Fußball:Verkürzt die Transferphase!

Lesezeit: 2 min

Drei Tage vor Transferschluss beim FC Barcelona vorgestellt: der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé (r.). (Foto: dpa)

Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die Wechselperiode zwei Monate lang dauern muss. Im Gegenteil: Ein kürzeres Transferfenster würde Erpressungsversuche der Spieler verhindern.

Kommentar von Sebastian Fischer

In der wundersamen Sprache des Fußballs klingen selbst die sperrigsten Begriffe vertraut, so oft werden sie von den Rhetorikkünstlern der Branche verwandt. In diesen Tagen, in denen es auf den 31. August zugeht, ist eine Vokabel besonders beliebt: Der sogenannte "Handlungsbedarf". Doch der wundersame Sprachschatz des Fußballs ist in Gefahr.

Zur Erklärung: Es geht um Transfers. "Handlungsbedarf", das sagen Fußball-Manager meistens, wenn sie nach ein paar Spieltagen merken, dass sie Mist gebaut haben - und vielleicht doch noch einen Stürmer gebrauchen können. So wie Bayer Leverkusen: Wie schon in der Vorwoche zum Auftakt beim FC Bayern schossen die Leverkusener auch beim 2:2 gegen Hoffenheim am Samstag viel häufiger als ihr Gegner aufs Tor (Chancenverhältnis 16:6), doch gewannen nicht. Keines der Tore erzielte ein echter Stürmer, was auch daran lag, dass kein echter Stürmer in der Startelf stand. Und so wird bis zum "Deadline-Day" (sic!) am Donnerstag spekuliert, ob sie nicht doch noch einen echten Stürmer verpflichten.

Den Rhein herunter, beim zweimal sieglosen 1. FC Köln, besteht "Handlungsbedarf" auf den Flügelpositionen, wo es ein paar präzise Flankengeber bräuchte. Und wenn man nicht wüsste, dass Uli Hoeneß schimpfen würde, könnte man sogar sagen: Der FC Bayern muss handeln, auf den Kreativpositionen im Mittelfeld. Um das zwar zweimal erfolgreiche, aber doch recht fantasiearme Spiel zu beleben. Borussia Dortmund hat seinerseits Andrej Jarmolenko von Dinamo Kiew verpflichtet, als Ersatz für den zum FC Barcelona gewechselten Ousmane Dembélé.

Max Eberl nennt die Wechselperiode "Betrug am Zuschauer"

Aus Dortmund kommt nun die lauteste Kritik am Prinzip an sich. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wiederholte am Samstag seine Forderung, das Transferfenster müsse früher schließen. Mit anderen Worten: Es soll nach Beginn der Saison im Sommer keines Handlungsbedarfs mehr bedürfen. Watzke bereicherte die Fußballsprache aus diesem Anlass um das gar nicht mal so schöne Wort "Transferscheiße". Und doch musste man ihm zustimmen.

Eine kürzere Wechselperiode würde zwar nicht die Summen begrenzen, mit denen auf dem Markt gehandelt wird, doch sie würde verhindern, dass Spieler einen Wechsel erpressen können, wie es unter anderen Dembélé und Philippe Coutinho vom FC Liverpool vorgeworfen wird. Es gibt niemanden, der sich öffentlich gegen eine Verkürzung ausspricht - und keinen Grund, warum die Wechselperiode zwei Monate lang dauern muss, von Anfang Juli bis Ende August. Außer dem natürlich, dass weniger Manager "Handlungsbedarf" sagen würden, weil ihnen in der Sommerpause, wenn der Handlungsbedarf ja trotzdem noch besteht, weniger Leute zuhören.

Gladbachs Max Eberl nennt es "Betrug am Zuschauer", wenn den Vereinen nach dem Saisonstart Spieler weggekauft würden. Karl-Heinz Rummenigge wünscht sich seit Jahren den Transferschluss vor dem Saisonbeginn. Auch die französische Spielergewerkschaft forderte eine Verkürzung. Eine europaweite Einigung, heißt es allerdings, sei kompliziert.

Und doch gibt es Hoffnung: Die einzigen Gegner einer Änderung wären Fußball-Manager, die ihre Kaderplanung hinauszögern wollen, weil noch Qualifikationsspiele für Champions League anstehen und sich ihr Budget verändert, oder Manager, die einfach hinten dran sind, weil sie zu lange im Urlaub waren. Die ausdauernden Sommerferien der englischen Manager, zum Beispiel, sind legendär. Doch ausgerechnet in England wollen die Eigentümer am 7. September darüber abstimmen, ob der Transferschluss vorverlegt werden soll. Es besteht Handlungsbedarf.

© SZ vom 27.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fußball-Transfers
:Würde Mbappés Wechsel das Financial Fairplay verletzen?

Erst Neymar, nun wohl Mbappé: Bis zu 400 Millionen Euro könnte Paris für die beiden Spieler zahlen - wie passt das zu den Regeln der Uefa? Fragen und Antworten.

Von Martin Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: