Fußball-WM:In elf Städten durch Russland

Die Austragungsorte der Fußball-WM reichen von der Ostsee-Exklave Kaliningrad bis ins Ural-Gebirge. Was die elf Städte ausmacht und welche Geheimtipps sie zu bieten haben.

Von Eva Steinlein, Moskau

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(Foto: AP)

Kaliningrad gehört seit 1946 zu Russland. Doch umgangssprachlich wird die Exklave an der Ostsee zwischen Polen und Litauen von vielen Russen noch immer nach dem früheren Namen Königsberg "Kjönig" genannt. Rote Backsteinbauten im Zentrum und das "Fischerdorf" am Ufer der Pregolja muten für deutsche Besucher vertraut an, sind aber größtenteils historisierende Nach- oder Neubauten. Sehenswert sind das Bernsteinmuseum im Dohnaturm (siehe Foto) und der als "Blindasch" bekannte Bunker der Nationalsozialisten in einem Hof hinter der Immanuel-Kant-Universität.

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(Foto: iStockphoto)

Sankt Petersburg gilt seit seiner Erbauung durch Zar Peter den Großen als europäischste Stadt Russlands. Außer der Auferstehungskirche (siehe Foto), die für das flüchtige Auge aussieht wie die Basiliuskathedrale in Moskau, sind alle zentralen Bauwerke in westlichem Stilen gebaut. Kritische Historiker merken an, die Stadt sei auf den Knochen der Arbeiter und Handwerker erbaut worden. Dass die nördlichste Millionenstadt des Landes noch heute einen Hang zur Grandiosität um jeden Preis hat, zeigt das Krestovsky-Stadion, das fast eine Milliarde Euro gekostet haben soll. Die Einwohner von "Piter" sind stolz auf seinen Status als Kulturhauptstadt Russlands. Wem ein Besuch des Eremitage-Museums zu gediegen ist, der wird in der "Kunstkamera" fündig, einer anthropologischen Sammlung, die auch menschliche Präparate enthält.

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(Foto: dpa)

In Moskau, der russischen Hauptstadt, leben etwa zwölf Millionen Einwohner. Nimmt man die unregistrierten Gastarbeiter hinzu, die die Metropole am Laufen halten, sind es sogar etwa 15 Millionen. Für Touristen obligatorisch ist ein Besuch auf dem Roten Platz (siehe Foto) samt einem Blick auf den Kreml und die "Steinerne Blume", wie die Basiliuskathedrale mit ihren ikonischen Zwiebeltürmen genannt wird. Wer wenig Zeit hat, fährt mit der Straßenbahn Nummer 39 auf der Strecke zwischen den Haltestellen "Tschistie Prudy" und "Universität" an vielen Sehenswürdigkeiten entlang.

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(Foto: dpa)

Nischni Nowgorod hieß zu Zeiten der Sowjetunion "Gorki", benannt nach dem dort geborenen Dichter. Heute dürfte das berühmteste Kind der Stadt Natalia Vodianova sein, die vor ihrem Durchbruch als Model an einem Obststand in der Stadt arbeitete. Auch in "Nischni", wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, steht ein Kreml, allerdings ist die historische Zitadelle eine Nummer kleiner als die Moskauer Machtzentrale. An der "Strelka" genannten Landzunge fließen die Flüsse Oka und Wolga ineinander. Dort liegt auch das eigens für die WM gebaute Stadion. Ein authentisches Mitbringsel aus der alten Handelsstadt sind die mit charakteristischem Blumenmuster bemalten Holzwaren namens "Chochloma".

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(Foto: REUTERS)

Saransk ist mit nicht einmal 300 000 Einwohnern der kleinste WM-Austragungsort und die Hauptstadt der Republik Mordwinien, aus der die zwei Volksgruppen Ersja und Mokscha stammen. Von der Aussichtsplattform der Staatlichen Universität aus lässt sich die niedliche Stadt gut überblicken, die außerhalb des Zentrums vor allem industriell geprägt ist. Auch wenn heidnische Symbole wie der achtzackige Stern ebenso allgegenwärtig sind wie die sowjetische Vergangenheit in den Straßennamen: Mit dem Jahrtausendplatz und dem "Für immer mit Russland"-Monument sind gleich zwei Treueschwüre an das Mutterland im Stadtbild verankert.

