Fußball-WM 2018:Mit Videobeweis

Lesezeit: 1 min

Der Weltverband trifft bei der Councilsitzung in Bogotá eine "historische Entscheidung": Beim Turnier in Russland werden Videoschiedsrichter eingesetzt.

DFB-Präsident Reinhard Grindel stieg nach seiner 18 000-Kilometer-Dienstreise zufrieden aus dem Flugzeug. Weltverbands-Präsident Gianni Infantino hatte dem 56-Jährigen am Freitag in Bogota "zugesichert", dass der Videobeweis bei der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) "reibungslos" umgesetzt werde. Was das wert ist, wird sich im Sommer zeigen. "Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Schiedsrichter-Kommission mit dem Vorsitzenden Pierluigi Collina", sagte Infantino nach der Council-Sitzung in Kolumbiens Hauptstadt. Collina, der frühere Weltklasse-Referee aus Italien mit dem stechenden Blick, werde die WM-Schiedsrichter "perfekt" auf die großen Herausforderungen mit der Technik vorbereiten.

Grindel war der einzige Council-Abgeordnete, der vor der Abstimmung noch Fragen stellte: "In allen anderen Ländern wird der Videoassistent als Instrument positiv gesehen", sagte er am Sonntag bei Sky, "ich hoffe, dass das auch hierzulande zunehmend so sein wird." In der Bundesliga-Hinrunde hatte der "VAR" (Video Assistant Referee) immer wieder zu Problemen und Missverständnissen geführt. Erst seit der Rückrunde läuft das Zusammenspiel zwischen den Videoassistenten in Köln und den Unparteiischen auf dem Platz quasi fehlerfrei - deshalb Grindels Bedenken, der dann wie alle im Council für den WM-Einsatz der Technik stimmte.

"Das ist eine historische Entscheidung", sagte Infantino: "Eine Entscheidung, die auf den Erkenntnissen aus mehr als 1000 Spielen beruht und auf den Fakten, dass der Videobeweis den Schiedsrichtern hilft, das Spiel gerechter und fairer zu machen." Um das zu erreichen, werden "bis in den Mai" drei Workshops stattfinden, sagte Grindel, damit die Schiedsrichter-Teams "zusammengeschweißt werden". Das WM-Kontrollzentrum wird in Moskau stehen, die Unparteiischen werden von einem federführenden Videoassistenten und drei weiteren Assistenten unterstützt. In der Bundesliga sind zwei davon im Einsatz. Für die Zuschauer im Stadion sollen die Entscheidungen mit speziellen VAR-Grafiken verständlich gemacht werden.

Neben der Einführung des WM-Videobeweises entschied das Council am Freitag, dass in den drei irakischen Städten Basra, Erbil und Kerbela ab sofort wieder Länderspiele stattfinden dürfen. Aufgrund der Kriege und unsicheren Sicherheitslage war das praktisch jahrzehntelang unmöglich gewesen.

Infantinos andere Ideen für den Weltfußball erhielten dagegen vorerst eine Absage. Unter anderem wollte der Fifa-Präsident die Klub-WM zum Mega-Event mit 24 Mannschaften auszubauen. Die Gegenstimmen waren vor allem aus der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und den Top-Ligen gekommen.

© SZ vom 19.03.2018 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: