Hängende Spitze:Bierfest in Bologna

Lesezeit: 1 min

Ein Bierbecher hat auf dem Spielfeld nichts verloren - findet Leipzig-Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel in Fürth. Massimo Maccarone sieht das ganz anders.

Von René Hofmann

Es ist an der Zeit, dass an dieser Stelle einmal ein paar ernste Wort zum Thema Bier verloren werden. Den Anlass dazu bietet Ralf Rangnick. Der 57-Jährige erweckt nicht unbedingt den Eindruck, ein besonders sinnenfroher Genussmensch zu sein. Als Trainer des Zweitliga-Tabellenführers RB Leipzig bezieht Rangnick sein Salär zudem von der österreichischen Getränkefirma Red Bull. Weshalb der Akt, der ihm am Samstag nach dem 2:1-Sieg in Fürth widerfuhr, mindestens eine dreifache Beleidigung darstellte: Ragnick wurde mit einem vollen Bierbecher beworfen. "Da hört für mich der Spaß auf", zeterte Ragnick.

Viel mehr ist zu dem Vorfall gar nicht zu sagen. Das ganze Thema aber ist damit bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Denn: Bier ist nicht Bier. Das ist länger schon bekannt. Bereits 1801 notierte Funkes Neues Natur- und Kunstlexicon: Das Magdeburger Bier zeichne sich besonders durch "Urin treibende Kräfte aus", wohingegen das flandrische so stark sei, "dass es sich im Schlund festsetzt". Mögliche unangenehme Folgen eines übermäßigen Bier-Konsums wurden ein wenig später in der Lexikon-Literatur erstmals thematisiert. Der Brockhaus warnte 1827, die Eingeweide könnten verschleimen und "die Werk- zeuge des Unterleibs erschlaffen". Als Tipp, um die Güte des Bieres zu ergründen, galt in jener Zeit: Vor dem Trunk erst einen Tropfen auf ein Katzenauge träufeln! Blinzelte das Tier bloß, konnte die Brühe so schlecht nicht sein, was wiederum die Brücke nach Bologna schlägt.

Dort gab es vor Kurzem erst Aufregung, weil Kioske - um die öffentliche Trinklust einzudämmen - Bier nur noch ungekühlt verkaufen dürfen sollen. Und an diesem Wochenende ereignete sich beim örtlichen Fußball-Erstligisten eine Szene, die alle Diskussionen über Alkohol am und auf dem Spielfeld in eine ganz neue Richtung lenken könnte. Der FC Empoli war zu Gast. In der 42. Minute glückte dessen Kapitän Massimo Maccarone ein Tor. Aus Freude über sein 2:1 spurtete er an den Spielfeldrand, ließ sich einen Plastikbecher reichen und nahm einen tiefen Schluck Stadionbier. Erschlafft ist daraufhin: nichts. Drei Minuten nach Wiederanpfiff traf Maccarone erneut. Und am Ende gewann sein FC Empoli 3:2.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: