Das schöne Castrop-Rauxel musste in der Vergangenheit schon häufiger als Synonym für jegliche Art von Provinzialität herhalten. Dabei führt das total in die Irre, Castrop-Rauxel ist gar kein Dorf, sondern eine richtige Stadt mit fast 75 000 Einwohnern im Emscherland.
In Castrop-Rauxel gibt es sogar verschiedene Fußballklubs. Ob jetzt aber die SG Castrop-Rauxel oder doch die Sportfreunde Habinghorst einen Jugendtrainer suchen, geht aus dem Internetportal trainerkontakte.de nicht eindeutig hervor. Vielleicht sind die Abgesandten des Königlich Belgischen Fußballverbands (KBFV) ja auf diese Seite aufmerksam geworden, seit sie nach der Demission des Nationaltrainers Marc Wilmots auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger sind.
Ziel ist der Aufbau einer "High Performance"-Kultur
Fündig wurden sie jedenfalls noch nicht, wie man ihrem neuesten Aufruf entnehmen kann, der bisher nur Spott eingebracht hat. Dabei wohnt ihm auch viel Charme inne: Der Königlich Belgische Fußballverband hat aufgehört, aktiv nach einem neuen Nationaltrainer zu suchen, er hat alle einberufenen Taskforces in Sachen Trainerfindungskommission eingestellt und macht es jetzt einfach so wie die SG Castrop-Rauxel oder die Sportfreunde Habinghorst - sie stellen eine Stellenanzeige ins Netz.
Der Bewerber soll laut Inserat "Erfahrung und Ergebnisse in der sich schnell wandelnden Fußballwelt" vorweisen können. Ziel sei der Aufbau einer "High Performance"-Kultur, nachdem das bei der EM nicht so nach Wunsch verlaufen war mit dem Aus im Viertelfinale. Aber anders als der kamerunische Fußballverband, der ebenfalls im Internet inseriert hat, fordert der KBFV von seinen potenziellen Fußballlehrern nicht ein, dass sie in dem Land, in dem sie künftig arbeiten sollen, auch leben und die verschiedenen Sprachen beherrschen müssen. Um die Suche noch weiter zu erleichtern und nicht zu viele Kandidaten von vornherein auszuschließen, verzichtet er sogar auf Fähigkeiten, die in der sich schnell wandelnden Fußballwelt eigentlich unabdingbar sind, und auf die der kamerunische Verband viel Wert gelegt hat: Der neue Mann sollte idealerweise "Kenntnisse in Word, Powerpoint und Excel" mitbringen.
Kamerun hat mittlerweile tatsächlich einen Nachfolger für Volker Finke gefunden, er soll die Mannschaft fit machen für die Fußball-WM 2018 in Russland. Ob er nun mehr Bürokraft als Fußballexperte ist, müssten die Belgier am besten beantworten können, er ist ja einer von ihnen: Hugo Broos aus dem belgischen Grimbergen-Humbeek hat zuletzt den algerischen Erstligisten Hussein Dey trainiert.
VfB-Profi Filip Kostic wird auf Ebay angeboten
Der Königliche Belgische Fußballverband könnte jetzt natürlich dem kamerunischen eine schmucke Ablösesumme zahlen. Er kann aber auch auf Ebay versuchen, sich einen neuen Nationaltrainer zu ersteigern. Neulich dachte man ja kurz, dass sich auf dem Online-Marktplatz richtige Fußballprofis und nicht mehr nur alte Fahrräder kaufen lassen. Zum Beispiel wurde da der VfB-Stuttgart-Profi Filip Kostic angeboten, zum Sofort-Kauf für schlappe 20 Millionen Euro, wie die Inserentin mit dem Namen "KarOne" schreibt. Der angebotene Spieler sei "gebraucht, hat leichte Abstiegskampfnutzung, ist aber in einem guten Zustand. Der schnelle Linksaußen möchte gerne international spielen, geht aber auch zu jedem x-beliebigen Verein, der genug zahlt und nicht in Liga zwei spielt."
Und für den schnellen Käufer gebe es noch als Bonbon oben drauf: die Abwehrspieler Toni Sunjic oder Florian Klein. Gratis. Wenn das mal kein Schnäppchen ist. Der Königliche Belgische Fußballverband dürfte bald die Qual der Wahl haben.
