Fußball:Lieber wieder gegen Heidenheim

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Romuald Lacazette (r. gegen Swansea-Profi Ayew) hat einen Zweijahresvertrag bekommen - doch 1860-Trainer Torsten Fröhling dämpft die Erwartungen. (Foto: imago/MIS)

Im letzten Testspiel vor dem Zweitliga-Start verärgert der TSV 1860 Trainer Torsten Fröhling - Romuald Lacazette kommt von Paris St. Germain II.

Von Markus Schäflein

Sie hatten sich das schön ausgedacht beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München: einen "Heimatabend" zu veranstalten im doch von vielen so geliebten Stadion an der Grünwalder Straße, zur Generalprobe vor dem Saisonstart, mit Swansea City, einem renommierten Premier-League-Klub, als Gegner. Und dann erschienen am Samstagabend nur 2500 Zuschauer in Giesing. Woran das gelegen haben mag, darüber rätselten die Sechziger: zu teure Eintrittspreise? Eine Übersättigung an Grünwalder-Stadion-Events? Mangelnde Würdigung des starken Gegners? Kaum Interesse an den Testspielen wegen fehlender Zugänge? Oder gar ein nachlassendes Interesse am TSV nach der verkorksten vergangenen Saison und wenigen Indizien für eine deutliche Besserung? Letztere These wird sich an den Zuschauerzahlen in der Fröttmaninger Arena überprüfen lassen, wenn die Runde startet. Der Dauerkartenverkauf ist dem Vernehmen nach jedenfalls schleppend angelaufen.

Aus sportlicher Sicht verlief der "Heimatabend" ebenfalls nicht ganz nach Wunsch, wenngleich das bloße Ergebnis gegen Swansea City, eine 1:2-Niederlage, ordentlich aussah. Es täuschte allerdings darüber hinweg, dass die Löwen deutlich unterlegen waren. Trainer Torsten Fröhling ärgerte sich in erster Linie darüber, dass sein Team mal wieder den Start verpatzte - wie schon beim 1:3 gegen Werder Bremen und dem 2:1 gegen FK Ufa (je 3. Minute) mussten die Löwen wieder ein frühes Gegentor hinnehmen. Jack Cork traf nach einem Eckstoß (7.).

"Wir haben sehr, sehr ängstlich begonnen", klagte Fröhling. "Da waren zu viele Fehlpässe dabei, die mich sehr ärgern. Ganz egal welcher Gegner auf dem Platz steht - das darf uns nicht passieren. Das Gleiche gilt für das relativ frühe Gegentor." Die zweite Hälfte, als 1860 durch einen Foulelfmeter von Daniel Adlung (66.) zunächst zum Ausgleich kam, fand der Trainer hingegen "recht ordentlich". In der 73. Minute allerdings tanzte Bafetimbi Gomis im Strafraum gleich drei Verteidiger aus und erzielte den Siegtreffer für Swansea. Auch Kapitän Christopher Schindler ärgerte sich über die Gegentore: "Das darf nicht passieren, wir müssen wacher sein."

Was Fröhlings geplante Formation betrifft, konnte man aus der Startelf der Generalprobe nur bedingt Rückschlüsse ziehen. In der Innenverteidigung erhielt Zugang Milos Degenek (VfB Stuttgart II) den Vorzug vor Kai Bülow; im Sturm begann Stephan Hain, der in den Testspielen die meisten Treffer erzielt hatte, anstelle des weiterhin seine Form suchenden Rubin Okotie. Den Rechtsverteidiger gab zunächst erneut Daylon Claasen statt Vladimir Kovac. Auf all diesen Positionen wurde allerdings pünktlich in der 46. Minute gewechselt, so dass Fröhling ihre endgültige Besetzung offen ließ.

In der 81. Minute kam dann noch Romuald Lacazette aufs Spielfeld - der 21-jährige Mittelfeldspieler von Paris St. Germain II, der sich im Trainingslager ausgiebig vorgestellt hatte, bekam vor der Partie einen Zweijahresvertrag, gerade noch rechtzeitig, um es aufs offizielle Mannschaftsfoto zu schaffen (auf dem sich die beiden spanischen Profis Ilie Sanchez und Rodri, die noch abgegeben werden sollen, nicht befanden). "Romuald ist jung, talentiert und hat in dieser Zeit seinen starken Willen demonstriert. Deshalb ist es eine Chance für ihn und für uns", sagt Sportdirektor Gerhard Poschner, der Lacazette zu den Löwen gebracht hatte. Gegen Swansea hätte der Franzose bei einer Großchance fast noch das 2:2 erzielt - vorerst jedoch wird er sich mit einer Reservistenrolle begnügen müssen. "Er ist ein junger Spieler, der bei uns eine Chance bekommt", sagte Trainer Fröhling über den Franzosen, "aber er ist sicher nicht der Spieler, der uns in die Bundesliga schießt." Beim Thema, wann weitere Zugänge kommen, reagiert der Übungsleiter zunehmend genervt.

Wenn schon nicht viele Neue die Massen locken, obliegt es den bisherigen Spielern, wieder eine Art Begeisterung für Sechzig zu wecken. Das könnte nur mit einem guten Start in die Zweitliga-Runde gelingen, doch das Auftaktprogramm mit dem Auswärtsspiel in Heidenheim (Sonntag, 15.30 Uhr), dem Heimspiel gegen Bundesliga-Absteiger SC Freiburg und dem Pokalspiel gegen Erstligist 1899 Hoffenheim hat es in sich. Ein bisschen Hoffnung machte Daniel Adlung, er stellte mit Recht fest: "Heidenheim ist nicht Swansea."

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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