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(Foto: dpa)

Wolgograd war im Zweiten Weltkrieg Schauplatz der Schlacht von Stalingrad, woran Jahrzehnte nach ihrer Umbenennung vor allem die Statue der "Mutter Heimat" auf dem Mamajew-Hügel (siehe Foto) erinnert. Von ihren Füßen bis zur Schwertspitze misst sie mehr als 80 Meter. Nicht weniger imposant ist die "Ewige Flamme" im Inneren des nahegelegenen Mahnmals für die Gefallenen: Sie lodert aus einer Fackel empor, die von einer gigantischen steinernen Hand gehalten wird. Aus Wolgograd stammt übrigens auch die 2010 enttarnte Spionin Anna Chapman, die heute als Modedesignerin und Fernsehmoderatorin arbeitet.

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(Foto: dpa)

Bewohner von Rostow am Don erkennt man an den dunklen Vokalen, von denen ihr Russisch gefärbt ist. Der Dialekt verrät auch die geographische Nähe zum Nachbarland Ukraine. Gerade 200 Kilometer Luftlinie ist das von Separatisten besetzte Donezk von der Stadt am Asowschen Meer entfernt. In friedlicheren Zeiten verband beide eine Städtepartnerschaft. Den südrussischen Verkehrsknoten prägen sonst vor allem Kirchen und Hochschulen - die Staatliche Universität Rostow ist eine der größten des Landes. Ein besonderes Erlebnis ist ein Bummel über den Zentralen Markt in der Stanislowskogo-Straße.

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(Foto: dpa)

Badeort, Skigebiet, Weltklasse-Wettkampfstätte: Geht es nach dem Willen der russischen Regierung, ist in Sotschi schier alles möglich. Wo sonst kann man in Russland unter Palmen im Schnee flanieren? Schon Stalin ließ sich hier ein Sommerhaus errichten, das heute auf dem Gelände eines Erholungsheims steht und als Museum besichtigt werden kann. Das schönste Gebäude der Stadt ist ausgerechnet sein Bahnhof. Ansonsten eignet sich Sotschi vor allem zum Flanieren. Ein kulinarischer Geheimtipp ist die Schaschlikbude an der Uferpromenade unweit des Olympiaparks, in der neben Fisch und verschiedenen Fleischsorten auch Stockbrot mit Käse gegrillt wird.

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(Foto: AFP)

Samara ist mit anderthalb Millionen Einwohnern die sechstgrößte Stadt Russlands. Nach dem Überfall der Nazis diente sie unter dem Namen "Kuibyschew" sogar als zeitweilige Hauptstadt Russlands. Den "Stalinbunker", der heute ein Museum ist, hat der Diktator selbst allerdings nie betreten. Sehenswerter ist allerdings das Raumfahrtzentrum "Samara Kosmitscheskaja" (siehe Foto), vor dessen Eingang ein Modell der berühmten Sojus-Trägerrakete steht. Ein Klassiker aus Samara ist außerdem das "Schiguljowskoe"-Bier, dessen hundertjährige Tradition auf einen österreichischen Brauereiunternehmer zurückgeht.

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(Foto: dpa)

Kasan ist die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Die Stadt gilt als Zentrum des russischen Islam und ist insbesondere für ihre Küche bekannt. Ihr Wahrzeichen ist neben dem kesselförmigen Standesamt der Kasaner Kreml - in der historischen Zitadelle stehen die Kol-Scharif-Moschee und die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale unmittelbar nebeneinander. Statt der "Tjubetejka" genannten Samtkappe sollten Touristen als Souvenir lieber eine Katze mitbringen: Sie ist die Schlüsselfigur in zahlreichen Erzählungen über die Stadt.

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(Foto: dpa)

Jekaterinburg ist der östlichste Austragungsort der Fußball-WM: Er liegt fast 2000 Kilometer von Moskau entfernt im Ural-Gebirge, der geographischen Grenze zum asiatischen Teil Russlands. Drei Stunden in die Zukunft weicht die Zeit dort von der mitteleuropäischen Standardzeit ab. Ein humorvolles Fotomotiv für Besucher ist das "QWERTY-Monument", eine große steinerne Tastatur am Ufer des Isset. Die übrigen Sehenswürdigkeiten der Stadt sind eher düster, etwa die Kathedrale auf dem Blut, an deren Bauort die Familie des letzten Zaren Nikolaus des Zweiten von den Bolschewiken ermordet wurde, oder der Mafia-Friedhof im Westen der Stadt. Der nie genutzte 220 Meter hohe Fernsehturm von Jekaterinburg wurde im März 2018 gesprengt.

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