Fußball:Neuanfang in Liga neun

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(Foto: Manuel Queimadelos Alonso/Getty)

Der frühere FC-Bayern-Profi Christian Lell wechselt zum TSV Weyarn in der Kreisklasse Zugspitze 2.

Gewöhnlich war das Leben von Christian Lell nur selten. Er hat sich mit viel Ehrgeiz 65 Einsätze in der Profimannschaft des FC Bayern erkämpft, er hat es immerhin jeweils zwei Jahre beim 1. FC Köln und Hertha BSC ausgehalten, bei zwei mitunter eigenwillig geführten Vereinen also, und als seine Bundesliga-Karriere ins Stocken geriet, wechselte er nach Spanien, zu UD Levante (im Bild rechts im Zweikampf mit Granadas Pereira). Es war ein Abschluss mit seiner durchwachsenen Zeit in Deutschland, auf sein Trikot ließ er sich nicht seinen Nachnamen drucken, sondern die Abkürzung seines Vornamens: Chris. Im Januar 2014 einigte sich Lell mit Levante auf eine Vertragsauflösung, eineinhalb Jahre lang hatte er daraufhin nicht Fußball gespielt; er kümmerte sich vielmehr um seine Firmengruppe, mit der er Immobilien und Yachten vermietet. Lell war in all diesen Jahren jedoch nicht nur als Fußballer aufgefallen, sondern auch durch Eskapaden abseits des Spielfeldes. 2007 musste nach einem handgreiflichen Streit mit seiner damaligen Freundin vor einem Münchner Nachtclub die Polizei kommen, Lell beschimpfte die Beamten, später akzeptierte er eine Geldstrafe in Höhe von 100 000 Euro.

Nun hat dieser ungewöhnliche Lebensweg die nächste ungewöhnliche Wendung genommen: Kurz nach seinem 31. Geburtstag wurde Lell bei einem neuen Verein vorgestellt, der Außenverteidiger spielt nun für den TSV Weyarn. In der Kreisklasse Zugspitze 2. In der neunten Liga.

Lell, der zweimal deutscher Meister wurde und der in der Champions League mit dem FC Bayern vor 93 000 Zuschauern in Barcelona gespielt hat, spielt nun für den Verein einer 3366-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Miesbach, aber wie ein Profi denkt er ohnehin nicht mehr. Im Urlaub auf Ibiza hatte er Karl-Heinz Wiesner, einen Unterstützer des Vereins kennengelernt - dieser habe ihm das Engagement "schmackhaft gemacht", erzählte Lell dem Miesbacher Merkur. "Für mich war wichtig, dass es hier regional ist, und dass ich bei meiner Familie sein kann. Insbesondere bei meiner Tochter." Es sind neue Worte von ihm, ruhiger und bedacht.

In Weyarn spielt Lell als junger Familienvater, vielleicht auch als gereifter Mann. Erstmals eingesetzt werden könnte er für den Tabellenvierten womöglich bereits im Heimspiel am Sonntag. Zu Gast ist dann der TSV Brunnthal, der Tabellenführer der Kreisklasse Zugspitze 2.

© SZ vom 03.09.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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