Hängende Spitze:Auch du schaffst den Schulterblick!

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Die Meldung, dass Marco Reus vor Kurzem seine Fahrprüfung bestanden hat, hat wenig Beachtung gefunden - völlig zu Unrecht.

Von Claudio Catuogno

Die frohe Botschaft, dass der Nationalspieler Marco Reus im Alter von 27 Jahren die Führerscheinprüfung bestanden hat, hat im August 2016 weniger Beachtung gefunden als die Mitteilung zuvor, wonach Reus gar keinen Führerschein habe. Das ist schade, kann doch ein Fußballprofi, der sowohl die Abseits- als auch die Abbiegeregel beherrscht, als leuchtendes Beispiel in die Gesellschaft wirken. Denn das ist ja wirklich nicht ohne: Mit einem Prüfer auf der Rückbank im ollen Golf Strich 50 durch Dortmund rollen und beim Spurwechsel einen präzisen Schulterblick setzen, nachdem man zuvor jahrelang im Aston Martin eher freestyle unterwegs war. Die Botschaft hinter dem Erfolg: Auch du kannst es schaffen!

Der Slogan "Wir schaffen das!" mag von Leuten mit Chauffeur (Horst Seehofer) in Misskredit gebracht worden sein, der Ruf "Du schaffst das!" ist davon unbeschadet geblieben. Reus ist in dieser Hinsicht ein doppelt leuchtendes Beispiel. In der Jugend erschien er Borussia Dortmund zu schmächtig und wurde nach Ahlen und Gladbach vertrieben, ehe Dortmund ihn für 17 Millionen Euro zurückkaufte. Kein Einzelfall. Der Stürmer Maximilian Philipp, der am Samstag zwei Tore beim 3:1 des SC Freiburg gegen Gladbach erzielte, wurde mit 14 Jahren bei Hertha BSC davongeschickt, weil er nur 1,55 Meter klein war. Er wuchs dann bald auf 1,83 Meter, und nun, sagte er am Samstag, sieht er sich selbst als Mutmacher für alle Kleinen und Schmächtigen. Jetzt muss es Philipp nur noch so machen wie Paul Pogba, den Manchester United einst ablösefrei nach Italien ziehen ließ und nun für 105 Millionen Euro zurückgekauft hat. Die Hertha wird bluten müssen, wenn sie Philipp wiederhaben will, und in den Worten der StVO gesprochen, wäre das dann nichts anderes als ein Bußgeldbescheid für Fahren ohne Durchblick.

Unser Land braucht Menschen wie Maximilian Philipp und Marco Reus. Und die Erfolgsgeschichte des Autofahrers Reus kann ja nicht zuletzt den Fußballer Reus inspirieren. Positiv bleiben! Vielleicht springt für Reus dann, wenn der Bundesfahrlehrer Jogi Löw seinen Kader für die WM 2018 nominiert, nicht wieder kurz vorher die Ampel auf rot.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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