunden".

Herausragender Heinevetter

Der am Sonntag herausragende Torhüter Silvio Heinevetter (Berlin) sorgte mit einer Glanzparade beim Gegenstoß von Dejan Manaskov dafür, dass die Mazedonier nicht noch näher herankamen; die jungen Außenspieler Tobias Reichmann und Kevin Schmidt (beide Wetzlar) stellten anschließend den alten Abstand wieder her (22:17/50.). Routinier Dominik Klein (Kiel), einer der vier verbliebenen Weltmeister von 2007, stellte fest: "Das war wieder mal ein Zeichen, dass wir nicht aus der Ruhe geraten."

Bis dahin hatte die deutsche Mannschaft nur einen Schreckmoment überstehen müssen - als der Berliner Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen in der fünften Minute nach einem Zusammenprall am Boden liegen blieb und sich das linke Knie hielt. Der 27-Jährige hätte zwar weiterspielen können, aber Bundestrainer Heuberger wollte kein Risiko eingehen.

Musste er auch nicht: Der für Christophersen ins Spiel gekommene Stefan Kneer (Magdeburg) machte seine Sache so gut, dass er am Ende mit fünf Toren sogar erfolgreichster Werfer des deutschen Teams war. Dessen Angriff zeichnete sich auch an diesem Tag wieder durch Ausgeglichenheit und damit einhergehend Unberechenbarkeit aus: Für die ersten zehn Tore zeichneten acht verschiedene Akteure verantwortlich. "Bei uns macht halt jeder seine Tore", sagte Kneer lapidar.

Bei Mazedonien ist vor allem Kiril Lazarov für die Tore verantwortlich, der bei Atletico Madrid beschäftigte Rückraumspieler. Der 32 Jahre alte Linkshänder stellte beim globalen Championat 2009 in Kroatien mit 92 Toren in neun Spielen sogar einen WM-Rekord auf. Auch diesmal gehört er zu den Top-Torjägern, in den fünf Vorrunden-Begegnungen hatte er 36 Mal getroffen. Diesen Sieben-Tore-Schnitt übertraf er gegen die Deutschen sogar um einen Treffer - es half nur nichts.

Kiril Lazarov sagte in diesen WM-Tagen: "Der Erfolg der Mannschaft ist wichtiger als die Zahl der Tore, die ich werfe." Eine Philosophie, die sich die DHB-Akteure notgedrungen längst zu eigen gemacht haben - in ihren Reihen gibt es ja keinen, der auch nur annähernd die individuellen Qualitäten Lazarovs hat.

Ihr Erfolg als Mannschaft resultiert aus der Summe der Tore, die jeder einzelne beisteuert. An diesem Sonntag trugen sich gleich elf Spieler in die Torschützenliste ein.

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