Fußball:Signal an die Konkurrenz

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Sorgte nach seinem wichtigen 1:0 auch für den Torschuss zum 2:0: Alexander Esswein. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Das klare 4:0 in Stuttgart überrascht auch FCA-Trainer Weinzierl. Den Schwung will er in die kommenden Liga-Spiele mitnehmen.

Von Matthias Schmid

Marwin Hitz machte es sich auf seinem Trolley bequem. Der Torhüter des FC Augsburg saß am Samstag an der Ausgangstür der Stuttgarter Arena und sah auf dem Monitor vor ihm, wie David Alaba gerade den FC Bayern beim FC Schalke in Führung brachte. Hitz lächelte und stand auf, er hatte genug gesehen. Ob er insgeheim mit den Münchnern sympathisiert, ist nicht überliefert. Aber vermutlich hatte seine prächtige Laune nichts mit Alabas Tor zu tun als vielmehr mit dem Ergebnis des FCA, der am Samstag beim VfB Stuttgart 4:0 (3:0) gewann und so den letzten Tabellenplatz vorerst verlassen durfte.

"Wir haben gezeigt, dass uns keiner abzuschreiben braucht."

Vor allem der Augsburger Torhüter hatte einen wunderbaren Nachmittag erlebt, erst kurz vor dem Spielende musste er nach einem Schuss von VfB-Kapitän Christian Gentner die erste ernsthafte Torannäherung der Stuttgarter mit einem irrwitzigen Reflex vereiteln. In dieser Saison war es bisher nicht allzu oft vorgekommen, dass der 28-Jährige in der Liga ein Spiel ohne Gegentreffer beendete, streng genommen passierte das nur einmal, beim 2:0 gegen Hannover. "Ich hatte diesmal das Gefühl, dass immer noch einer da ist, der retten kann", sagte Hitz.

In der Tat war es erstaunlich, dass die Augsburger gegen eine der offensiv stärksten Mannschaften in der Liga nie ernsthaft gefährdet waren, ein Gegentor hinnehmen zu müssen. Selbst FCA-Trainer Markus Weinzierl war überrascht, hatte sich sein Team zuletzt doch häufig Aussetzer geleistet. "Es war nicht zu erwarten, dass wir in der Defensive so dominant aufgetreten", lobte der 40-Jährige. Nach dem 1:2 zuletzt gegen Bremen hatte sich Weinzierl beim VfB vielmehr auf einen zähen Abnutzungskampf eingestellt, weil beide Klubs im Wettstreit um den Klassenverbleib jeden Punkt dringend benötigen. Entsprechend defensiver ordnete er seine 4-1-4-1-Grundformation an. Und dann entwickelte sich ein Spiel, das mit dem höchsten Auswärtssieg des FCA in der Bundesligahistorie endete und nach einer Viertelstunde praktisch "gelaufen war", wie Kapitän Paul Verhaegh es ausdrückte, "weil wir nach dem ersten Tor früh zwei weitere Tore machten". Beim 1:0 hatte Raul Bobadilla VfB-Profi Serey Dié frech den Ball stibitzt und ihn zu Alexander Esswein weitergespielt, der per Flachschuss zum 1:0 abschloss, weil kein Stuttgarter ihm hatte folgen können.

Das schnelle und direkte Umschaltspiel mit teilweisen kunstvollen Kombinationen hatten sie beim FC Augsburg lange vermisst. In dieser Saison waren sie der Form aus der vergangenen Saison, die mit Platz fünf endete, bisher meist hinterhergelaufen. "Der Sieg gibt uns Mut und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben", sagte Verhaegh. Euphorisch klang er dabei nicht. Der Niederländer kennt die Tabelle, die auch nach den weiteren Toren von Baumgartl (Eigentor nach Esswein-Schuss), Callsen-Bracker und Koo nur wenig ansehnlicher wurde. Nach 13 Spielen kommt der FCA auf neun Punkte, er hat noch immer einen Punkt weniger als der Tabellen-16. VfB. Weinzierl glaubt daher, dass der FCA bis zum Saisonende gegen den Abstieg spielen wird. Er wertet den Sieg aber als wichtiges Signal an die Konkurrenz. "Wir haben gezeigt, dass uns keiner abzuschreiben braucht", sagte er und fügte einen interessanten Satz hinzu: "Wenn wir in der Liga bleiben, ist das mehr wert als der fünfte Platz in der Vorsaison."

Sieben Spiele, inklusive Europa League und DFB-Pokal, stehen für den FCA bis zur Winterpause noch auf dem Programm. Das Wichtigste bleibe die Liga, hebt FCA-Trainer Weinzierl hervor, "wo wir bis Weihnachten noch so viele Punkte wie möglich holen wollen". Er weiß, dass es ihnen die übrigen Gegner nicht so leicht machen werden wie ihr Lieblingsgegner VfB, gegen den der FCA nun den sechsten Sieg in Serie feierte. Schon am Donnerstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen Bilbao wird Marwin Hitz wohl wieder mehr beschäftigt sein als ihm lieb sein dürfte.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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